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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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diesem Text wird eine Trompete erwähnt. Vorgestern Abend im Periskop wusste ich noch nicht, wie wichtig das war. Ich hatte nur einen sehr vagen Anhaltspunkt.
    Während der langen Nachmittage bei Garamond kam es vor, dass Belbo, vor einem Manuskript verzweifelnd, die Augen von seiner Lektüre hob und auch mich abzulenken versuchte, der ich womöglich gerade am Tisch gegenüber Kupferstiche von der Pariser Weltausstellung für den Umbruch klebte, und dann erging er sich manchmal in alten Erinnerungen — bereit, den Vorhang gleich wieder fallen zu lassen, sobald er argwöhnte, dass ich ihn allzu wörtlich nahm. Er schilderte mir Episoden aus seiner Jugend, aber nur als Exempel, um irgendwelche Eitelkeiten zu geißeln. »Ich frage mich, wo das alles noch enden soll«, sagte er eines Tages.
    »Sprechen Sie vom Untergang des Abendlandes?«
    »Geht es unter? Ist doch schließlich sein Beruf, oder? Nein, ich spreche von diesen Leuten, die schreiben. Das ist jetzt das dritte Manuskript in einer Woche, eins über das byzantinische Recht, eins über das Finis Austriae und das dritte über die Sonette von Petrarca. Ziemlich verschiedene Dinge, meinen Sie nicht?«
    »Denke schon.«
    »Eben, und hätten Sie wohl gedacht, dass in allen Dreien an einem bestimmten Punkt der Wunsch und das Liebesobjekt auftauchen? Ist eine richtige Mode heute. Bei Petrarca versteh ich's ja noch, aber beim byzantinischen Recht?«
    »Also werden Sie ablehnen?«
    »Aber nein, das sind vollfinanzierte Arbeiten, komplett bezahlt vom Nationalen Forschungsrat, und außerdem sind sie nicht schlecht. Allenfalls rufe ich diese drei Leute an und frage sie, ob sie die paar Zeilen nicht streichen können. Die stehen doch sonst selber dumm da.«
    »Was kann denn bitte das Liebesobjekt im byzantinischen Recht gewesen sein?«
    »Och, das kriegt man immer irgendwie rein ... Freilich, wenn es im byzantinischen Recht ein Liebesobjekt gab, war's nicht das, was der hier sagt. Es ist nie das.«
    »Das was?«
    »Das, was man meint. Einmal, als ich so fünf oder sechs Jahre alt war, träumte ich, ich hätte eine Trompete. Eine vergoldete. Wissen Sie, das war so einer von diesen Träumen, bei denen man meint, man hätte Honig in den Adern, so eine Art von nächtlicher Pollution, wie man sie in der Pubertät haben kann. Ich glaube, ich war nie so glücklich wie in jenem Traum. Nie mehr. Beim Aufwachen merkte ich dann natürlich, dass die Trompete nicht da war, und fing an zu heulen wie ein Schlosshund. Ich heulte den ganzen Tag lang. Wirklich, diese Vorkriegszeit damals, es muss so um Achtunddreißig gewesen sein, das war schon eine sehr karge Zeit. Heutzutage, wenn ich einen Sohn hätte und ihn so verzweifelt sähe, würde ich sagen, na komm, ich kauf dir eine Trompete — es ging schließlich bloß um ein Spielzeug, das hätte schon nicht die Welt gekostet. Nicht so meine Eltern, die dachten gar nicht daran. Geldausgeben war damals eine ernste Sache. Und es war eine ernste Sache, die Kinder zur Bescheidenheit zu erziehen, ihnen beizubringen, dass sie nicht immer alles kriegen konnten, was sie begehrten. Ich mag die Kohlsuppe nicht, sagte ich zum Beispiel und das stimmte, der Kohl in der Suppe war mir eklig. Nicht dass sie dann etwa sagten, na schön, lass die Suppe für diesmal stehen und nimm bloß das Hauptgericht (wir waren nicht arm, wir hatten Vorspeise, Hauptgang und Dessert). O nein, kein Gedanke, was auf den Tisch kommt, wird gegessen. Eher schon, als Kompromisslösung, machte sich dann meine Oma daran, den Kohl aus meiner Suppe zu fischen, Strunk für Strunk, Fädchen für Fädchen, und ich musste die entkohlte Suppe essen, die noch ekliger war als vorher, und das war schon eine Konzession, die mein Vater missbilligte.«
    »Und die Trompete?«
    Er sah mich zögernd an: »Was interessiert Sie so an der Trompete?« »Mich nichts, Sie haben von einer Trompete gesprochen, im Zusammenhang mit dem Liebesobjekt, das dann nicht das richtige ist ...«
    »Die Trompete ... An jenem Abend sollten mein Onkel und meine Tante aus *** ankommen, sie hatten keine Kinder, und ich war ihr Lieblingsneffe. Sie sahen mich heulen wegen diesem Trompetentraum und sagten, sie würden's schon richten, am nächsten Tag würden wir ins Kaufhaus gehen, ins Upim, wo es eine ganze Spielwarenabteilung gab, ein wahres Wunderland, und da würde ich die Trompete finden, die ich mir so wünschte. Ich brachte die ganze Nacht lang kein Auge zu und trat den ganzen nächsten Vormittag lang von einem Bein

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