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Das ermordete Haus

Das ermordete Haus

Titel: Das ermordete Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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laut im Traum redeten.
    Aber kaum erwachte er morgens, fing er wieder an zu grübeln. Mehrmals wurde er von den Kutschern und Pferdeknechten grob angefahren, weil er ihnen die Ersatzpferde verkehrt hingehalten hatte. Er grübelte noch weit mehr, als die Girarde niederkam. Als das Kleine auf die Welt kam, zeigte es, sechs Stunden lang, ein für alle fremdes Gesicht, ein Gesicht, das es in der Familie nie gegeben hatte. Kein Gesicht von hier. So erschien es Monge jedenfalls. Auch war es ihm vorgekommen, als ob die Hebamme voll dunkler Ahnungen die Augen abwandte, als sie es vor sich hochhielt; als ob sie versuchte, es aus dem Kerzenlicht zu halten; als ob sie es, wenn sie sich getraut hätte, gern unter ihre Schürze gestopft und das Köpfchen unter ihren Arm genommen hätte, um es zu ersticken, wie man ein zuckendes Täubchen erstickt. Und weiterhin hatte Monge den Eindruck, daß die Girarde, unter dem Vorwand, Schmerzen zu haben, den Kopf hartnäckig gegen die Wand preßte, als offenbare sich in dem Kind eine allzu offenkundige Wahrheit.
    Monge hatte dagestanden wie ein vom Blitz Getroffener.
    Seitdem war das Wickelkind blond und glatt geworden wie ein Engelchen an der Kirchendecke. Das unbekannte Aussehen hatte sich in seinem seraphischen Gesicht verloren. Aber diese ursprünglichen Gesichtszüge, so trügerisch sie sein mochten – die hatte Monge sich eingeprägt. Die späteren sah er nicht. Er wandte sich ab, um sie nicht zu sehen.
    Wie er so seinen Erinnerungen aus jüngster Zeit nachgrübelte, fiel ihm im Spiegel der Fensterluke das Bild des Würmchens ins Auge, das sich an die Brust seiner Mutter klammerte. Er drehte sich um und ging zu dem großen Tisch zurück, wo die beiden Älteren zu seinen Füßen flüsterten und glucksten. Mit einer heftigen Bewegung riß er die Tischschublade auf. Gründlich musterte er ihren Inhalt und stieß sie wieder zu.
    Dann strich er mit der Hand über den Staub auf der Backtruhe. Er wühlte in der Schachtel, in der die Knöpfe aufbewahrt wurden. Er nahm die Kurbel der Standuhr von der Wand, steckte sie in die Öffnung des Zifferblatts und kurbelte, ganz langsam, die Gewichte hoch. Den Zeiger stellte er um zehn Minuten vor.
    »Monge!« rief der Papé. »Hörst du denn wirklich nichts?«
    Monge gab keine Antwort. Zerstreut winkte er ab. Er hatte die alte Flinte vom Kaminsims heruntergenommen. Mechanisch überprüfte er das Schloß.
    Die Girarde gab dem Würmchen die andere Brust. Sie hielt den Kopf leicht geneigt und ließ ihren Mann nicht aus den Augen. Von Fieberkrämpfen, die sie im Säuglingsalter befallen hatten, war ihr ein schielendes Auge zurückgeblieben, das ohne klares Ziel leicht nach oben blickte. Das andere folgte jedoch, genau ausgerichtet und hellblau, mit größter Wachsamkeit jeder Bewegung Monges.
    Seit Monaten beobachtete sie ihn ohne Unterlaß. Er veränderte sich von Woche zu Woche. Sie hatten sich in den zwölf Jahren gemeinsamen Lebens nie viel zu sagen gehabt, aber es herrschte wenigstens Friede zwischen ihnen. Jeder ging seiner Arbeit nach, und darüber hinaus ersetzte der tiefe Schlaf der Erschöpften die Zärtlichkeiten. Wenn ihr je einmal nach Zärtlichkeit zumute war … Aber das waren ja gerade die Anwandlungen, die man in Monges Gegenwart besser verscheuchte.
    Sollte er einen Schimmer von Glück in ihrem gesunden blauen Auge entdeckt haben? Das fragte sie sich jeden Abend, wenn er ins Grübeln verfiel …
    Monge legte die Flinte zurück und schickte sich langsam an, sein Reich zu erkunden. Er öffnete die knarrende Schranktür, musterte die Vorräte, die Marmeladengläser. Er zählte die Seifenstücke, die pyramidenförmig auf dem Regal gestapelt lagen. Danach hängte er den Kalender, den calendrier des Postes, wieder gerade. Irgend jemand mußte ihn verrückt haben. Seit er ins Grübeln verfallen war, kam es oft vor, daß er alle seine Besitztümer auf diese Weise inspizierte. Man hatte den Eindruck, als kenne er sie persönlich, bringe sie ins rechte Gleichgewicht. Im übrigen gab er sich nicht damit zufrieden, sie zu betrachten. Er betastete sie wie ein Blinder. Die Krüge und die buntbemalten Kaffeegläschen, die auf der Anrichte aufgereiht standen, die großen Olivenölflaschen in den dunklen Ecken, die Stöße von Kupferkasserollen, die Brottruhe, das Kohlebecken, die Nähmaschine Marke Cornelia, auf alle diese Gegenstände legte er die Hände, als ob er ihre mit den Fingern ertastete Gestalt für immer festhalten wollte.
    Mehr noch, er

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