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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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verbrannt.
    Verflucht, wie heiß es hier drinnen war!
    Rakel …
    Jetzt erinnerte er sich. Irgendwann im Laufe des Traums hatte sich das Gesicht verändert und war zu Rakels Gesicht geworden. Søs, Ellen, Mutter, Rakel. Frauengesichter. Die in einer konsta n ten, pulsierenden Bewegung wechselten, miteinander ver schmolzen.
    Harry stöhnte und ließ den Kopf wieder aufs Parkett sinken. Da fiel sein Blick auf eine Flasche, die über ihm auf der Tisc h kante balancierte. Jim Beam aus Clermont, Kentucky. Der Inhalt war weg. Verdampft, verdunstet. Rakel. Er schloss die Augen. Nichts war mehr da.
    Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, nur, dass es zu spät war. Oder zu früh. Dass es auf jeden Fall der falsche Zeitpunkt zum Aufwachen war. Oder besser gesagt, zum Schlafen. Um diese Zeit des Tages sollte man etwas anderes tun. Man sollte trinken.
    Es gelang Harry, sich hinzuknien.
    Etwas vibrierte in seiner Hosentasche. Das war es, was ihn geweckt hatte, jetzt erinnerte er sich. Ein eingeschlossener Nachtfalter, der verzweifelt mit den Flügeln flatterte. Er steckte die Hand in die Tasche und zog das Handy heraus.
     
    H arry ging mit langsamen Schritten in Richtung St. Hansha u gen. Der Kopfschmerz pochte hinter seinen Augen. Die Adresse, die Møller ihm genannt hatte, war gut zu Fuß zu erreichen. Er hatte sich etwas Wasser ins Gesicht geklatscht, in einer der Flaschen unter dem Waschbecken einen Rest Whiskey gefunden und hoffte nun, dass er von den paar Schritten einen klaren Kopf bekommen würde. Harry kam am Underwater vorbei. Vier Drinks für drei, vier für einen an Montagen, sonntags geschlo s sen. Hier war er nicht oft, weil seine Stammkneipe in der Parallelstraße lag, doch wie die meisten Alkoholiker hatte Harry irgendwo in seinem Kopf die Öffnungszeiten der verschiedenen Lokale abgespeichert.
    Er grinste das Spiegelbild in den abgedunkelten Scheiben an. Ein andermal.
    An der nächsten Ecke bog er nach rechts in den Ullevåls vei ein. Harry ging nicht gerne diese Straße entlang, sie war für Autos gedacht, nicht für Menschen. Das Beste, was er über den Ullevålsvei sagen konnte, war, dass man an Tagen wie diesem auf dem rechten Bürgersteig etwas Schatten fand.
    Harry blieb vor dem Haus stehen, dessen Nummer ihm gesagt worden war, und verschaffte sich einen Überblick.
    Im Erdgeschoss war ein Waschsalon mit roten Waschmasch i nen. An der Scheibe hing ein Zettel. Der Laden war täglich von 08.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet, und man konnt e j etzt auch zu einem reduzierten Preis innerhalb von dreißig Minuten seine Wäsche trocknen. Eine dunkelhäutige Frau mit einem Tuch um den Kopf saß neben einer rotierenden Trommel und starrte vor sich hin. Neben dem Waschsalon war ein Schaufenster mit Grabsteinen und etwas weiter entfernt ein grünes Neonschild mit der Aufschrift KEBAB über einem Imbiss mit angeschlo s senem Lebensmittelladen. Harry ließ seinen Blick über die schmutzige Fassade nach oben wandern. An den alten Fenstern blätterte die Farbe ab, doch die Gauben auf dem Dach deuteten darauf hin, dass man die Etage über den vier Stockwerken zu modernen Wohnungen ausgebaut hatte. Und über der neu installierten Klingelanlage hatte man neben der rostigen Eisentür eine Kamera angebracht. Die Gelder aus dem Westen der Stadt flossen langsam, aber sicher in östliche Richtung. Er drückte auf die oberste Klingel neben dem Namensschild mit der Aufschrift Camilla Loen.
    » Ja? «, tönte es aus dem Lautsprecher.
    Møller hatte ihn gewarnt, doch es versetzte ihm trotzdem einen Stoß, Waalers Stimme zu hören.
    Harry versuchte zu antworten, aber seine Stimmbänder gaben keinen Laut von sich. Er hustete und unternahm einen weiteren Anlauf. » Hole hier, mach auf. «
    Es summte über der Tür, und er packte den kalten, rauen Türgriff aus schwarzem Eisen.
    » Hallo! «
    Harry drehte sich um. » Hallo, Beate. «
    Beate Lønn war durchschnittlich groß, hatte kurzes, mitte l blondes Haar, blaue Augen und war weder hässlich noch hübsch. Kurz: An Beate Lønn fiel nichts besonders ins Auge. Abgesehen von ihrer Kleidung: einem weißen, astronautenart i gen Overall.
    Harry hielt die Tür auf, während sie zwei Stahlkoffer ins Haus bugsierte. » Bist du auch gerade gekommen? «
    Er versuchte, nicht in ihre Richtung zu atmen, als sie an ihm vorbeiging.
    » Nein, ich musste noch einmal runter zum Wagen, um den Rest von unserem Zeug zu holen, wir sind schon eine halbe Stunde hier. Hast du dich geprügelt? «
    Harry fuhr mit

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