Das Flammende Kreuz
Mädchen verschlafen zu und rülpste leise.
»Oh, nun ja«, sagte er resigniert. Er rückte ein Stück beiseite, um sie besser vor dem Wind abzuschirmen, hob kurz ihre Decke an und wischte ihr geschickt eine schwärzliche Schleimspur von den knospenartigen Geschlechtsteilen.
Das Kind machte einen gesunden Eindruck, wenn es auch sehr klein war; es war nicht größer als eine Puppe, sein Bäuchlein von der Milch leicht vorgewölbt. Das war momentan die größte Schwierigkeit; klein, wie sie war, und ohne isolierendes Körperfett würde sie in kürzester Zeit an Unterkühlung sterben, wenn es uns nicht gelang, sie warm und satt zu halten.
»Pass auf, dass sie nicht kalt wird.« Ich schob mir die Hände in die Achselhöhlen, um sie aufzuwärmen, bevor ich das Kind hoch hob.
»Keine Sorge, Sassenach. Ich muss ihr nur noch den kleinen Hintern abwischen, und dann...« Er hielt inne und runzelte die Stirn.
»Was ist denn das, Sassenach? Meinst du, sie ist verletzt? Hat das törichte Weib sie vielleicht fallen gelassen?«
Ich beugte mich vor, um es mir anzusehen. Er hielt mit einer Hand die Füße des Babys hoch, einen verschmutzten Baumwollbausch in der anderen. Dicht oberhalb der winzigen Pobacken befand sich eine dunkle, bläuliche Verfärbung, ganz wie ein blauer Fleck.
Es war kein blauer Fleck. Dafür war es aber so etwas wie eine Erklärung.
»Sie ist nicht verletzt«, versicherte ich ihm und zog noch eines von Mrs. Beardsleys abgelegten Schultertüchern über den kahlen Kopf ihrer Tochter. »Es ist ein Mongolenfleck.«
»Ein was?«
»Es bedeutet, dass das Kind schwarz ist«, erklärte ich. »Afrikanisch, meine ich, zumindest zum Teil.« Jamie blinzelte verblüfft, dann senkte er den Kopf und lugte stirnrunzelnd unter das Schultertuch.
»Nein, das ist nicht wahr. Sie ist so blass wie du, Sassenach.«
Das stimmte nicht ganz; das Kind war so weiß, dass es blutleer zu sein schien.
»Die Kinder von Schwarzen sehen normalerweise bei der Geburt noch nicht schwarz aus«, erklärte ich ihm. »Sie sind sogar oft ziemlich hell. Die Pigmentierung der Haut beginnt sich ein paar Wochen später zu entwickeln. Aber sie werden oft mit dieser schwachen Verfärbung am unteren Ende der Wirbelsäule geboren - man nennt das Mongolenfleck.«
Er rieb sich mit der Hand durch das Gesicht und blinzelte die Schneeflocken beiseite, die versuchten, sich auf seinen Wimpern festzusetzen.
»Ich verstehe«, sagte er langsam. »Aye, nun ja, und das erklärt einiges, nicht wahr?«
So war es in der Tat. Was auch immer er sonst gewesen sein mochte, ein Schwarzer war der verstorbene Mr. Beardsley jedenfalls nicht gewesen. Der Vater des Kindes dagegen schon. Und Fanny Beardsley, die wusste - oder befürchtete -, dass das Kind, welches sie im Begriff war zu gebären, sie als Ehebrecherin entlarven würde, hatte es für besser gehalten, das Kind im Stich zu lassen und zu fliehen, bevor die Wahrheit ans Licht kam. Was das betraf, so fragte ich mich auch, ob der mysteriöse Vater etwas mit Mr. Beardsleys Schicksal zu tun hatte.
»Ob sie wohl mit Sicherheit gewusst hat, dass der Vater ein Neger war?« Jamie berührte die kleine Unterlippe, die sich jetzt schwach rosa verfärbte, sanft mit einem Finger. »Oder ob sie das Kind gar nicht richtig gesehen hat? Denn sie muss es schließlich in der Dunkelheit geboren haben. Vielleicht hätte sie ja beschlossen, es darauf ankommen zu lassen, wenn sie gesehen hätte, dass es weiß aussah.«
»Vielleicht. Aber sie hat es nicht getan, Was meinst du wohl, wer der Vater gewesen sein kann?« Angesichts der isolierten Lage der Beardsley-Farm konnte ich mir nicht vorstellen, dass Fanny oft Gelegenheit bekommen hatte, Männer kennen zu lernen, abgesehen von den Indianern, die zu Tauschgeschäften vorbeikamen. Ob Indianerbabys wohl auch Mongolenflecken hatten?
Jamie warf einen trostlosen Blick auf unsere gottverlassene Umgebung und nahm das Kind in seine Arme.
»Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht, dass es schwierig sein wird, ihn auszumachen, wenn wir erst in Brownsville sind. Lass uns aufbrechen, Sassenach.«
Jamie beschloss widerstrebend, die Ziegen zurückzulassen, um so schnell wie möglich an einen Unterschlupf und Nahrung für das Kind zu gelangen.
»Fürs Erste kommen sie hier gut zurecht«, sagte er und streute ihnen das restliche Heu hin. »Die Ziegen werden sich nicht von dem alten Kerl entfernen - und du wirst ja wohl vorerst nirgendwo hingehen, was, a bailach ?« Er kratzte Hiram zum
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