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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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süßen
Trivialmärchen, die das neue Medium Film bevorzugte und für die die Sachertorte
nicht nur ein einprägsames und wohlschmeckendes Symbol war, sondern in ihrer
glänzenden Schwärze mit der Filmrolle auch ihre äußere Gestalt teilte.
    Der Kaiser und die Monarchie waren
nun schon lange gestorben — und auch Frau Sacher — aber der späte Glanz des
Reiches blieb erhalten wie der Ruhm des Hotels. Der Graf Kolowrat war tot, aber
die Saschafilm lebte weiter und wurde geschätzt über die Grenzen der alten
Monarchie hinaus, bis zum Ausbruch des tausendjährigen Grauens.
    Mila blieb an der Spitze, bis
nicht das Alter, aber das Wort ihrer Karriere ein unüberwindliches Hindernis entgegensetzte.
Sie hatte noch vieles in ihrem Leben hinzugelernt, nur die deutsche Sprache
nicht. Nicht die Falte im Gesicht war ihr Feind, sondern das Mikrophon. Aber Bela
blieb der Regisseur der leichten Hand und des beschwingten Fußes, bis sein
magyarisches Herz stillstand.
    Und da ihr Leben aus Märchen
bestand, wollen wir wie im Märchen schließen:
    Obwohl sie schon gestorben sind,
leben sie heute noch in der Filmgeschichte und in den Retrospektiven der
Kinematheken und des Fernsehens.

Die
Synchronsprecherin
    Sie war ein Star — ganz zweifellos
ein Star besonderer Art. Zwar stellte sie für das Publikum kein Leitbild dar
und auch für die selbstgefälligen Cineasten konnte sie kein Objekt ihrer
Apologien sein, denn sie wurde optisch überhaupt nicht existent. Sie stand
weder in den dicken Künstleralmanachen mit den schmeichlerischen
Glamour-Porträts, noch in den kleinen Filmnachschlagebüchern, die
Aufnahmeleiter und Produzenten benützen, wenn sie nach Namen und Adressen
suchen. Aber gar mancher eifrige Filzschreiber hatte ihre Anschrift und
Telefonnummer — mit Ausrufezeichen versehen — auf den für eigene Eintragungen
vorgesehenen leeren Notizblättern unter dem Buchstaben M eingetragen: Brigitte
Maria Meier-Eschwege, Schauspielerin und Synchronsprecherin! Und oft befand
sich hinter der zweiten Berufsbezeichnung in Klammern noch ein schwer
entzifferbares Kürzel. Gelegentlich stand sie in diesen Adressenregistern auch
unter dem rätselhaften Buchstaben O. Zum Schauspielberuf kam Brigitte Maria
mehr durch Zufall als aus innerer Berufung. Ein beiläufiges Mitmachen bei einer
Liebhaberaufführung hatte eine überaus banale Kette von Folgeereignissen, die
zu einer Bühnenlaufbahn ohne besondere Berufsausbildung führten. Doch war ihr
Talent ebensowenig ausgeprägt wie ihr Ehrgeiz. Aber ihr indolentes Phlegma
machte sie nicht unzuverlässig oder schlampig, mit redlichem Ernst, aber ohne
besonderes Engagement, unterzog sie sich den ihr gestellten Aufgaben, tat ihr
Bestes und da sie ein gewisses Nachahmungstalent hatte, konnte sie leicht
nachvollziehen, was ein Kollege oder Spielleiter ihr vormachte.
    Sie war in Maßen hübsch und von
hübschen Maßen, die einen Passanten auf der Straße weder veranlaßten taktvoll
wegzusehen noch ihn zwangen, sie anders als im Unterbewußtsein angenehm zu
registrieren.
    Ohne eigentlich prüde zu sein, war
sie an Sex wenig interessiert. Diese Tatsache hatte allerdings eine
verständliche Ursache in einem Kindertrauma, das sie auf dem Großen Treck 1945
erlitt, als die Zehnjährige in einem Klassenzimmer einer ländlichen Zwergschule
in Pommern, das den flüchtenden Frauen zur Unterkunft diente, drei Nächte lang
Zeuge wurde, wie eine Orgie aussah, in der statt willfähriger Lust brutale
Soldatengewalt die Ausschweifung bestimmte. Während ihre Mutter den Schock nie
überwand — der Vater war im Donezknie geblieben — , heilte eine vergleichsweise
ruhige Jugend in einem bayrischen Dorf die seelischen Wunden dieses Schreckens,
ohne seine Narben ganz zum Verschwinden zu bringen.
    Ihrer mäßigen Begabung
entsprechend, führte sie ihre Laufbahn nie über kleine deutsche Provinzbühnen
hinaus und der unzweifelhafte Höhepunkt ihrer Karriere bildete das Engagement
an einem Städtebundtheater, das die Marktflecken und Kleinstädte des
Landkreises bespielte, deren Kommunen sich kein festes Theater leisten konnten.
    Ihren — wenn auch beschränkten — Erfolg
als Schauspielerin und Mädchenfrau und eine gewisse Wirkung verdankte sie dem
Umstand, daß Wesen und Erscheinung im Gegensatz zum damaligen deutschen
Fräuleinwunder mit der weltläufigen Attitüde seiner Covergirls stand. Wenn man
so will, war sie eher eine recht ansehnliche Weiterentwicklung des BDM-Typs des
Dritten Reiches, für den es in

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