Das fünfte Foto: Lila Zieglers fünfter Fall (German Edition)
Stadtteil Gerthe aufgefunden. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Pikant: Der amtierende Polizeipräsident Georg Mattek lebt in unmittelbarer Nachbarschaft. Zurzeit kann eine persönliche Involvierung Matteks in das Geschehen nicht ausgeschlossen werden. Bis zur Klärung des Sachverhalts übernimmt Vizepräsidentin Klara Peters Matteks Verpflichtungen.
»Das kostet ihn den Job«, vermutete Danner. »Als Polizeipräsident kann er es sich nicht leisten, mit einem Mordfall in Verbindung gebracht zu werden. Die Spurensicherung muss etwas entdeckt haben, was eine Beurlaubung rechtfertigt.«
»Habt ihr die Zeitung …?«
»Haben wir«, knurrte Danner, bevor Molle den Satz zu Ende bringen konnte.
Ich warf eine Tüte Brötchen auf den Tisch.
»Jetzt ist Klara, ja …«, begann Molle erneut.
»Präsidentin. Wir haben’s mitgekriegt.« Danner setzte sich an den Tisch vor der Theke. »Willst du ihr eine Glückwunschkarte schicken?«
Ich schob Teller und Tassen auf den Tisch: »Denkst du, Klara hat die Presse informiert? Um Matteks Job zu bekommen?«
Danner schenkte uns Kaffee ein. »Überraschen würde das wohl niemanden. Anscheinend läuft ja nichts mehr zwischen den beiden. Aber sie muss einen begründeten Verdacht haben. Durch einen plumpen Rufmord kann sie ihren Posten genauso schnell verlieren.« Grübelnd sah er zu, wie heißer Dampf aus seiner Tasse aufstieg.
»Vielleicht hat der Spanner Mattek durch Zufall auch fotografiert? Bei irgendetwas, was einen Mord begründen würde?«
Ich erinnerte mich nicht mehr genau, ob auch der Polizeipräsident auf der Pinnwand des Spanners zu sehen gewesen war. Außerdem hatten wir uns den letzten Abschnitt gar nicht mehr genau angeschaut, weil wir uns auf den Weg zur Lamafrau gemacht hatten.
»Wir müssen uns die Fotos noch einmal ansehen«, nickte Danner. »Aber eine Sache dürfen wir nicht außer Acht lassen: Wenn Mattek seinen Nachbarn nicht erschossen hat, gibt es außer der Schlampe eine weitere Person, der die Aufregung um den Polizeipräsidenten gelegen kommt …«
»Archibalds Mörder«, begriff ich.
Natürlich. Wenn Alwin Kopelski den Spanner aus Rache erschossen hatte, konnte ihm nichts Besseres als Mattek in den Schlagzeilen passieren.
»Allerdings liefern die Fotos auch anderen Menschen ein Motiv, Archibald an den Kragen zu wollen«, bemerkte ich.
Danner, zum Beispiel. Er hatte ja zugegeben, dass er Archibald gern selbst erledigt hätte, nachdem er die Aufnahme von uns beim Beinahe-Sex entdeckt hatte.
Ich bemerkte, dass Danner sich verblüfft aufgerichtet hatte.
»Was ist?«, wollte ich wissen.
»Wir stellen die falsche Frage«, sagte Danner. »Wir müssen uns fragen, wer nicht auf den Fotos zu sehen ist.«
Ich starrte ihn an.
Natürlich.
In dem Moment betraten zwei Polizisten Molles Kneipe, die morgens um kurz nach sieben noch gar nicht geöffnet hatte. Sie trugen keine Uniformen, doch ich erkannte die Frau. Sie war groß und schlank, mit einem scharfkantigen Gesicht, dessen Oberkiefer leicht vorstand, und einer Nase, deren Form dem Schnabel einer Geierschildkröte ähnelte. Das brünette Haar hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz nach hinten gekämmt. Sie war mit Abstand die Unsympathischste unter Stascheks Mordermittlern.
Ihrem jüngeren Kollegen war ich erst einmal begegnet: Er hatte gestern Morgen meine Aussage zum Fund des toten Pudelfreundes aufgenommen.
Zielstrebig steuerten die Polizisten auf unseren Tisch zu.
»Wegner, Kriminalpolizei.« Die große Frau hielt Danner ihren Ausweis unter die Nase.
»Wirklich?« Danner zog die Brauen hoch. »Ich dachte immer, Sie lungern im Präsidium herum, weil es dort Kaffee umsonst gibt.«
Das spitze Gesicht der Beamtin färbte sich rosa. »Ich muss Sie bitten, mich aufs Präsidium zu begleiten.«
Danner fuhr hoch: »Was?«
»Sie waren gestern Morgen beim Fund einer Leiche in Bochum-Gerthe anwesend.«
»Sind Sie etwa an dem Fall dran?«
»Die neue kommissarische Polizeipräsidentin hat persönlich ein Auge auf den Fall. Sie legt großen Wert auf die Unabhängigkeit der Ermittlungen«, informierte die Wegner und hob ihre Schnabelnase noch ein Stück höher.
Klara hatte Staschek also kaltgestellt.
»Frau Peters ist aufgefallen, dass Sie falsche Angaben Ihren Beruf betreffend gemacht haben, Herr Danner.«
Danner schien wie versteinert.
»Ich stelle in Gerthe Zeitungen zu«, zischte er eisig.
»Auf Ihrem Türschild steht aber etwas anderes. Und zufällig sind Fotos von Ihnen in der
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