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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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durch den Vorhang aus fallendem Schnee. Wie groß war Brownsville? Ich konnte nicht mehr sehen als den Dachfirst einer einzelnen Blockhütte, der durch das immergrüne Dickicht aus Kiefern und Lorbeerbüschen lugte. Einer der Männer aus Granite Falls hatte doch gesagt, das Dorf sei »ansehnlich« - aber was hieß hier im Hinterland »ansehnlich«? Wie groß war die Chance, dass zumindest einer der Einwohner von Brownsville eine stillende Mutter war?
    Jamie hatte die Wasserflasche geleert und sie mit Ziegenmilch gefüllt, aber ich hielt es für besser, Schutz zu suchen, bevor wir noch einmal versuchten, das Baby zu füttern. Am besten würde es sein, wenn es eine Mutter gab, die dem Kind ihre Milch zur Verfügung stellen würde - doch wenn nicht, würden wir die Ziegenmilch erhitzen müssen; angesichts der Kälte draußen konnte es sein, dass kalte Milch die Körpertemperatur des Babys gefährlich senkte.
    Mrs. Piggy schnaubte und verbreitete eine große Dampfwolke, und plötzlich beschleunigte sie ihr Tempo. Sie erkannte den Geruch der Zivilisation - und den anderer Pferde. Sie warf den Kopf hoch und wieherte durchdringend. Gideon fiel ein, und als der Lärm aufhörte, konnte ich zu meiner Ermutigung in der Ferne eine Anzahl Pferde antworten hören.
    »Sie sind hier!«« Ich atmete erleichtert dampfend aus. »Die Miliz - sie haben es geschafft!«
    »Das will ich doch hoffen, Sassenach«, erwiderte Jamie und hinderte Gideon mit festem Griff am Durchgehen. »Wenn unser Roger nicht einmal ein Dorf am Ende eines geraden Pfades finden könnte, würde ich nicht nur an seiner Sehschärfe, sondern auch an seinem Verstand zweifeln.« Aber er lächelte ebenfalls.
    Als wir dann um eine Wegkurve bogen, konnte ich sehen, dass Brownsville tatsächlich ein Dorf war. Schornsteinrauch stieg in sanften, grauen Säulen von einem Dutzend Hütten auf, die zu unserer Rechten auf dem Berghang
verstreut lagen, und an der Straße stand eine Ansammlung von Gebäuden, die eindeutig auf Kundschaft eingerichtet waren, zumindest dem Durcheinander aus weggeworfenen Fässern, Flaschen und anderen Abfällen nach, die am Straßenrand in den abgestorbenen Unkräutern lagen.
    Gegenüber dieses Wirtshauses hatten die Männer auf der anderen Straßenseite einen groben Unterstand für die Pferde errichtet, der mit Kiefernzweigen bedeckt war und an der einen Seite zum Schutz vor dem Wind eine Wand aus weiteren Ästen hatte. Die Pferde der Milizionäre standen an den Beinen gefesselt darunter in einem gemütlich schnaubenden Haufen beisammen, eingehüllt in die Wolken ihres gemeinsamen Atems.
    Angesichts dieses Refugiums legten unsere eigenen Pferde ein gutes Tempo an den Tag, und ich musste fest an den Zügeln ziehen, um zu verhindern, dass Mrs. Piggy antrabte, denn dann wäre mein Passagier ordentlich durchgeschüttelt worden. Als ich sie wider Willen zum Schritt durchpariert hatte, löste sich eine schlanke Gestalt aus dem Schutz einer Kiefer und trat winkend vor uns auf die Straße.
    »Milord«, begrüßte Fergus Jamie, und Gideon blieb wiederstrebend stehen. Fergus lugte unter einer indigofarbenen Strickmütze zu Jamie auf, die er bis zu den Augenbrauen herunter gezogen hatte. Dies verlieh seinem Kopf das Aussehen eines Torpedos, dunkel und gefährlich. »Geht es Euch gut? Ich dachte, Ihr wärt vielleicht in Schwierigkeiten geraten.«
    »Och.« Jamie winkte vage in meine Richtung und deutete auf die Auswölbung unter meinem Umhang. »Eigentlich keine Schwierigkeiten; es ist nur -«
    Fergus glotzte über Gideons Widerrist hinweg perplex auf die Kugel unter meinem Umhang.
    » Quelle virilite, monsieur «, sagte er im Tonfall tiefsten Respekts zu Jamie. »Meinen Glückwunsch.«
    Jamie strafte ihn mit einem verächtlichen Blick und einem schottischen Geräusch, das sich anhörte wie unter Wasser entlang rollende Felsen. Das Baby fing wieder an zu weinen.
    »Immer der Reihe nach«, sagte ich. »Gibt es hier Frauen mit Babys? Dieses Kind hier braucht Milch, und zwar sofort.«
    Fergus nickte, die Augen vor Neugier weit aufgerissen.
    » Oui , Milady. Mindestens zwei, nach dem, was ich gesehen habe.«
    »Gut. Bring mich zu ihnen.«
    Er nickte erneut, ergriff Piggys Trense und wandte sich der Siedlung zu.
    »Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Jamie und räusperte sich. In meiner Sorge um das Baby hatte ich gar nicht darüber nachgedacht, warum Fergus wohl hier war. Doch Jamie hatte Recht; schlichte Sorge um unser Wohlbefinden hätte ihn bei diesem Wetter

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