Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
Vom Netzwerk:
ärmere Bevölkerung. Kesselflicker und Schuhputzer waren hier am Tage anzutreffen, und niemand bezweifelte, dass sie ihrem bescheidenen Tagewerk ehrlich nachgingen. Unheimlich wurde es hier jedoch in der Nacht. Denn natürlich gab es auch in Farseth Diebe und Gauner, düstere Kaschemmen und verrufene Häuser. Diese waren alle im Südteil von Farseth zu finden. Obwohl auch hier die Häuser aus dem gleichen weißen Kalkstein gebaut waren wie in der restlichen Stadt, schien es hier eine Spur dunkler zu sein, als wolle dieser Teil von Farseth daran erinnern, dass auch die prächtigste Perle nicht ohne Makel auskommt.
    Der Gesandte Han lebte natürlich im Westen der Stadt. Die Akolythen lernten als Bestandteil ihrer Ausbildung sehr früh, wo die wichtigen Bürger von Farseth zu finden waren und so wusste Jayel, dass Hans Villa nahe der Stadtmauer am Ufer des Flusses Duni zu finden war. Obwohl es ein längeres Stück Weg war, das vor ihr lag, beschloss Jayel, ihr Pferd Konstantius im Stall zu lassen und zu Fuß zu gehen. Sie wollte hinterher noch ihre Freundinnen im Ostteil der Stadt suchen, und das Pferd wäre dabei nur hinderlich gewesen. Jayel überquerte also die Brücke, welche die „Kaiserinsel“ im Zentrum mit dem westlichen Teil der Stadt verband und folgte der Straße, die am Ufer des Duni entlang führte. Die Uferpromenade war breit und am frühen Abend gut besucht; die meisten Bewohner des Westteils strebten dem Vergnügungsviertel im Osten entgegen. Jayel sah die Kutschen der Adeligen, die ihr entgegen fuhren, aber auch junge Bürger, die zu Fuß den Osten aufsuchten und angesichts des auf sie zukommenden Abends freudig lachten. Die junge Bardin blickte auf die andere Seite des Flusses. Dort war der Südteil, das Elendsviertel. Es lag, wie ein dunkles Spiegelbild, wie ausgestorben da. Während diesseits viele Lampen und Straßenlaternen die Uferpromenade erhellten, herrschte drüben Dunkelheit auf den Gassen, und man sah nur wenige düstere Gestalten über die Straße huschen und in dunklen Hauseingängen verschwinden. Jayel überlief ein Schauer, und sie sah rasch wieder auf das Pflaster vor sich.
    Der Weg war doch weiter, als sie angenommen hatte, und als sie endlich das Haus des Gesandten Han erreichte, waren kaum noch Menschen auf der Straße zu sehen. Hell erleuchtet, wie die Straße war, fühlte sich Jayel jedoch sicher, auch weil Soldaten der Kaiserin in regelmäßigen Abständen patrouillierten. Seitdem der Konflikt mit Ilbatan und Balenndi sich verschärft hatte, schienen die in glänzendes Weiß gekleideten Soldaten überall präsent zu sein.
    Jayel trat auf die große Villa zu, an deren Toren das Wappen des Weisen Lei prangte. Sie sammelte ihren ganzen Mut und betätigte energisch den Türklopfer. Sie wartete nur kurze Zeit, dann wurde ihr geöffnet. Ein älterer Diener blickte Jayel erstaunt an, bemerkte dann jedoch ihr Gewand und nickte: „Kommt herein, Bardin. Wen wünscht ihr zu sprechen?“
    Jayel räusperte sich und erklärte: „Ich habe den kaiserlichen Auftrag, diese Botschaft dem Gesandten Han zu übergeben, persönlich.“ Der Diener nickte wieder und sagte: „Folgt mir.“ Er führte Jayel durch eine große Eingangshalle in ein kleines, aber luxuriös eingerichtetes Wartezimmer und bedeutete ihr, Platz zu nehmen. „Ich werde meinem Herrn Bescheid geben“, sagte er und verschwand durch eine weitere Tür an der gegenüberliegenden Seite.
    Jayel fasste sich in Geduld. Wer wusste schon, womit der Gesandte zur Zeit beschäftigt war. Doch schon nach kurzer Zeit erschien der Diener wieder in der Tür: „Mein Herr Han ist bereit, euch zu empfangen. Hier entlang.“ Erneut folgte die junge Bardin dem Diener, diesmal durch einen langen Gang, der in ein großes Zimmer mündete. Es handelte sich offenbar um das Empfangszimmer, denn mehrere Sessel und ein Tisch wiesen darauf hin. In einer Ecke des Zimmers befand sich ein Schreibtisch und Jayel fragte sich, ob Han das Zimmer auch als Arbeitsraum nutzte. Der Gesandte stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster, wandte sich jedoch um, als die Bardin eintrat.
    Jayel hatte bereits häufiger in der Stadt Besucher aus dem Reich des Ostens gesehen, deswegen war sie über die Erscheinung des Botschafters nicht erstaunt. Er war ein noch junger Mann, der die Haare zu einem hohen Zopf aufgesteckt hatte. In Celane war das die Mode der Frauen, aber Jayel wusste, dass in den Ostreichen die Männer ihre Haare häufig zu kompliziertem Putz frisiert hatten: Je

Weitere Kostenlose Bücher