Das Erziehungs-ABC - von Angst bis Zorn
hat er sich dort brüllend und strampelnd auf der Erde gewälzt. Die Sprüche anderer reichten von »Das arme Kind!« bis hin zu »Dem fehlt nur eine ordentliche Tracht Prügel!«.
In der Trotzphase, etwa zwischen 18 Monaten und drei Jahren, ist ein Kind oft fast unerträglich. Aber es braucht diese Phase – Pädagogen sprechen von Autonomiephase –, um sein Ich zu entwickeln. Es ist die erste Rebellion in seinem Leben: gegen die Eltern, Grenzen, die Welt der Erwachsenen, für die es noch viel zu klein ist, gegen seine eigenen Gefühle, die es noch nicht begreift. Schimpfen und Strafen nützen nichts, sondern machen wütende Zwerge nur noch trotziger. Versuchen Sie es ruhig durchzustehen.
Selbst bei den heftigsten Trotzern ist mit spätestens sechs Jahren alles vorbei. Man sagt außerdem, dass die schlimmsten der Minirebellen dafür in der Pubertät nicht mehr so anstrengend sind ...
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So entschärfen Sie die Situation
Machen Sie Ihren Gefühlen möglichst oft Luft – etwa im Gespräch mit Ihrem Partner oder einer Freundin. Üben Sie sich bei den Anfällen Ihres Kindes in Gelassenheit: Tun Sie gar nichts.
Wenn Ihr Kind statt der Mütze das Stirnband aufsetzen möchte – warum nicht? Sie verringern so das Risiko von Ausrastern. Und Ihr Kind merkt, dass es ernst genommen wird.
Gehen Sie kritischen Situationen aus dem Weg. Wann tobt Ihr Kind besonders schnell? Bei Lärm, Übermüdung, Menschenmengen? Im Supermarkt? Gehen Sie in diesem Fall möglichst allein einkaufen, vielleicht abends, wenn Papa zu Hause ist.
Machen Sie Ihr Kind zum Einkaufshelfer. Beschäftigen Sie es im Supermarkt mit kleinen Aufträgen: »Pack doch bitte mal die Milch in den Wagen.« Oder: »Wo waren noch mal deine Lieblingskekse?« Ihr Kind kommt sich wichtig vor und ist beschäftigt.
Brüllen nie belohnen: Tobt Ihr Kind, gibt’s kein Nachgeben, keine Kompromisse. Sonst haben Sie für lange Zeit verloren.
Sagen Sie sich immer wieder: »Der Trotz meines Kindes hat nichts mit mir persönlich zu tun. Ich bin dafür nicht verantwortlich. Ich bleibe ganz ruhig!«
Zeigen Sie Ihrem Kind Auswege auf. Vielleicht: »Ich will jetzt noch zum Bäcker, wo es die leckeren Brezeln gibt. Wenn du dich beruhigt hast, kannst du ja mitkommen.«
Tipps für den »Ernstfall«
Besteht die Gefahr, dass Ihr Kind sich selbst oder andere verletzt, in seiner Wut Dinge zerstört, müssen Sie eingreifen.
Verlassen Sie notfalls den Ort des Geschehens: Tragen Sie Ihr Kind ins Auto. Es darf erst wieder raus, wenn es sich beruhigt hat. Zu Hause lassen Sie es sich allein austoben. Gehen Sie in ein anderes Zimmer und atmen Sie tief durch.
Lassen Sie sich nicht von anderen provozieren. Ignorieren Sie Bemerkungen oder kontern Sie: »Ich finde, das macht mein Kleiner toll! Hat er auch lange geübt.« Oder: »Interessanter Vorschlag. Das werde ich mit dem Vater des Kindes diskutieren!«
Stecken Sie ein süßes Kinderfoto ins Portemonnaie. Kommt’s ganz dick, werfen Sie einen Blick drauf: Ihr Kind ist trotzdem toll! Trotz zeugt auch von Willensstärke.
Reden Sie mit Ihrem Kind. Nach dem Aufruhr braucht es Zärtlichkeit. Nutzen Sie das Kuscheln, um in Ruhe zu fragen: »Warum warst du so außer dir? Wie können wir diese Szenen verhindern?«
Tyrannen: Täglich gibt es Terror!
Sie lassen sich spätabends im Auto spazieren fahren, bis sie endlich gnädig einschlafen. Sie weigern sich, ihre Haare bürsten zu lassen, wenn dabei nicht der Fernseher läuft. Was immer für Schikanen sich die kleinen Tyrannen ausdenken: Ihre Familien können sie damit an den Rand des Wahnsinns treiben. Lassen Sie es nicht so weit kommen. Wenn Ihr Kind schon im Windelalter merkt, dass jeder Wunsch erfüllt wird, haben Sie bald einen kleinen König über sich. Lassen Sie sich als Eltern das Zepter nicht aus der Hand nehmen: Kinder brauchen von klein auf klare Grenzen.
Grenzen setzen – besser zusammenleben
Setzen Sie eindeutige Grenzen. Für Ihr Kind, für die ganze Familie, aber auch für sich selbst. Ab wann geht etwas für Sie endgültig zu weit? Weichen Sie nicht davon ab – auch nicht, weil Sie müde sind, weil Ihr Kind nervt oder versucht, Sie zu erpressen.
Keine leeren Drohungen. Kündigen Sie nur Konsequenzen an, die Sie durchsetzen können. Und: Reden Sie nicht, handeln Sie.
Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie nicht auf Erpressungen eingehen. Und loben Sie es, wenn es damit aufhört.
Herrschsüchtiges Verhalten darf sich nicht lohnen!
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