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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Beispiel: Kartoffel überkreuzt sich mit Apfel, da beides essbare Gewächse sind und beide außerdem rund. Von Apfel kommt man durch biblische Assoziation zu Schlange. Von Schlange durch formale Ähnlichkeit zu Kringel, von Kringel weiter zu Rettungsring, von da zu Badeanzug, vom Baden zum Meer, vom Meer zum Schiff, vom Schiff zum Shit, vom Shit zur Droge, von der Droge zur Spritze, von der Spritze zum Loch, vom Loch zum Boden, vom Boden zum Acker, vom Acker zur Kartoffel.
    Perfekt. Denn die zweite Regel heißt: Wenn der Kreis sich am Ende schließt und tout se tient, ist das Spiel gültig. Von Kartoffel zu Kartoffel schließt sich der Kreis. Also ist die Kette richtig.
    Dritte Regel: Die Verknüpfungen dürfen nicht zu originell sein, sie müssen schon mindestens einmal irgendwo gemacht worden sein, besser noch öfter, von anderen. Nur so erscheinen die Kreuzungen wahr, weil selbstverständlich.
    Was ja übrigens die Idee von Signor Garamond war: Die Bücher der Diaboliker dürfen nichts Neues sagen, sie müssen das schon Gesagte immerzu wiederholen, was würde sonst aus der Kraft der Überlieferung?
    So hatten wir's gemacht. Wir hatten nichts erfunden, nur die Teile neu arrangiert. So hatte es auch Ardenti gemacht, auch er hatte nichts erfunden, aber sein Arrangement der Teile war schlechter als unseres gewesen, und außerdem war er nicht so gebildet wie wir, er hatte nicht alle Teile beisammen gehabt.
    Sie hatten alle Teile beisammen, aber ihnen fehlte der Plan des Kreuzworträtsels, und so waren wir auch hier wieder die Besseren.
    Mir fiel ein Satz von Lia ein, den sie mir in den Bergen gesagt hatte, als sie mir vorwarf, wir hätten ein hässliches Spiel gespielt: »Die Leute gieren nach Plänen, wenn du ihnen einen anbietest, stürzen sie sich drauf wie eine Meute von Wölfen. Du erfindest was, und sie glauben es. Man muß nicht noch mehr Fantasien wecken, als es schon gibt.«
    Im Grunde läuft es immer so. Ein junger Herostrat verzehrt sich, weil er nicht weiß, wie er berühmt werden soll. Dann sieht er einen Film, in dem ein schüchterner Junge auf die gefeierte Country-Music-Diva schießt und das Ereignis des Tages wird. Er hat die Formel gefunden, er geht hin und erschießt John Lennon.
    Es ist das gleiche wie mit den AEKs. Wie mache ich's, ein berühmter Dichter zu werden, der in die Lexika kommt? Ganz einfach, erklärt Signor Garamond, bezahlen Sie dafür! Der AEK hatte nie vorher daran gedacht, aber da es den Plan von Manuzio nun einmal gibt, identifiziert er sich damit. Der AEK ist überzeugt, sein Leben lang auf Manuzio gewartet zu haben, nur wusste er nicht, dass es Manuzio gab.
    Konsequenz? Wir hatten einen nicht-existenten Plan erfunden, und sie hatten ihn nicht nur für wahr und real gehalten, sondern sich auch eingeredet, selber schon lange Teil dieses Planes gewesen zu sein, beziehungsweise sie hatten die Fragmente ihrer krausen Vorstellungen und konfusen Projekte als Teile unseres Plans identifiziert, zusammengefügt nach einer unwiderleglichen Logik der Analogie, der Ähnlichkeit und des Verdachts.
    Aber wenn man einen Plan erfindet, und die anderen führen ihn aus, dann ist es, als ob der Plan existierte. Beziehungsweise dann existiert er wirklich.
    Von nun an werden Scharen von Diabolikern durch die Welt ziehen, um die Karte zu finden.
    Wir boten unsere Karte Leuten an, die gegen eine tiefe Frustration ankämpfen. Was für eine Frustration? Das hatte mir Belbos letzter file angedeutet: Es gäbe kein Scheitern, wenn da wirklich ein Großer Plan wäre. Niederlagen ja, aber nicht aus eigener Schuld. Einem kosmischen Komplott zu unterliegen ist keine Schande. Du bist kein Feigling, du bist ein Märtyrer.
    Beklage dich nicht, dass du sterblich bist, eine Beute unzähliger Mikroorganismen, die du nicht beherrschst. Du bist nicht verantwortlich für deine schlecht greifenden Füße, für den Verlust des Schwanzes, für die Haare und Zähne, die dir nicht nachwachsen, für die Neuronen, die du rings um dich her verstreust, für die Arterien, die in dir verkalken. Verantwortlich sind die Neidischen Engel.
    Dasselbe gilt für das Alltagsleben. Und für die Börsenkräche. Sie kommen zustande, weil jeder eine falsche Bewegung macht, bis alle falschen Bewegungen zusammen eine Panik erzeugen. Dann fragt sich jeder, der keine starken Nerven hat: Wer steckt hinter diesem Komplott, und wem nützt es? Und wehe, du findest dann keinen Feind, dem du das Komplott in die Schuhe schieben kannst, du würdest dich

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