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Das ermordete Haus

Das ermordete Haus

Titel: Das ermordete Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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wohlbemessenen Schritten. Wiederum öffnete er die Schublade, dieses Mal geräuschlos.
    Die beiden Älteren unter der Wachsdecke hörten auf zu lachen.
    Im Glanz des Mondlichts zeigte sich die Poststation La Burlière, die nach dem letzten Regen noch nicht richtig abgetrocknet war, dem Betrachter als großes, nahezu fensterloses Landhaus mit geraden, aus dem Geröll der Durance aufgemauerten Wänden und tiefer gelegenen Pferdeställen, die sich hinter dem Gebäude in dem schwefelhaltigen Sandstein verloren, in den sie gehauen worden waren. Die dort untergebrachten Pferde glänzten golden im Schein der Öllämpchen.
    Es gab an diesem Haus eigentlich nur Einfahrten, durch die sich Leiterwagen und Frachtwagen, schwere Langholzwagen und Zweispänner drängten, nur Luken, durch die das Futter für die Tiere eingebracht wurde. Alles war für die Bequemlichkeit der Pferde und des Fuhrparks eingerichtet, nichts für die der Bewohner.
    Wenn man das Anwesen in einer solchen Nacht betrachtete, mit dieser fensterlosen Wand, die sich bis zur Straßenbiegung erstreckte, so wurde man durch seine scharfen Kanten und seine schlanke, langgestreckte Form an einen großen Sarg erinnert. An den Ecken des gepflasterten Hofes brannten wie riesige Kerzen vier leuchtendgrüne Zypressen, die vor langer Zeit einmal dort eingepflanzt worden waren.
    In leuchtendgrünem Schein erschienen sie zumindest den drei Männern, die sich zwischen dem Schuppen mit dem Pferde- geschirr und dem Wagenfriedhof niedergekauert hatten, wo die Langholzwagen mit zerbrochenen Deichseln und aus den Fugen gegangenen Rädern ruhten, Überreste von Fahrzeugen, denen Schreckliches auf den Gebirgsstraßen zugestoßen war und die man hierhergebracht hatte, wo sie in Frieden verrotten durften.
    Hinter diesem löchrigen Schutzwall beobachteten die drei Männer die Fensterluke an der Vorderseite, aus der ein kümmerlicher Rest Licht drang.
    Schon seit einiger Zeit kauerten sie da, eng aneinander- gedrängt. Ihre schweren Kleidungsstücke rochen nach Regen und nach den riesigen Buchsbäumen, zwischen denen sie sich hatten durchzwängen müssen, um hierherzugelangen. Denn sie waren nicht auf der Straße hergekommen. Sie waren dem Bewässerungskanal gefolgt. Sie hatten den Weg unter der verfallenen römischen Brücke hindurch genommen. Sie waren oberhalb von La Burlière angelangt und hatten lange hinter den Wacholderbüschen gekauert. Bei Einbruch der Nacht – noch bevor der Mond sein Licht verbreitete – waren sie den Abhang hinuntergeklettert und hatten sich zwischen dem Schuppen und dem Wagenfriedhof auf die Lauer gelegt. Seither machten sie sich flüsternd gegenseitig Mut.
    »Meinst du, die werden endlich mal schlafen gehen?«
    »Irgendwann schon.«
    »Und wie sollen wir es aus ihm rauskriegen?«
    »Wie man so was eben macht: Wir werden ihm die Füße ein bißchen anwärmen …«
    »Hast du ihn dir mal richtig angeschaut, diesen Monge?«
    »Was heißt hier richtig angeschaut? Füße wird er schon haben, wie alle andern auch.«
    »Siehste, du hast ihn dir eben nicht richtig angeguckt, wenn du das meinst. Ich schon. Das war beim Jahrmarkt. Er hat sich einen Zahn ziehen lassen, beim Griechen.«
    »Der, dem seine Tochter Trommel spielt?«
    »Genau der. Bei Monge hat sie gar nicht spielen müssen, damit man nicht hört, wie er schreit. Der hat nicht geschrien! Der hat sich danach gerade mal ein bißchen die Backe gerieben …«
    »Zwischen einem Zahn und glühender Holzkohle gibt’s wohl ’nen kleinen Unterschied. Der ist auch nicht aus Stahl, l’Uillaou – der Blitz …«
    »Da weiß ich nu nicht … Einmal hab ich gesehen, wie er einem Hengst, der ihn gebissen hatte, eins auf die Schnauze gegeben hat … Ich hab noch nie ’nen Gaul gesehen, der so gekuscht hat …«
    »Er hat recht … Monge hat ein Herz aus Stahl … Niemand weiß das besser als wir drei …«
    »Pssst! Seid still, ihr beiden!«
    »Was ist los?«
    »Hört ihr denn nichts?«
    »Was sollen wir schon hören?«
    Hier draußen, außerhalb der schützenden Mauern auf der nackten Erde, konnte man eigentlich nur etwas hören, wenn einem die Angst die Kehle zuschnürte und die Ohren aufriß. Dieser wilde Strom, der das Gebirge ins Meer trug, zerriß mit schneidenden Pflugscharen die Fluren der Nacht. Sein Lärm übertönte sogar den des Sturms, der die Steineichenwälder in Aufruhr versetzte, die sich von den Abhängen des Plateaus von Ganagobie bis zu den Ausläufern des Lure-Gebirges erstreckten, dort hinten

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