Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
die Dokumente eines nach dem anderen.
Schon das dritte erwies sich als ein Vordruck mit handschriftlich ausgefüllten, zuvor freien Stellen, demzufolge der dort benannte Baudruc beauftragter Kassenbote der Central Bank sei. Offenbar war dies der ›Ausweis‹, den er suchte, und dennoch blieb die Schwierigkeit unverändert bestehen. Der Name, auf den das Dokument ausgestellt war, bildete tatsächlich die größte aller Gefahren, da eben dieser Baudruc dem Kassier der Zweigstelle S so wohl bekannt war, daß er sich wunderte, diesmal nicht mit ihm zu tun zu haben.
Ohne jedoch einen Augenblick die Ruhe zu verlieren, verfiel der kühne Bandit sofort auf den Ausweg, den er nötig hatte. Er benutzte einen Augenblick, in dem der Kassier ihm keine Aufmerksamkeit schenkte, um das offizielle Schriftstück in zwei Teile zu zerreißen, die obere Hälfte, die den verräterischen Namen enthielt, unter die bereits durchgesehenen Papiere zu mischen und nur die untere in der Hand zu behalten.
»So ein Pech! …« rief er in verärgertem Ton aus, sobald er diese Manipulation glücklich beendet hatte. »Ich habe zwar den Ausweis, aber nur zur Hälfte, die andere ist fort.«
»Die Hälfte? …« fragte der Kassier zurück.
»Ja, er war schon alt und verbraucht, weil ich ihn immer in der Tasche bei mir trage. Da ist er auseinandergefallen, und ich habe dummerweise offenbar die eine Hälfte zu Hause gelassen.«
»Hmhm! …« ließ sich der Kassier unzufrieden vernehmen.
Nachdem der Kassenbote auf dem Blatt irgendeinen Namen eingetragen hatte …
Der Abholer schien gekränkt.
»Und außerdem langt es mir jetzt«, erklärte er und stand auf, wie um sich zur Tür zu begeben. »Man hat mir gesagt, ich soll hier Ihren Kram abholen. Ich komme. Sie wollen ihn mir nicht geben? Dann behalten Sie ihn und setzen Sie sich mit der Hauptstelle selbst auseinander. Mir kann es ja schließlich egal sein.«
Die Gleichgültigkeit, die er bewies, trug zu seinem Erfolg weit mehr bei, als die besten Argumente es vermocht hätten, erst recht aber der drohende Zusatz, den er wie einen Partherpfeil im Gehen abgeschossen hatte. Nur keine Scherereien! Das ist das unverrückbare Ziel aller Angestellten auf Erden.
»Einen Augenblick! …« rief der Kassier und winkte ihn zurück. »Zeigen Sie Ihren Ausweis doch mal her.«
»Da ist er«, antwortete der falsche Kassenbote und wies die Hälfte des Schriftstücks vor, auf der kein Name stand.
»Immerhin ist da die Unterschrift des Chefs«, stellte der Kassier mit Befriedigung fest.
Dann endlich entschloß er sich.
»Hier ist das Geld«, verkündete er, während er ein versiegeltes Päckchen hervorholte. »Wollen Sie bitte hier den Empfang bestätigen.«
Nachdem der ›Kassenbote‹ auf dem Blatt, das ihm vorgelegt wurde, irgendeinen Namen eingetragen hatte, entfernte er sich mit gekränkter Miene.
»’n Abend! …« brummte er mit der Stimme eines Mannes, der die Verdächtigung noch nicht verwunden hatte, deren Gegenstand er gewesen war.
Kaum war er draußen, lief er schnell zu dem Wagen, schwang sich auf den Bock und verschwand in der Dunkelheit.
So vollzog sich dieser Raub, der soviel Staub aufgewirbelt hat.
Bekanntlich wurde er noch am gleichen Abend entdeckt, sicherlich früher, als seine Urheber sich hatten träumen lassen. Nachdem das Geschäftslokal der Bank doppelt abgeschlossen, das Personal zur Ohnmacht verurteilt, der Fahrer des Wagens erledigt war, konnten sie berechtigtermaßen annehmen, bis zum nächsten Morgen werde man nichts bemerken. Dann allerdings würde der Bürodiener, wenn er die allmorgendliche Reinigung vornehmen wollte, notwendigerweise Alarm schlagen, aber es bestand doch viel Aussicht, daß die Unternehmung solange verborgen bleiben werde.
In Wirklichkeit jedoch liefen die Dinge in anderer Weise ab.
Um halb sechs Uhr rief Mr. Lasone, jener Zweigstellenkontrolleur, der ein erstes Mal um fünf Uhr telefoniert hatte, um die Ankunft des Geldtransportwagens zu avisieren, besorgt, weil er diesen nicht zurückkommen sah, noch einmal bei der Zweigstelle DK an. Er erhielt keine Antwort, denn die Diebe, die zu diesem Zeitpunkt mit der Teilung der Beute fertig waren, hatten einfach den Hörer ausgehängt, um das Läuten zu unterbrechen, das durch seine Beharrlichkeit die Aufmerksamkeit der Nachbarschaft hätte erregen können. Für den Augenblick gab der Kontrolleur es auf und begnügte sich damit, auf die Telefonbeamten zu schimpfen.
Als jedoch weitere Zeit verstrich und
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