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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gesehen zu haben, war sich aber nicht ganz sicher. Jetzt trug der Mann nur ein schlichtes Leinenhemd und eine ausgefranste Hose aus gutem Stoff.
    Die Elfe blickte nur flüchtig auf seine Handflächen. Mit einem Kopfnicken wies sie ihre Krieger an, den Mann zum Hauptmast zu bringen.
    »Fällt es dir leicht zu töten?« Die Zauberin redete in seiner Sprache und das fast ohne Akzent. Sie blickte zu ihm hinab. Zunächst war er zu verblüfft, um zu antworten. Sie betrachtete ihn so, wie Kinder einen besonders eigentümlichen Käfer ansehen mochten, den sie unter einem vermodernden Baumstamm entdeckt hatten.
    »Dich würde ich ohne zu zögern töten.«
    »Halt deine Zunge im Zaum«, fauchte der Fuchsmann. »Du …« Die Elfe gebot ihm mit einer knappen Geste zu schweigen.
    »Ich weiß, dass du noch immer hoffst, mich ermorden zu können, Luc. Doch das war es nicht, was ich gefragt habe.«
    Dass sie seinen Namen kannte, versuchte er damit abzutun, dass sie eine Zauberin war. Er antwortete ihr aus Trotz nicht. Und weil er nicht genau wusste, was er darauf hätte sagen sollen.
    »Dein Schweigen ist auch eine Antwort.«
    Obwohl sie so klein und zierlich war, dass sie auf den ersten Blick harmlos wirkte, lag etwas in ihren rehbraunen Augen, das Luc schaudern ließ. Es waren Augen, die ungeheuerliche Dinge gesehen hatten. Kalt und wissend. »Ich habe keinerlei Skrupel mehr zu töten, sei es mit kaltem Stahl oder durch meine Befehle. Ich bin der Schild Albenmarks und sein Schwert. Wer den Meinen Böses tut, der hat von mir keine
Gnade zu erwarten. Ich erkenne euch an euren Händen. Wer einem Schiff dient, dem haben die Jahre an Bord Schwielen an beiden Händen eingebracht, denn mit beiden Händen muss zupacken, wer sein Brot mit ehrlicher Arbeit verdient. Wer sich aber dem Schwerte verschrieben hat so wie du, Luc, der hat nur an einer Hand Schwielen. Dein Orden nennt sich die Neue Ritterschaft, doch mit ritterlichen Tugenden beschwert ihr euch im Kampf gegen Albenmark schon lange nicht mehr.« Ihre Augen verengten sich, während sie ihn unvermindert ansah. »Niemand im Umkreis von zweihundert Schritt um die beiden Schiffe, die sich im Schutze der Nacht in meinen Hafen geschlichen haben, hat überlebt. Euch war es egal, ob Frauen oder Kinder starben. Keiner, der in jener Nacht auf meinem Schiff zu Gast war, ist noch am Leben. Nur mich vermochtet ihr nicht zu töten. Ich bin Emerelle, die Herrscherin Albenmarks, und man sagt mir nach, dass ich ein kaltes Herz habe. Kannst du gut schwimmen, Luc?«
    Er würde ihr nicht antworten! Sie war die Herrscherin der Lügen. Sie war das Böse. Jedes ihrer Worte war wie Gift. Man musste sich ihnen verschließen!
    Die Zauberin blickte die Reihe der Gefangenen entlang. »Seht die Male in euren Händen, und ihr wisst, wem ich freies Geleit in seine Welt gewähre. Ihr anderen aber werdet eurem Glück vertrauen müssen. Keiner der Meinen wird eine Waffe gegen euch erheben. Zweihundert Schritt, das war der Bannkreis des Todes. Wer dort weilte, für den gab es keine Hoffnung, und auch jenseits dieser Grenze wurde noch hundertfach gestorben. Zweihundert Schritt werdet ihr morgen dort schwimmen müssen, wo euer Hass keine Schranken mehr kannte. Wer das Ufer erreicht, ist frei.«
    Luc sah, wie einige der Männer schmunzelten. Zweihundert Schritt in ruhigem Hafenwasser zu schwimmen, war keine Kunst.

    »Ich habe gehört, du wurdest mit einer Glückshaut auf dem Kopf geboren, Luc.« Die Elfe sah ihn an, und ihr Blick war wie Eis. »Du wirst all dein Glück gebrauchen können. Du schwimmst morgen als Erster.«

DER JUNGE RITTER

    Ahtap leckte sich nervös über die Schnauze, während er unruhig an der Reling auf und ab ging. Er war nicht zart besaitet. Und er war gewiss der Letzte, dem man vorwerfen würde, dass er Sympathien für diese verfluchten Ordensritter hatte. Zu lange war er ihr Gefangener gewesen! Aber das, was nun bevorstand, machte ihm zu schaffen.
    Der Lutin hatte nach einer Ausrede gesucht, nicht an Bord sein zu müssen, aber Emerelle hatte auf seiner Anwesenheit bestanden. Warum, wusste er nicht. Was machte es schon aus, ob ausgerechnet er bei diesem blutigen Spektakel anwesend war?
    Es war drückend heiß im Hafen von Vahan Calyd. Oder dem, was von dem Hafen noch übrig geblieben war. Ahtap verscheuchte mit einer fahrigen Bewegung eine der dicken, in allen Regenbogenfarben schimmernden Fliegen von der Reling. Diese widerlichen Viecher waren überall. Aasfliegen … Der Geruch hatte sie aus

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