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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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Prolog
    Antilius stand am Rande des Abgrundes einer Schlucht.
    Es war der Inbegriff eines Abgrunds. Die zerklüfteten Steilwände fielen fast senkrecht hunderte Meter in die Tiefe und verloren sich in einem quecksilberartig wabernden Nebel. In diesem Nebel, so war Antilius sich sicher, stoben die Dämonen des Alten Zeitalters umher. Dort unten warteten sie geduldig darauf, dass er sich zu ihnen gesellen würde. Würde er nur einen Schritt nach vorne wagen, würde er in die Tiefe stürzen.
    Ein kalter, feuchter Sturm bahnte sich seinen Weg durch die Schlucht.
    Antilius’ Augen ruhten auf einer Gestalt in einem langen schwarzen Mantel, die regungslos auf der anderen Seite der Schlucht stand.
    Antilius konnte das Gesicht der Gestalt nicht erkennen. Dort, wo ein Gesicht hätte sein müssen, war nur eine graue Masse, ein Dunstschleier, fast genauso wie der Nebel in der Schlucht.
    Mann ohne Gesicht. Er ist der Mann ohne Gesicht, dachte Antilius. Er spürte, wie er von ihm angestarrt wurde, auch wenn der Blick des Fremden ihm verborgen blieb.
    »Was willst du von mir?«, fragte ihn der Mann ohne Gesicht auf der anderen Seite. Sein Mantel flatterte wild im Sturm.
    Antilius wusste es nicht. Er wollte antworten, doch er konnte seine Lippen nicht bewegen. Er bemühte sich, das Gesicht des Fremden zu erkennen. Doch es schwebte nach wie vor nur ein trüber Schleier auf den Schultern des Fremden.
    Antilius hatte keine Ahnung, warum er hier war. Er fühlte sich unwirklich. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Körper und Geist waren wie gelähmt.
    Der Sturm, der an ihm zerrte, nahm an Intensität zu.
    »Wer bist du?«, fragte Antilius. Endlich gelang es ihm nach mehreren erfolglosen Versuchen zu sprechen, auch wenn es ihm schwer fiel.
    »Das weißt du doch. Du weißt, wer ich bin.«
    Das Jaulen des Sturms wurde lauter, und trotzdem konnte Antilius den Fremden problemlos verstehen. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu wahren, denn der Sturm zog ihn langsam aber energisch gen Abgrund.
    »Hast du keinen Namen?«, rief er hinüber.
    »Für dich bin ich der Mann ohne Gesicht«, sagte der Mann ohne Gesicht ruhig und ohne besonders laut zu sprechen.
    Antilius versuchte, sich vom Abhang weg zu bewegen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht.
    »Warum bist du hier, Antilius?«, wollte der Fremde wissen. «Antworte!«
    »Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin. Ich weiß nicht einmal genau, wer ich bin«, sagte Antilius unsicher.
    »Aber ich weiß es. Ich kenne den Grund. Ich weiß, wer du bist. Soll ich es dir verraten, Antilius? Soll ich es tun? Möchtest du es wissen? Es könnte dir aber nicht gefallen. Du musst mich schon darum bitten, wenn du es wissen willst!«
    Antilius war verwirrt und schwieg. Seine Gedanken waren vernebelt. So wie dieser Ort hier.
    Der Mann ohne Gesicht wartete einen Moment. »Wenn du nicht weißt, was du eigentlich willst, dann kehre um!«, befahl er.
    Antilius war aber entschlossen, nicht zu gehen. Es war ein unerklärbarer und fester Wille.
    »Nein«, sagte er automatisch.
    »Kehre um, Antilius. Verfolge nicht meinen Weg! Geh, oder ich werde dein Schicksal sein. Noch kannst du dich umdrehen und nicht mehr zurückblicken. Suche nicht nach den Antworten. Es würde dir nichts mehr nützen. Nach diesen Antworten zu suchen, könnte Folgen haben, die für dich unvorstellbar sind. Ich bitte dich, GEH!«
    »Ich werde nicht gehen!«
    Der Sturm wurde immer heftiger. Wie aus dem Nichts bildete sich plötzlich eine schwere Nebelwolke auf der Seite der Schlucht, auf der der Mann ohne Gesicht stand. Die Silhouette des Fremden verlor nun an Kontrast. »Du kannst nicht ermessen, was geschehen wird, wenn du nicht umkehrst. Höre auf mich, Antilius!«, rief er mit einer fast flehenden Stimme.
    »Ich werde nicht gehen. Ich kann nicht anders«, rief Antilius zurück, ohne darüber nachzudenken, was er sagte.
    Der Mann ohne Gesicht schien noch einen Augenblick nachzudenken. Dann fällte er sein Urteil. »Du Narr! Wenn es soweit ist, dann werde ich dein Schicksal sein. Mich wirst du jedenfalls nicht aufhalten!«, brüllte er. Seine Konturen verschwanden nun vollends in den Nebelschwaden.
    Antilius versuchte, den Fremden wieder aufzuspüren, als er plötzlich einen harten Stoß in den Rücken versetzt bekam.
    Panisch ruderte er mit den Armen, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen. Doch es nützte nichts. Er sank langsam wie in Zeitlupe vornüber und blickte in den Abgrund. Der Nebel darin war fort. An seine Stelle war ein

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