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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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letzte Entdeckung, ein amerikanischer Neger, Schlagzeug spielte. Ich erfuhr, daß die amerikanischen Neger viel leichter sind als die afrikanischen. Wir saßen an der Bar und warteten auf eine Pause der Musik. Das Tollste an ihnen ist nicht, fand sie, daß sie die ganze Zeit eine Abwechslung zustande bringen, die einen stärker und stärker empfinden läßt, das Tollste ist, genau bevor es bei einem kommt, eine Negerstimme zu hören; es spielt in dieser Situation keine Rolle, welche Negerstimme das ist, die da schreit: Give it to me! Give it to me!
    Da ich das damals noch nicht selbst erlebt hatte, wußte ich nicht, wovon sie sprach. Nun weiß ich es. Sie hatte so recht, so recht. Es spielt keine Rolle, welcher Neger es ist und welche Negerstimme. Wird man nach einem Neger verrückt durch das Bett, wird man es nicht nach einer Person, sondern nach einer Art. Das ist wahr. Es ist, wie wenn man närrisch auf Schokolade wird. Man will Schokolade haben, aber welche Sorte zuerst! Man will alle Sorten haben, nicht nur haben, man will in einem Überfluß davon leben, jede Sorte, jeder Geschmack soll vertreten sein. Man braucht nur zu nehmen, wenn man gerade Lust hat, und zu saugen oder zu lutschen.
    Es ist so leicht mit Schwarzen. Sie können dir nicht widerstehen; sie wollen nicht. Sie lieben es, mit ihren schwarzen Händen über deinen weißen Körper zu streichen, am liebsten vor dem Spiegel. Es ist eigenartig zu sehen, wie intensiv sie den Bewegungen ihrer Hände im Spiegelbild folgen. Sind sie nur ein Mittel für dich, so bist du es für sie in einem höheren Grad. Hast du außerdem noch Geld... Sie lassen dich nicht los, solange du freundlich zu ihnen bist. Weiße Frau + Neger ist eine perfekte erotische Kombination, nachdem nun das Thema Fräulein Julie—Jean gestorben ist.
    Die Pause kam und ihr Neger. Er war groß und braun, hatte einen schweren Kopf und einen enorm schwarzen Blick, mit dem er mich abschätzte und meine Freundin fragte: »Hast du sie für mich mitgebracht?« Seine Selbstsicherheit und seine flegelhafte Art brachten mich fast zur Weißglut. Ich hörte kaum, was er sagte, obwohl er laut und deutlich sprach. Ich hörte nur eine Menge »Baby« und »Du kommst mit mir heute abend« und sein glucksendes Lachen. Außer mir vor Wut antwortete ich so unverschämt herablassend, wie ich nur konnte: »Warum soll ich mit dir gehen? Du bist ja nicht einmal richtig schwarz.« — Das war ein Volltreffer. Oh, wie verletzt er war. Er schwieg lange und ausdauernd. Dann besorgte er uns einen Tisch gegenüber der Musik, und ehe er ging, sagte er: »Du bleibst bis zum Schluß. Du kommst auf jeden Fall mit mir.« Er sah sehr anziehend aus, wenn er trommelte.
    Ein Mann und drei Frauen kamen die Treppe herunter. Er war ein heller, fast gelber Neger mit schwarzem Bart und mehr asiatischen als negroiden Zügen. Die Frauen setzten sich, er aber blieb vor dem Orchester stehen und hob seine Trompete. Während er den Kopf zurückbog und die Trompete ansetzte, lachte er und sein langer, sehniger Körper, der Rücken und die vorgeschobenen Hüften und nicht zuletzt sein heißes, gutturales Lachen strömten eine dumpfe, verheerende Kraft aus. Es pochte in meinem Hals, und ich sah nur noch diesen Körper, der sich so ungehemmt erotisch bewegte. Die Trompete hörte ich kaum. Leider konnte ich ihn nicht von vorn sehen. Ich sah ihn nur im Profil, wenn er sich hin und wieder umdrehte, um seinen Whisky zu trinken. Meine Augen verschlangen seine Schultern und seinen Rücken, die sich die ganze Zeit bewegten. Mir schien, als könnte ich nie müde werden, ihn zu betrachten. Seine Bewegungen waren gleichsam besessen von Leben. Er verwandelte mich in nur noch dunkle Instinkte und Nerven. Wer er auch sein mochte, ich konnte mich nicht losreißen von diesem Mann.
    Er hatte mich nicht gesehen, aber er schien einen Magneten im Leib zu haben. Unvermutet stand er neben mir und sagte: »Ich habe keine Zigaretten mehr.« Ich gab ihm meine und sagte: »Ich habe keinen Whisky mehr.« Wo ich so schnell diese geistreiche Antwort herhatte, begreife ich heute noch nicht.
    Nach ein paar Minuten kam er mit dem Whisky. Eine Viertelstunde später — oh, sein Lachen, ich höre es, wann immer ich will — setzte er sich neben mich. »Ich will mit dir Weggehen von hier. Jetzt.« »Ich will auch mit dir Weggehen von hier«, sagte ich ebenso ruhig. Wir liefen fast hinaus und ins Auto. Wir parkten irgendwo in der Nähe des Hotels. Mitten auf der Straße, im

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