Dolly - 18 - Sag ja, Dolly!
Enid Blyton
Dolly Band 18
Sag ja, Dolly!
scanned by Ginevra corrected by Chase
Diesmal beginnt das neue Schuljahr auf Burg Möwenfels anders als sonst: Eine Gruppe Austauschschülerinnen aus Frankreich zieht im Nordturm ein. Die jungen Damen haben zwar eine Menge Probleme – aber was das Thema Streiche betrifft, stehen sie den Burgmöwen in nichts nach. Fast scheint das Schuljahr friedlich weiterzugehen, da bringt ein Unglück eine dramatische Wende. Dolly ist der rettende Engel, aber ihr steht eine wichtige Entscheidung bevor…
Ein seltsamer Traum
„Aufwachen, Liebes, es wird Zeit…”
Dolly rührte sich nicht.
„He, Hausmutter Dolly! Die Pflicht ruft!” Klaus-Henning Schwarze
rüttelte seine Frau sanft an der Schulter.
Nur sehr langsam fand Dolly aus dem Schlaf in die Wirklichkeit zurück. Sie spürte das Brennen der Sonne auf ihrer Haut, hörte das dumpfe Grollen, mit der die Brandung unter ihnen an die Felsen schlug.
Dolly blinzelte. Durch die halbgeschlossenen Lider erkannte sie über sich die vier mächtigen Türme der Burg, dicht von Efeu überwachsen. Über die Mauer des in den Felsen eingelassenen Schwimmbads neigten sich grüßend ein paar Rosen. In einer nie zuvor gesehenen Vielfalt und Üppigkeit blühte in diesem Sommer der Rosengarten, nachdem er sich von dem schweren Sturm im vergangenen Jahr erholt hatte. Über ihrem Kopf kreisten ein paar Möwen, als wollten sie Dolly mit Nachdruck daran erinnern, wo sie sich befand.
Aber erst das fröhliche Kreischen ihrer kleinen Tochter machte sie hellwach. Dolly rollte sich auf den Bauch, stützte das Kinn auf die Hände und blickte auf die blitzende Wasserfläche des Schwimmbeckens.
„Hallo!” sagte Klaus lachend. „Endlich wieder da?” Dolly sah ihren
Mann nachdenklich an.
„Ja, ich bin sehr weit weg gewesen. Ich war… nein!” Dolly rieb
sich die Stirn, als müsse sie einen lästigen Gedanken daraus
vertreiben.
„Was ist? Du bist ja ganz verstört.”
„Ach, nichts. Ich hatte so einen merkwürdigen Traum. Einen
Traum, der so realistisch war, daß ich Mühe hatte, wieder hierher
zurückzufinden. Kennst du das?”
„O ja, das ist mir auch schon passiert. Erzähl, was hast du
geträumt?”
Doch zunächst kam Dolly nicht dazu, etwas von dem seltsamen
Traumgeschehen preiszugeben. Kathrinchen verlangte energisch, mit
der Mutter schwimmen zu gehen. Dolly ließ sich ins Wasser gleiten,
tauchte kurz unter und schüttelte beim Auftauchen prustend ihren
kurzgeschnittenen dunklen Schöpf. Dann klatschte sie lachend in die
Hände.
„Na, nun komm, du kleiner Frosch!” Die Kleine hob die Arme, an
denen sie Schwimmflügel trug, in die Luft und senkte sie ein paarmal
in schneller Folge, als sei sie ein kleiner Vogel.
„Tini is kein Frosch, Tini is Möwe. Kraak, kraak!”
„Und Mami ist ein großer Fisch. Jetzt wird die kleine Möwe sich
den großen Fisch fangen!”
Mit einem Juchzer ließ Kathrinchen sich ins Wasser plumpsen,
machte ein paar paddelnde Bewegungen und hatte die Mutter erreicht.
Dolly wich langsam zurück und ließ ihre kleine Tochter immer wieder
auf sich zu schwimmen.
„Wenn sie so weitermacht, wird sie mit zehn Jahren die
Meisterschaften von Burg Möwenfels gewinnen”, erklärte der stolze
Vater. „Übt ihr nur fleißig weiter, ich hol’ uns inzwischen eine
Erfrischung.”
„Gute Idee!” lobte Dolly ihren Mann. „Der letzte Ferientag muß
doch richtig gefeiert werden.”
Sie tobte noch eine Weile mit der Kleinen im Wasser, dann hob sie
sie auf den Rand des Schwimmbeckens und beauftragte sie, das große
Handtuch zu holen und sich darin einzuwickeln. Kathrinchen folgte
ihr mit ernsthaftem Eifer, zog sich das Badehöschen aus, kämpfte
verbissen, um die Schwimmflügel von ihren Ärmchen zu zerren, nicht
bereit, sich helfen zu lassen, und kuschelte sich in das bunte
Frottiertuch.
Dolly hatte ihre Tochter lächelnd beobachtet. Jetzt ließ sie sich
erneut ins Wasser gleiten und schwamm mit kräftigen Zügen ein
paarmal die Bahn hin und her. Schließlich drehte sie sich auf den
Rücken und ließ sich treiben.
Wie still dieser Nachmittag war! Die Brandung hatte nachgelassen,
nur noch ein dumpfes Rauschen drang zu ihnen hinauf. Die Möwen waren davongeflogen, hatten weit draußen auf dem Meer einen Fischkutter entdeckt, in dessen Nähe sie auf Beute hoffen konnten.
Wie im Schlaf lag die Burg über den Felsen.
Morgen würde alles anders sein. Morgen würde sie erwachen,
Hunderte fröhlicher Stimmen würden den Burghof
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