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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Abschied zwischen den Hörnern, und wir brachen unter protestierenden Mäh -Lauten auf, da sich die Ziegen inzwischen an unsere Gesellschaft gewöhnt hatten.
    Das Wetter wurde mit jeder Minute schlechter; da jetzt die Temperatur stieg, änderte sich die Konsistenz des Schnees von trockenem Pulver zu großen, nassen Flocken, die überall hängen blieben, Boden und Bäume mit einer Eiskruste überzogen und die Mähnen der Pferde mit Schmelzwasser durchnässten.
    Tief in meinen dicken Kapuzenumhang eingehüllt, unter dem ich mehrere Schultertücher anhatte und das Kind in einer improvisierten Schlinge an meinem
Bauch trug, war mir trotz der Flocken, die mein Gesicht streiften und in meinen Wimpern hängen blieben, schön warm. Jamie hustete dann und wann, sah aber im Großen und Ganzen viel gesünder aus als zuvor; die Notwendigkeit, einen Notfall in die Hand zu nehmen, hatte ihn belebt.
    Er ritt direkt hinter mir und sah sich wachsam nach marodierenden Panthern oder anderen Bedrohungen um. Ich war zwar der Meinung, dass jede Katze, die etwas auf sich hielt - ganz besonders, wenn sie eine Ziege im Bauch hatte-, einen Tag wie diesen lieber zusammengekuschelt in einem gemütlichen Unterschlupf verbringen würde, anstatt durch den Schnee zu stapfen. Dennoch war es sehr beruhigend, ihn dicht bei mir zu haben; ich war sehr angreifbar, da ich die Zügel nur in einer Hand hielt und die andere schützend unter die Wölbung im Inneren meines Umhangs gelegt hatte.
    Das Kind schlief, dachte ich, aber unruhig; es räkelte und wand sich mit den langsamen, trägen Bewegungen der Wasserwelt und hatte sich an das freie Leben außerhalb des Mutterleibes noch nicht gewöhnt.
    »Du siehst aus, als ob du ein Kind unter dem Herzen trägst, Sassenach.« Ich blickte hinter mich und sah, dass Jamie unter der Krempe seines Schlapphutes ein belustigtes Gesicht machte, obwohl ich glaubte, auch noch etwas anderes in seiner Miene zu entdecken. Vielleicht eine leise Sehnsucht; er hatte mich nie hochschwanger mit seinem Kind gesehen.
    »Das mag daran liegen, dass ich ein Kind unter dem Herzen trage «, erwiderte ich und verrutschte ein wenig im Sattel, um den Bewegungen meiner kleinen Begleiterin mehr Raum zu geben. »Nur, dass es das Kind einer anderen ist.« Das Köpfchen und die kleinen Knie, die gegen meinen Bauch drückten, erinnerten mich tatsächlich bestürzend daran, wie sich eine Schwangerschaft anfühlte; die Tatsache, dass sich die Bewegungen außerhalb und nicht in meinem Bauch abspielten, machte einen bemerkenswert kleinen Unterschied aus.
    Als zöge ihn die Schwellung unter meinem Umhang magisch an, trieb Jamie Gideon an meine Seite. Das Pferd schnaubte und schlug mit dem Kopf, weil es sich vordrängen wollte, aber Jamie hielt es mit einem leisen, tadelnden » Seas !« zurück, und es gehorchte und atmete in kleinen Dampfwölkchen aus.
    »Machst du dir Sorgen um sie?«, fragte Jamie mit einer Kopfbewegung in Richtung des umliegenden Waldes.
    Ich brauchte nicht zu fragen, wen er meinte. Ich nickte, eine Hand auf der winzigen Wirbelsäule, die immer noch gekrümmt war, um sich der Rundung der verschwundenen Gebärmutter anzupassen. Wo war sie, Fanny Beardsley, allein im Wald? Hatte sie sich wie ein verwundetes Tier verkrochen, um zu sterben - oder hielt sie auf irgendeine eingebildete Zuflucht zu, während sie blind durch gefrorenes Laub und zunehmenden Schnee irrte, unterwegs zurück zur Chesapeake Bay und dem offenen Himmel, den weiten Wassern und dem Glück ihrer Erinnerung?

    Jamie beugte sich zu mir herüber und legte seine Hand auf die meine, die sich um das schlafende Kind schmiegte; ich konnte die Kälte seiner bloßen Finger durch die Stoffschicht spüren, die uns trennte.
    »Sie hat ihre Wahl getroffen, Sassenach«, sagte er. »Und sie hat uns das Kind anvertraut. Wir werden das kleine Mädchen in Sicherheit bringen; das ist alles, was wir für die Frau tun können.«
    Ich konnte meine Hand nicht umdrehen, um die seine zu ergreifen, aber ich nickte. Er drückte meine Hand und ließ sie los, und ich wandte mein Gesicht unserem Ziel entgegen und blinzelte mit feuchten, stacheligen Wimpern die schmilzenden Tropfen beiseite.
    Doch als wir in Sichtweite von Brownsville eintrafen, war meine Sorge um Fanny Beardsley zum Großteil der Angst um ihre Tochter gewichen. Das Kind war wach und schrie und boxte auf der Suche nach Nahrung mit seinen winzigen Fäusten gegen meine Leber.
    Ich setzte mich aufrechter in den Sattel und blinzelte

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