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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Adler gewesen sein.« Er begann, die Arme auszubreiten, und die die Flügelspannweite zu demonstrieren, und stöhnte wegen seiner steifen Schulter auf.
    »Vielleicht ein Sturmadler«, sagte sie. »Ist die größte Spezies im Amazonasgebiet. Sie können wie Kolibris auf der Stelle schweben und Affen aus den Bäumen reißen.«
    »Yeah, wie auch immer, dieser kam aus dem Tal geschossen wie eine Boden-Luft-Rakete und hat uns voll erwischt … Ich könnte schwören, dass uns das Vieh angegriffen hat. Es muss in den Heckrotor geraten sein. Ich spürte den Aufprall, dann verlor Juan die Kontrolle.«
    Sie liefen wortlos weiter. »Ich war mit Lisa in Harvard«, sagte Tree nach einer Weile, »Barry kannte ich aus Monteverde.«
    Mason nickte. »Juan hat mich ein halbes Dutzend Mal den Orinoko hochgeflogen, als ich verschiedene Dorfkrankenhäuser aufbaute. Er war ein erstklassiger Pilot.« In Gedanken sah er, wie sein Freund von Flammen verzehrt wurde, und war dankbar, dass Juan offenbar schon tot gewesen war. »Lisa lernte ich kennen, als sie für den National Geographiec einen Fotoartikel über meine Arbeit bei den Wawajeros schoss.«
    Tree seufzte. »Als ich dich auf der Titelseite sah … Ich bin mitten bei Barnes & Nobles in Tränen ausgebrochen. Das war das Erste, was ich seit Jahren von dir gehört hatte.«
    »Tut mir Leid.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dir oft geschrieben. Dutzende Male in all den Jahren. Die meisten Briefe hob ich eine Weile auf, in der Hoffnung, dass sich die Worte eines Tages zu einer perfekten Epistel zusammenfügen würden.« Er fuhr sich mit einer Hand durch die nassen schwarzen Locken. »Einmal schrieb ich dir sogar auf Spanisch«, sagte er. »Irgendwann habe ich auch den Brief zerrissen.«
    Tree warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Englisch, Spanisch, welchen Unterschied macht das? Briefe, die du nicht abschickst, sagen mir nada.«
    »Du hast Recht. Das weiß ich. Sie zählen nicht, solange man sie nicht zur Post bringt. Aber der Punkt ist, dass ich selbst in hundert verschiedenen Sprachen nicht die richtigen Worte fände, um dir zu erklären, warum ich dich verlassen habe.«
    Sie liefen weiter.
    »Wir hatten eine so große Liebe, Mason – eine Liebe, von der die meisten Menschen ein Leben lang träumen. Das waren exakt deine Worte.«
    »Tree«, sagte er leise. »Etwas ist geschehen …«
    »Oh, da haben wir’s wieder. ›Etwas ist geschehen in Vietnam.‹ Immer wieder hast du mir das gesagt. Und ich verstehe dich. Wirklich, ich verstehe dich. Ich weiß, dass es für dich unvorstellbar schrecklich gewesen sein muss. Aber du hast mir nie erzählt, was passiert ist … Die Vergangenheit verfolgt dich, und du schämst dich noch heute für etwas, das vor vielen Jahren geschah, und lässt mich dir nicht helfen. Du hast mir das Herz gebrochen, Mason. Acht Jahre – und es tut noch immer weh …«
    Er starrte geradeaus und schluckte schwer. »Gewisse Dinge kann ich bei dir nie wieder gutmachen. Aber – nun … Ich denke, ich habe es oft genug gesagt: Ich kriege es einfach nicht hin. Einige Wunden heilen eben nicht.«
    Sie liefen um eine Felsgruppe herum. Mason hörte Tree leise vor sich hin weinen. Auch er weinte, jedoch lautlos, in der geheimen Kammer in seinem Herzen. Seit er aus Vietnam zurückgekehrt war, hatte er keine Tränen mehr vergossen. Zumindest keine richtigen. In der geheimen Kammer konnte er jetzt die Tränen aufsteigen spüren, doch es gab kein Ventil, durch das sie hätten herausfließen können. Keine Erleichterung. Es war niemandem mehr gestattet, diese Kammer in seinem Herzen zu betreten. Nicht einmal Tree. Nicht einmal ihm selbst.
    Eines steht fest, Teresa Diana. Wenn du wüsstest, was ich in ‘Nam getan habe, würdest du mir niemals vergeben.
    Sie zwängten sich seitlich zwischen zwei mannshohen Felsen hindurch. Vor ihnen auf einem flachen Granitblock lag ein riesiger toter Vogel. Seine Beine waren in Schenkelhöhe abgehackt worden, und sein dunkles Blut hatte die orangefarbenen Flechten besudelt, die grauen Stein überwucherten.
    »Mein Gott, das ist der Vogel, der gegen uns geprallt ist«, sagte Mason, als die beiden auf ihn zueilten. »Sieh dir seine Flügelspannweite an – müssen mindestens zweieinhalb Meter sein.«
    »Das ist ein Sturmadler. Dachte ich’s mir doch«, sagte Tree. »Ein Weibchen. Sie sind größer als männliche Exemplare.«
    »Wieso hat sie uns angegriffen?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. »Wir müssen in ihr Territorium

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