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Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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glitt noch einmal über die Bilder und blieb an Bine Kopelski beim Brötchenkaufen hängen. Tatsächlich handelte es sich bei der stämmigen Bäckereifachverkäuferin auf dem Foto um die junge Mutter aus dem Reihenhaus. Ein Foto von Frau Bollermann war also vorhanden.
    Ich sah mir die Skizze vom zweiten Komplex genauer an. Im Eckhaus des zweiten Gebäudes hatte Danner den Namen Ebel notiert. Das waren der behinderte Hansi und sein Bruder. Es folgte die Wohneinheit des ermordeten Pudelfreunds, dann die des Polizeipräsidenten. Daneben gammelte der vermüllte Hausabschnitt der zurzeit abwesenden Frau Sprack vor sich hin.
    Und im letzten Haus …?
    Ich klatschte mir eine Hand vor die Stirn.

44.
    Der Eingang des letzten Hauses der zweiten Reihe war beinahe auffallend schlicht. Es gab keine Deko, keine Strandkörbe, Gartenzwerge oder Feng-Shui-Brunnen. Der Rasen war gemäht und der Weg durch den Vorgarten vom Unkraut befreit.
    Was wusste ich über Lorenz Wiesinger? Dass er Pizza bestellte. Und nachts vor dem Computer saß. Dass er höflich grüßte, nicht tratschte und sogar mit streitsüchtigen Nachbarinnen wie Anneliese Sprack in Frieden lebte.
    Und ich wusste, dass er nicht auf Archibald Schröders Bildern zu sehen war. Weil er einfach zu selten draußen war, um dem Spanner vor die Linse zu geraten? Unwahrscheinlich, wenn man seine Vorliebe für Pizza bedachte. Und Archibald Schröders Vorliebe für die Pizzafrau.
    Mein Herzschlag beschleunigte.
    Weil es sich um das Eckhaus handelte, konnte ich am Gartenzaun entlanggehen und einen Blick auf die Terrasse werfen. Dort standen ein paar gestapelte Stühle, ein Tisch und ein abgedeckter Rasenmäher neben einer Harke.
    Die rechte Seite der zweiflügeligen Terrassentür war angekippt …
    Ich wischte meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab. Einen Augenblick lang dachte ich daran, abzuwarten. Bis Danner seine Aussage gemacht hatte und die Polizisten ihn wieder freiließen. Aber was, wenn das nicht passierte?
    Entschlossen kehrte ich zu unserem Auto zurück, das ich ein Stück die Straße hinauf vor dem Haus der Ebel-Brüder abgestellt hatte. Ich setzte mich hinters Lenkrad und fummelte mein Handy und einen zerknüllten Zettel aus der Jackentasche. Ich stellte die Unterdrückung der Rufnummer ein, bevor ich die Zahlen eintippte, die ich mir bereits zu Hause notiert hatte.
    Im Haus bewegte sich nichts.
    Ich ließ durchklingeln, bis das Besetztzeichen tutete. Und startete gleich den nächsten Versuch.
    Und tatsächlich: Nach dem sechzehnten Klingeln ging der Pizza-Fan endlich an den Apparat.
    »Wiesinger?«
    »Kriminalpolizei Bochum, Simanowski vom Sekretariat KK 11«, meldete ich mich in förmlich-freundlichem Ton. »Herr Wiesinger, im Laufe der Ermittlungen zu dem Mordfall in Ihrer Nachbarschaft sind noch ein paar dringende Fragen aufgekommen. Ich muss Sie bitten, sich umgehend im Präsidium einzufinden.«
    »Wie bitte?«, murmelte Wiesinger verschlafen. »Jetzt gleich?«
    »So schnell wie möglich«, drängte ich streng. »Zeit ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Ermittlungen.«
    Hatte ich mal gehört. Im Fernsehen wahrscheinlich.
    »Oder sollen wir jemanden bei Ihnen vorbeischicken?«, fügte ich hinzu.
    »Nein. Nicht nötig«, brummte Wiesinger. »Ich mach mich auf den Weg, Frau Simanowski.«
    Zehn Minuten später verließ der Mann das Haus. Er zerrte ein himmelblaues Rennrad aus dem Flur und schloss hinter sich sorgfältig ab. Er wirkte übernächtigt, als er mit ungekämmtem Haar, Hornbrille, Jeans und Turnschuhen davonradelte. Der Typ sah aus wie ein ewiger Student. Als ob er noch immer seinen Eltern auf der Tasche lag, nächtelang World of Warcraft spielte und die Piraten wählte. Er zankte nicht mit den Nachbarn und verzichtete aufs Auto.
    Warum sollte dieser Mensch nachts eine Waffe hervorziehen, um Nachbarn zu erschießen? Waren ihm die Computerspiele nicht bekommen?
    Mindestens eine halbe Stunde hatte ich nun Zeit, denn mindestens so lange brauchte Wiesinger mit dem Fahrrad von Gerthe aus bis in die Innenstadt, um auf dem Polizeipräsidium festzustellen, dass er nie einbestellt worden war, und dann zurück nach Gerthe zu radeln.
    Ich schlich mich durch den Vorgarten, um das Haus herum auf die Terrasse.
    Ich hatte richtig gesehen: Die eine Hälfte der zweiflügeligen Terrassentür war angekippt. Ich rückte einen Gartenstuhl heran, stellte mich darauf und griff durch den Spalt. Problemlos erreichte ich den Griff der geschlossenen, linken Türseite. Ich

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