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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seinen Träumen gerissen hatte. Eines Tages würde er gefressen werden, so hatte sie geweissagt, als er sie nach seiner Zukunft befragt hatte.
    Emerelle kam jetzt in seine Richtung. Sie kommt nur zum Achterdeck, versuchte er sich vorzumachen. Er hatte sie aus den Augenwinkeln gesehen und wagte es nicht, sie direkt anzublicken. Er schwitzte jetzt stärker. Und er roch den stechenden Gestank der Angst. Das würde ihr nicht verborgen bleiben. Elfen entging nichts. Am allerwenigsten ihr.
    »Bringt sie hoch! Alle auf einmal.« Sie sprach leise, aber mit einer Stimme von durchdringender Kälte.
    Ahtap ballte die Fäuste. Er durfte jetzt nicht zu zittern anfangen!
    »Erstaunlich, wie viele gekommen sind, um zuzusehen«, sagte die Königin nun in leichtem Plauderton.
    »Ja.« Es kostete den Lutin größte Anstrengung, nur dieses eine Wort hervorzubringen. Nichts anmerken lassen, ermahnte er sich stumm.
    Emerelle zog hörbar die Luft ein. Wollte sie, dass er wusste, dass sie seine Angst bemerkt hatte? Er blickte zum Ufer. Es konnte belanglose Gründe geben, warum die Königin tief einatmete. Vielleicht mochte sie ja den Geruch des Hafens?
Unsinn! Niemand mochte den Geruch nach verwesendem Fleisch, außer vielleicht ein paar Trolle.
    Die Gefangenen wurden an Deck gebracht. Sie sahen elend aus. Keiner leistete den Wächtern Widerstand. Sie alle waren hier im Hafen gewesen. Sie wussten, was sie erwartete.
    »Den Jungen zuerst«, sagte Emerelle.
    Ein Troll trat vor, doch es war keine Gewalt nötig. Der junge Ritter trat freiwillig an die Reling. Er sah zu ihnen.
    Ahtap war sich immer noch nicht ganz sicher, was er von dem Jungen halten sollte. Er hatte Honoré im Rabenturm besucht und war sofort empfangen worden. Ein Privileg, das keineswegs allen Rittern der Bluteiche zuteilwurde. Er musste auf irgendeine Art wichtig sein. Auch glaubte er, ihn in Valloncour gesehen zu haben. Gestern hatte er befürchtet, dass der junge Ritter über jene geheimnisvolle Macht verfügte, die einst Nhorg auf so grausame Weise getötet hatte. Jene Macht, die Ahtap nur einen kurzen Augenblick zu spüren bekommen hatte. Ein Augenblick, der doch lang genug gewesen war, ihn für immer zu verändern. Diese Spanne von kaum ein paar Herzschlägen hatte eine Angst in ihn gepflanzt, die tiefer ging als die Furcht vor dem verrückten Troll oder vor der Prophezeiung der Apsara. An jenem Tag war sein Fell weiß geworden. Er war innerlich zerbrochen.
    Als damals der einäugige Primarch zu ihm gekommen war, hatte er keinen Widerstand mehr geleistet. Er hatte zu reden begonnen. Der Lutin blickte zu der zerstörten Hafenstadt. Besser, er wäre gestorben.
    Gestern hatte er geglaubt, der Junge gebiete über die geheimnisvolle Macht. Er hatte so entschlossen gewirkt. Ahtap war sich sicher gewesen, dass der Kerl alle Albenkinder an Bord töten wollte. Aber nichts war geschehen! Der Ritter war lediglich auf Emerelle zugegangen und hatte dabei seine Hand auf den Verband gepresst. Er hatte auch keine Waffe
bei sich gehabt. Vielleicht war er einfach nur durcheinander gewesen.
    Jetzt wirkte der Junge sehr gefasst. Er trug ein langes, weißes Hemd, sonst nichts. In der Hand hielt er einen Brief. Er blickte zur Königin.
    »Komm zu mir!«, sagte Emerelle in der Zunge der Menschenkinder und bedeutete den Trollen mit knapper Geste, ihn gewähren zu lassen.
    »Ich bitte nicht um Gnade«, sagte der junge Ritter trotzig. Er hatte Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Sie klang heiser. »Darf ich einem unserer Männer, die zurückkehren werden, diesen Brief mitgeben?«
    Ahtap blickte zur Königin auf. Sie zögerte einen Augenblick. Dann nickte sie. »Dein Wunsch sei dir gewährt, Menschensohn«, entgegnete die Königin mit warmer Stimme. Hätte sie an einem anderen Ort als diesem gesprochen, man hätte ihre Worte für herzlich halten können.
    Der junge Ritter ging zu den Seemännern hinüber, die dazu verdammt waren, dem Spektakel beizuwohnen. Er drückte einem großen Kerl mit grauen Fäden im Bart den Brief in die Hand und flüsterte ihm hastig einige Worte zu. Dann kehrte er zur Königin zurück; er wirkte erleichtert. »Darf ich den letzten Schritt selbst tun?«
    »Eine Frage der Ehre, nehme ich an.« Emerelles Antlitz zeigte keine Regung. Im grellen Licht der Mittagsonne wirkte es ebenmäßig und alterslos.
    Sie trat zur Seite. »Dann zeig uns, wie ein Menschenritter stirbt.«
    Ahtap erinnerte sich, dass die Königin den Jungen gestern Luc genannt hatte. Woher kannte

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