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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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geschaffen hat, sind keine Fundamentalisten, aber einige Fundamentalisten glauben, dass Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen hat — also ist keiner, der nicht glaubt, dass Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen hat, ein Fundamentalist. Ist das jetzt dumm oder nicht?«
    »Mein Gott, schwer zu sagen ... Ich weiß nicht. Was meinen Sie?«
    »Es ist in jedem Fall dumm, auch wenn es wahr wäre. Es verletzt eine Regel des Syllogismus: Man kann keine allgemeinen Schlüsse aus zwei besonderen Fällen ableiten.«
    »Und wenn Sie nun der Dumme wären?«
    »Dann wäre ich in guter und säkularer Gesellschaft.«
    »Da haben Sie recht, die Dummheit umgibt uns. Und vielleicht ist unsere Dummheit in einer anderen Logik als der unseren ihre Weisheit. Die ganze Geschichte der Logik besteht in der Definition eines akzeptablen Begriffs der Dummheit. Nichts zu machen, sie ist zu immens. Jeder große Denker ist eines anderen Dummer.«
    »Das Denken als die kohärente Form der Dummheit.«
    »Nein, die Dummheit eines Denkens ist die Inkohärenz eines anderen Denkens.«
    »Tiefer Gedanke. Schon zwei, gleich macht Pilade zu, und wir sind noch nicht bei den Irren.«
    »Bin schon da. Den Irren erkennt man sofort. Er ist ein Dummer, der sich nicht verstellen kann. Der Dumme versucht seine These zu beweisen, er hat eine schräge Logik, aber er hat eine. Der Irre dagegen kümmert sich nicht um Logik, er operiert mit Kurzschlüssen. Alles beweist für ihn alles. Der Irre hat eine fixe Idee und sieht sie durch alles, was er findet, bestätigt. Den Irren erkennt man an der Freiheit, die er sich gegenüber der Beweispflicht nimmt, an der Bereitschaft, überall Erleuchtungen zu finden. Und es mag Ihnen komisch vorkommen, aber der Irre zieht früher oder später immer die Templer aus dem Hut.«
    »Immer?«
    »Es gibt auch Irre ohne Templer, aber die mit Templern sind die gefährlichsten. Man erkennt sie nicht gleich, es scheint erst, als redeten sie ganz normal, dann aber, plötzlich ...« Er machte Anstalten, noch einen Whisky zu bestellen, überlegte sich's aber dann anders und bat um die Rechnung. »Apropos Templer, vorgestern kam ein Typ zu mir und hat mir ein Manuskript zum Thema gebracht. Ich glaube wirklich, er ist ein Irrer, aber mit menschlichem Antlitz. Das Manuskript fängt ganz harmlos an. Wollen sie mal einen Blick reinwerfen?«
    »Gern. Vielleicht finde ich da irgendwas drin, was mir nützt.«
    »Glaube ich kaum. Aber wenn Sie mal eine halbe Stunde Zeit haben, kommen Sie doch auf einen Sprung rüber. Via Sincero Renata eins. Wird mir mehr nützen als Ihnen. Sagen Sie mir gleich, ob Ihnen die Arbeit seriös vorkommt.«
    »Wieso vertrauen Sie mir?«
    »Wer sagt, dass ich Ihnen vertraue? Aber wenn Sie kommen, vertraue ich Ihnen. Ich vertraue der Neugier.«
    Ein Student kam hereingestürmt mit verzerrtem Gesicht: »Genossen! Draußen sind die Faschisten im Anmarsch. Mit Fahrradketten!«
    »Ich hau sie in Klump«, schrie der Typ mit Tatarenschnauzer, der mich wegen Lenin bedroht hatte.
    »Los, Genossen!« Alle rannten hinaus.
    »Was ist? Gehen wir nicht mit?« fragte ich schuldbewusst.
    »Nein«, sagte Belbo. »Das sind Gerüchte, die Pilade in Umlauf setzt, um das Lokal leer zu kriegen. Für den ersten Abend, seit ich nicht mehr trinke, fühl ich mich ganz schön bedudelt. Müssen die Entzugserscheinungen sein. Alles, was ich Ihnen gesagt habe, bis zu diesem Moment inklusive, ist falsch. Gute Nacht, Casaubon.«

11
    Seine Unfruchtbarkeit war unendlich: sie hatte teil an der Ekstase.
    E. M. Cioran, Le mauvais démiurge, Paris, Gallimard, 1969 Erwürgte Gedanken«)
     
    Das Gespräch bei Pilade hatte mir Belbos Außenseite gezeigt. Ein guter Beobachter hätte den melancholischen Charakter seines Sarkasmus wahrnehmen können. Ich kann nicht behaupten, er sei eine Maske gewesen. Maske waren vielleicht die Vertraulichkeiten, zu denen er sich im geheimen hinreißen ließ. Sein öffentlich vorgezeigter Sarkasmus enthüllte im Grunde seine wahrste Melancholie, die er im geheimen vor sich selbst zu verbergen suchte, indem er sie mit einer manierierten Melancholie maskierte.
    Ich lese diesen Text wieder, den ich unter seinen files gefunden habe, und sehe nun, dass er darin im Grunde das, was er mir am nächsten Tag bei Garamond über seinen Beruf sagen sollte, romanhaft auszuspinnen versuchte. Alles finde ich darin wieder: seine Akribie, seine Leidenschaft, die Enttäuschung des Lektors, der durch Mittelspersonen schreibt, die Sehnsucht nach

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