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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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ruhig zu bleiben. „Ein Barde zu sein bedeutet mehr, als nur zu singen,“ berichtigte sie ruhig. „Natürlich gehört es dazu, und wir werden darin geschult, ebenso wie im Umgang mit Musikinstrumenten verschiedener Art. Doch wir lernen auch viel über Geschichte und Literatur, denn diese sind Inhalt unserer Lieder. Und die wichtigste Aufgabe eines Barden besteht vielmehr in Diplomatie und Politik.“
    Ars winkte ab: „Ach ja, richtig, Barden werden ja auch für Botengänge eingesetzt.“
    „Wusstet Ihr, dass die meisten kaiserlichen Gesandten eine Ausbildung zum Barden haben?“, fragte Jayel unschuldig. Da Ars nicht darauf reagierte, fuhr sie an Daphnus gewandt fort: „Deswegen besteht auch unsere Abschlussprüfung nicht nur im Abfragen unseres Wissens und im Vorsingen, sondern wir müssen auch eine diplomatische Aufgabe erfüllen, die die Kaiserin selbst uns auferlegt. Wer diese Aufgabe meistert, kann damit rechnen, in ihren Dienst gestellt zu werden.“ Stolz schwang in diesen Worten mit, und Jayel war froh über die Sicherheit ihrer Stimme. Sie würde niemals zugeben, welch schreckliche Angst sie vor dieser Aufgabe hatte. Und wie unsicher sie mittlerweile war, ob sie ein solch unstetes Leben der Sicherheit und des Schutzes ihres Elternhauses vorziehen würde.
    Ars riss sie aus ihren Gedanken: „Nun, da Ihr in den Vorzug einer solchen Ausbildung gekommen seid, möchte ich euch um eine Kostprobe eures Könnens bitten. Würdet Ihr uns vorsingen?“
    Jayel zögerte und blickte fragend zu ihrem Vater. Eigentlich hatte sie keine Lust, für diesen bornierten Fuhrherrensohn eine Vorstellung zu geben, zumal sie ihm gerade eben erklärt hatte, dass der Beruf des Barden mehr darstellte. Doch Jayels Vater nickte ihr aufmunternd zu, und so erhob sie sich und stellte sich ans Kopfende des Tisches. Eigentlich freute sich Jayel schon auf Ars’ Gesicht, denn kaum einer rechnete mit der Wirkung des Gesangs einer ausgebildeten Bardin. Sie hatte die Macht, Menschen mit ihrem Gesang in den Bann zu schlagen, die fast an Magie grenzte. Und um genau zu sein, war es sogar eine besondere Form der Magie. Als Jayel anhob zu singen, blickte sie Ars direkt ins Gesicht:
    „Ich weiß ein Lied aus vergangener Zeit
Von einem Mädchen in Schwarztal…“
    Sofort bekam der junge Mann glasige Augen, sein Kiefer klappte herunter und er nahm einen äußerst dämlichen Gesichtsausdruck an. Mehr war nicht nötig. Jayel ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Ihre Eltern und ihr Bruder hörten ihr nur lächelnd zu – für sie war die Magie des Liedes nicht bestimmt gewesen, trotzdem konnten sie sich natürlich an Jayels Gesang erfreuen. Die Augen des Mädchens wanderten zu Daphnus, der ihrem Blick standhielt. Jayel bemerkte, dass er lächelte. Natürlich war er mit dieser subtilen Form der Magie vertraut. Sie hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass ein ausgebildeter Magier von ihr zu beeinflussen sein würde – das schafften nur wenige Barden, die auf jahrelange Erfahrung und eine besonders hohe charismatische Ausstrahlung zurückgreifen konnten.
    Jayel blickte zurück zu Ars und bemerkte mit Genugtuung, dass er sabberte. Immerhin, für ihn schien sie genug Charisma zu besitzen. Sie beendete ihr Lied:
    „… das Mädchen weinte gar sehr
am Grab ihres Liebsten zu Schwarztal.“
    Alle am Tisch klatschten, auch Chrisofus und Tilde, die an der Küchentür standen. Tilde wischte sich verstohlen mit der Schürze die Augen. Ars kam langsam wieder zu sich.
    „Nun, was haltet ihr von den Sangeskünsten meiner Schwester, Ars?“, fragte Grat schadenfroh. Er hatte die Wirkung des Gesangs schon öfter zu sehen bekommen und wusste, dass Ars keine Ahnung davon hatte, wie der Gesang der Bardin auf ihn gewirkt hatte. „Es war wunderschön“, war alles, was Ars sagte, und Jayel wusste, dass das auch alles war, woran Ars sich erinnern konnte. Sie warf einen Blick auf Daphnus. Irgendwie glaubte sie auch nicht, dass er seinen Bruder aufklären würde.
    Nach dem Essen gingen Peer, Grat und die beiden Gäste ins Büro des Vaters, um über die Abwicklung der Geschäfte zu sprechen. Jayel half ihrer Mutter und den Bediensteten rasch beim Abräumen und trat dann hinaus in den Garten. Sie wollte noch ein paar Minuten an die frische Luft, ehe sie in ihrer Kammer ihre Sachen fertig packen würde. Das Mädchen atmete die frische Nachtluft ein und setzte sich auf eine Bank am anderen Ende des Gartens. Sie betrachtete ihre Hände und dachte nach. Die Ereignisse des

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