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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Teuflisches hat. Wie seltsam es ist, daß sich dieser Hinweis auf Dschingis Reiterscharen, den Zerstörern der Zivilisation, im Gesicht eines Mannes wiederfinden sollte, der die Absicht verfolgt, zum Inbegriff von Kultur zu werden!
    Es trifft sich gut, daß ich dieses Tagebuch, das letzte Geburtstagsgeschenk meiner Mutter an mich, im Land ihrer Geburt beginne. Ihre Geschichten von Paris und den Garnisonsstädten, in denen sie aufgewachsen ist, haben meine Phantasie angeregt, all die eleganten Herren mit ihren entzückenden Damen, die kluge schlagfertige Reden mit tiefschürfenden Abhandlungen über Kunst und Philosophie vermischen, während sie im Frühling über die Boulevards schlendern. Ich weiß, daß es diesen Ort nirgendwo sonst gegeben hat als in den nostalgischen Reminiszenzen einer einsamen Witwe, die sich mit ihren beiden Söhnen in einem zugigen Schloß von jeglichen gesellschaftlichen Ablenkungen ausgeschlossen sah.
    Paris ist die Stadt des Lichts, die ich von meinen windumtosten Türmen in Transsylvanien zu erkunden hoffte – siebenjährig und ohne ein Gespür für die ungeheure Größe der Welt. Dort begann – in der Vorstellung eines verträumten Jugendlichen, der in den Wäldern einer weit entlegenen Provinz seine endlosen Schulferien verbrachte – mein triumphaler Eintritt in das Rampenlicht der großen weiten Welt. Paris verkörpert alles, wonach ein blutjunger Universitätsstudent strebt, es ist der Ort für Vorlesungen und Verabredungen, eine Gelegenheit für Offenbarungen und Lösungen und zur Einsicht in die Blindheit der Leidenschaft, ein Reich, in dem sich die vielen Möglichkeiten des Wissens, der Ideen, der Liebe oder der Sünde offenbaren können.
    Und Paris war und ist die Stadt von Nicole.
    An diesem Nachmittag zog ich meinen besten Mantel an und fuhr mit einem Mietwagen zum Haus meiner Tante nahe der Rue Faubourg Saint Honoré.
    Meine Mutter hatte mir zwar erzählt, ihre Schwester habe eine gute Partie gemacht, aber auf das riesige Gebäude, vor dem der Wagen hielt, war ich nicht vorbereitet. Zuerst dachte ich, der Kutscher habe nur wegen irgendwelcher Probleme mit den Pferden angehalten, aber er versicherte mir, daß es die richtige Adresse sei. Ich entließ ihn mit allerlei dunklen Vorahnungen. Das Gebäude ist aus hellen Steinen gebaut, und an seiner Fassade im Renaissancestil befinden sich üppige Verzierungen und allegorische Statuen. Protzig und ohne die geringste Zurückhaltung kündet es vom Reichtum seiner Bewohner. Voller gespannter Erwartungen stieg ich die Stufen zu dem imposanten Portal hinauf.
    Ein livrierter Diener, ein Mann in meinem Alter, öffnete auf mein Klingeln hin und schien nicht geneigt, mir Einlaß zu gewähren. Auf seinem Gesicht lag Skepsis, als ich ihm mitteilte, daß ich ein Angehöriger der Familie sei, eben erst in Paris eingetroffen.
    »Madame ist nicht zu Hause«, beschied er.
    Natürlich war mir sofort klar, daß sie Besuche abstattete, auf denen Nicole sie sicher begleiten würde.
    »An welchem Tag empfängt Madame Berthier?« fragte ich.
    Er lächelte leise, wie um anzudeuten, daß ich, wenn ich mit seiner Herrin genügend bekannt wäre, um behaupten zu können, zu ihrer Familie zu gehören, eigentlich wissen müßte, an welchem Tag Madame Besucher empfing.
    »Ich werde meine Karte hierlassen«, sagte ich schnell, obwohl ich mir, wenn ich es recht bedachte, nicht ganz sicher war, ob ich meiner Cousine Nicole die genaue Adresse meiner bescheidenen Bleibe verraten wollte.
    Der Diener ließ mich bis in das große Foyer des Hauses. Ich war entschlossen, ihm nicht zu seiner Genugtuung den Cousin vom Lande vorzuführen, der sich neugierig umsah, auch wenn ich mich nicht davon abhalten konnte, den funkelnden Kronleuchter über der sich elegant bis zu den Salons hinaufschwingenden Treppe anzustarren.
    Ich zog meine Karte heraus und knickte die eine Ecke um, wie man es hier tut, um zu zeigen, daß man persönlich vorgesprochen und festgestellt hat, daß die betreffende Person, die man hatte besuchen wollen, nicht zu Hause war. Ich zögerte, entschloß mich dann aber, meine Adresse auf die Rückseite der Karte zu schreiben, da meine Tante sonst keine Möglichkeit gehabt hätte, mit mir Verbindung aufzunehmen. Der Lakai deutete hochmütig auf einen Tisch mit einer Malachitplatte, die viergeteilt war, so daß die Adern des Steins ein symmetrisches Muster bildeten, ähnlich dem von Baumringen. Als ich die Hand darauf legte, vermittelte mir ihre Oberfläche an

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