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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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fluchend hielt er sich die rechte Hand. Blut tropfte zu Boden.
    Anne konnte geradezu fühlen, wie bemüht er war, sich zusammenzureißen.
    Er trat ein paar Schritte zurück. Gemächlich und sich seiner selbst sicher zog er ein Taschentuch aus der Hosentasche und begann, sich die Hand zu umwickeln.
    Ein leises Geräusch aus dem Wohnzimmer, fast wie ein Knacken, ließ Anne aufhorchen. Sie vermutete die Terrassentür, denn deutlich war ein kalter Windzug, der durch das Haus zog, zu spüren.
    Auch Mezza war es nicht entgangen; fassungslos drehte er sich zur Tür.
    Ein greller weißer Lichtstrahl erhellte von einer Sekunde zur anderen die Küche. Anne musste gegen ihren Willen die Augen schließen. Männer brüllten. Sie versuchte zu blinzeln. Dann ging alles unglaublich schnell. Sie erkannte Mezza auf dem Boden liegend, alle viere von sich gestreckt. Über ihm drei Männer in schwarzen Kampfanzügen und Sturmhauben, die ihre Waffen auf Mezza gerichtet hielten.
    Lenz stand im Türeingang. Aus seinem Gesicht wich nur allmählich die Anspannung.
    Anne rutschte von der Anrichte.
    Lenz sprang zu ihr und half ihr hoch. „Ich fürchte, es ist vielleicht noch nicht vorbei.“
    Er sprach ernst. „Oder haben Sie eine Ahnung, wo sich Hannes Harenberg derzeit aufhält?“
    Jetzt ging Anne endgültig in die Knie. Dann hat er also nicht gelogen. Hannes ist wirklich etwas zugestoßen! Niemals glaubte Anne an einen Suizid. Nicht bei Hannes.
    Mit gehetztem Blick schaute sie auf zu Lenz. „Dieses Schwein hat ihn aufgehängt!“, rief sie voller Wut und Verzweiflung aus.
    Jegliche Farbe wich aus dem Gesicht des Kommissars. Er kniete sich neben Mezza und riss dessen Kopf am spärlichen Haar in die Höhe. „Wo ist Harenberg?“, brüllte er ihn an.
    Mezza ließ sich davon nicht beeindrucken, hielt den Blick starr auf den Boden gerichtet. „Ach wissen Sie, das ist jetzt sowieso zu spät. Außerdem hat er sich selbst aufgehängt, sie werden einen Abschiedsbrief finden.“
    „Den habe ich schon gelesen, vorhin auf ihrem Computer. Sie sagen mir jetzt sofort, wo Harenberg steckt, oder …“
    „Oder was, Herr Kommissar? Erschießen sie mich? Bitteschön …“ Lenz ließ wortlos von ihm ab, und Mezzas Kopf schlug unsanft auf dem Boden auf. Er wandte sich Anne zu, die ihm von Mezzas Komplizen Robin Böse erzählte, der noch irgendwo frei herumlief. „Daher also die wasserdichten Alibis“, ärgerte sich Lenz.
    Dann klingelte das Handy. Der Kommissar ging dran; sein Gesichtsausdruck wechselte von erleichtert auf freudig, um dann wieder Sorgenfalten auf der Stirn zu zeigen. Anne hielt es fast nicht mehr aus. Endlich beendete Lenz das Gespräch und stöhnte laut.
    „Wir haben ihn! Er wurde schon vor einer Weile gefunden. Jetzt ist er unterwegs auf die Intensivstation des Ehranger Krankenhauses. Sein … Zustand ist mehr als kritisch. Kommen Sie Frau Seifert, ich nehme Sie mit.“
     

Kapitel 37
     
    Andreas erinnerte sich daran, dass auf dem Kaminsims eine alte steinerne Pferdeskulptur stand. Sie hatte dort ihren Platz, seit er denken konnte. Andreas hatte sich immer über dieses seltsame Dekorationsstück gewundert, passte es doch so gar nicht zu Bernds Geschmack und der sonstigen mondänen Einrichtung. Er schlich zum Kamin, als dürfe ihn niemand hören. Dabei war er ganz allein in der alten Familienvilla, die Bernd zuletzt bewohnt hatte. Schon immer war sie dem Sohn vererbt worden, der die Schmuckgeschäfte führte. Nun war Andreas als einziger Steinmetznachkomme übrig geblieben. Nun gehörte die Villa ihm, mit allem, was sich darin befand.
    Andreas nahm die alte Skulptur in seine Hände. Er spürte genau, dass er jenes Weihnachtsgeschenk in den Händen hielt, das Jacob seinem Sohn Johann einst gefertigt hatte; zum Weihnachtsfest 1688.
    Jacob nahm die Skulptur mit zur Bildergalerie und hielt inne vor Jacobs Porträt. „Dein Gewissen kann nun befreit sein“, murmelte er in Gedanken, „der Schatz ist wieder in Ambrosius Familie. Ich hoffe, du kannst endgültig in Frieden ruhen, so wie ich jetzt in Frieden leben kann.“ Andreas bedankte sich im Stillen vor dem Bildnis Johanns dafür, dass er die Geschichte seines Vaters aufgeschrieben hatte. Ansonsten hätte Andreas all dies nie erfahren.
    Dann machte er Halt vor Bernds Abbild. Auch mit ihm hatte er seinen Frieden geschlossen. Woher hätte er auch wissen sollen, was dieser Schönemann uns antun würde?, dachte er.
    Schönemann ist ein Wahnsinniger. Ein Verbrecher, Entführer und

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