Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)
so weit. Er nahm seine Bauchwehmedizin mit, lief hinaus auf die Straße und hinüber zum Marktplatz und ließ sich von einem Taxi ins Fernsehstudio fahren. Es störte ihn überhaupt nicht, dass ihn die Taxifahrerin völlig entgeistert anstarrte. Sie sprach während der ganzen Fahrt kein einziges Wort mit ihm. Hin und wieder schaute sie neugierig in den Rückspiegel.
Im Studio wurde der Professor schon gespannt erwartet. Frau Hansens Assistent begrüßte ihn freundlich und führte ihn erst mal in die Maske. Hier sollte er für seinen Auftritt vorbereitet und geschminkt werden.
»Wir könnten Rouge auflegen«, sagte die Maskenbildnerin und blickte skeptisch auf Brauseweins dunkelgrüne Gurken-Nase. »Wir brauchen Hautfarbe.«
»Lassen Sie es grün, so bin ich nun mal. Schleime-Schlamm-und-Käsefuß!« Brausewein war plötzlich ein bisschen nervös. Er war ja noch nie im Fernsehen aufgetreten.
Die Olchis machen es sich leicht, dachte er. Die bleiben ein-fach zu Hause. Aber wenn man berühmt werden will, muss man schon etwas dafür tun. In der Zeitung war ja schon ein erstklassiges Foto von ihm und den beiden Olchi-Kindern erschienen. Jetzt kannte man sie im ganzen Land. Die Maskenbildnerin versuchte, Brauseweins Haare nach hinten zu kämmen.
»Lassen Sie das!«, fauchte Brausewein. »Das sieht gut aus so!«
Er stand auf und lief hinüber zum Studio, wo die Sendung stattfinden sollte. Der Aufnahmeleiter fing ihn vor der Studiotür ab und führte ihn in einen Nebenraum. »Darf ich Sie ganz kurz allein lassen?«, fragte er, denn er hatte noch was zu erledigen. Brausewein setzte sich in einen Ledersessel und wartete auf seinen Auftritt. Er merkte, dass der Ledersessel wunderbar duftete. Angenehm alt und ein wenig muffig. Brausewein schaute sich schnell um, und als er sah, dass ihn niemand beobachtete, leckte er mit der Zunge ein paarmal über die Armlehne. Als ihn Frau Hansen ein paar Minuten später zur Sendung holte, hatte der Professor ein Stück Leder im Mund. Er kaute schnell und schluckte es hinunter. Dann saß er im Studio Frau Hansen gegenüber. Sie roch ausgesprochen unangenehm nach süßlichem Parfüm.
»Herr Professor Brausewein, darf ich Ihnen erst einmal herzlich gratulieren!«, sagte sie. »Sie haben ja gerade beim 3. Gammelsberger Erfinderwettbewerb den ersten Preis gewonnen.«
»Oh, ja, das stimmt, vielen Dank!«, sagte Brausewein geschmeichelt.
»Was genau haben Sie denn erfunden?«, wollte Frau Hansen wissen.
Brausewein zog das Fläschchen mit seiner Bauchwehmedizin aus der Tasche und hielt es stolz in die Kamera.
»Ich habe das beste Bauchwehmittel der Welt erfunden! Ich habe es BBBB genannt, das bedeutet Brauseweins besonders brauchbares Bauchwehmittel«, verkündete er stolz und fügte hinzu, dass mit seinem Bauchwehmittel kein Kind der Welt jemals mehr Bauchschmerzen haben müsste.
»Na, das ist ja wunderbar!«, sagte Frau Hansen. »Aber Ihr Mittel scheint noch nicht ganz ausgereift zu sein. Erzählen Sie uns doch auch von den Nebenwirkungen. Es ist ja etwas sehr Merkwürdiges mit Ihnen passiert. Ich war selbst Zeuge Ihrer unglaublichen Verwandlung.« Sie zeigte dabei auf Brauseweins Olchi-Gesicht.
»Das hat alles mit den Olchis zu tun«, versuchte Brausewein zu erklären. »Ich habe olchige Zutaten genommen.«
»Wer sind denn eigentlich diese Olchis?«, fragte Frau Hansen.
Brausewein erzählte ihr alles, was er von den Olchis wusste. Er geriet richtig ins Schwärmen.
»Die Olchis sind die nettesten Kerle, die ich kenne!«, sagte er. »Sie wohnen drüben in Schmuddelfing auf der Müllkippe und haben dort ein wunderbares Einfamilienhaus, eine fantastische Olchi-Höhle. Und ein Leben führen sie dort, das können Sie sich gar nicht vorstellen. So sorglos, glücklich und zufrieden!«
»Na, das klingt ja wirklich paradiesisch, da könnte man direkt neidisch werden«, sagte Frau Hansen und schmunzelte.
»Ja, genau!«, rief Brausewein. »Und stellen Sie sich nur mal ihre prächtige Schlammpfütze vor! Der Mond spiegelt sich abends romantisch darin und man kann wunderbare Schlammbäder nehmen.« Und dann schwärmte er noch von der olchigen Kraft, vom herrlichen Geruch und von den Zähnen der Olchis, mit denen sie die unglaublichsten Sachen zerbeißen konnten. Als er vom olchigen Essen erzählte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Frau Hansen fand das alles sehr interessant.
»Und wie fühlen Sie sich nun mit Ihrer, äh, wie soll ich sagen,Ihrer neu erworbenen Olchi-Nase? Riechen Sie
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