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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Sekunde das Genick, als die ganze Nacht lang lebender Abendschmaus eines Jaguars zu sein.«
    »Du hast eine Art, Dinge auszudrücken.«
    Sie schauten zwischen ihren Füßen auf den näher kommenden Fluss hinunter. Mason war nun froh, dass der Ballon immer tiefer sank. Hauptsache, die vertikale Kluft zwischen ihnen und ihrer Absturzstelle verringerte sich. Sin ke, Baby, sinke.
    Der Fluss sah breit aus. Mason hoffte, dass er tief war. Sie waren noch immer etwa dreißig Meter über den Baumwipfeln.
    »Bereit?«, fragte Tree. »Ich mache es kurz vor dem vorderen Ufer.«
    »Jetzt!«, riefen beide gleichzeitig.
    Eine lange Fahne frostigen Propans schoss in die Hülle. Der Frost fraß sich ins Innere des Ballons, und das Dacron begann zu schrumpeln. Einen Moment lang schwankte der Ballon wie betrunken auf seinem Heißluftpolster; dann begann er, in die Tiefe zu fallen, langsam erst, dann immer schneller.
    Die Wasseroberfläche raste ihnen entgegen, und Mason sah darin die Reflexion eines riesigen, hinunterfallenden Strandballs.
    Der Aufschlag läutete in seinem Schädel. Dann breitete sich Frieden in seinem Hirn aus, und er wurde ohnmächtig.
    Er erwachte am Ufer, auf dem Rücken liegend. Ein dunkelhäutiger Mann beugte sich über ihn und starrte ihm in die Augen. Der Eingeborene trug eine Krone aus blauen und gelben Papageienfedern, und sein Nasenknorpel war mit Wildschweinstacheln durchbohrt.
    Mason hob den Kopf. »Tree?«
    »Ich bin hier, Mason«, sagte Tree, links von ihm.
    Mason seufzte erleichtert und drehte sich auf diese Seite um, wegen seines schmerzenden Nackens aufstöhnend. Tree beugte sich über ihn, eine Gesichtshälfte völlig mit schwarzem Schlamm bedeckt.
    »Ich weiß, ich sehe beschissen aus, aber mir geht es gut«, sagte sie lächelnd.
    »Du bist die Schönheit in Person. Du hast überlebt.«
    Als Nächstes war ihr indianischer Gastgeber von Belang. War er ein Wawajero oder ein Yanomorduro? Tree und Mason hatten nichts bei sich, das sie ihm als Bestechung oder zum Tausch anbieten konnten; falls der Mann Kundschafter eines Kopfjägerstammes war, waren sie so gut wie tot.
    »Friiisbii«, sagte der Indianer und hielt ein gelbes Plastikfrisbee aus dem Fluss hoch. »Friiisbii.«
    »Wawajero?«, fragte Mason.
    Der Mann klopfte sich an die muskulöse Brust und grinste. »Wawajero.«
    Mason ließ den Kopf auf das Flussufer zurücksinken und lachte, bis ihm die Tränen kamen.

Epilog
    Mason kniete auf dem rötlichen Eichenboden seines Wohnzimmers vor einer langen ausgerollten Schriftrolle aus gebleichtem Leinenpapier, die von einem Messinggewicht am Boden gehalten wurde. China Diana Drake beugte sich über ihre eigene Schriftrolle und konzentrierte sich auf jeden einzelnen der schwarzen Tintenschwünge ihrer Kalligraphie. An diesem Morgen übten sie das chinesische Wort t’ai, das ›Frieden‹ bedeutete.
    »Schön«, sagte Mason, als er auf die Arbeit seiner Tochter blickte. »Sehr schön. Allmählich hast du es raus.«
    Sie schaute mit strahlenden grünen Augen zu ihm auf.
    »Mein Lehrer war gerade elf Jahre alt und bereits ein Meister«, sagte er. »Bei ihm sah es kinderleicht aus. Pass auf, dein Pinsel tropft.«
    »Oh.« China legte die Spitze des dreißig Zentimeter langen Holzpinsels in ein Kalksteinschälchen, das die Umrisse eines Jungen auf einem Wasserbüffel hatte.
    »T’ai. Ich mag die Form«, sagte sie. »Sie erinnert mich an einen Weihnachtsbaum.«
    »Hey, fang gar nicht erst an. Es ist noch nicht mal Oktober.«
    Tree kam ins Wohnzimmer, ein Baby im Arm, in der freien Hand zwei volle Kaffeetassen balancierend. Mason stand auf, nahm die beiden Tassen und stellte sie auf den Kaffeetisch. Samuel Gibraltar Drake schlief an Trees Busen geschmiegt. Sein blondes Haar war noch lockiger als das seines Vaters.
    »Wir schreiben t’ai«, sagte China. »Frieden.«
    »Ich sehe es«, entgegnete Tree. »Es sieht gut aus.«
    »T’ai ist ein besonderes Wort«, sagte Mason und malte die einzelnen Komponenten des Schriftzeichens mit fließenden Schwüngen auf seine Schriftrolle. »Es vereint in sich die gesamte taoistische Philosophie des Yin-Yang.«
    »Liebling, überfordere sie nicht«, sagte Tree.
    »Ich kenne diese Wörter«, sagte China. »Yin ist Mädchen, Yang ist Junge.«
    »Richtig«, sagte Mason. »Schau her.« Mit glänzender feuchter Tinte malte er ein Symbol aus sechs geraden Linien auf seine Schriftrolle; die drei oberen Linien des Sechsecks waren unterbrochen, die drei unteren durchgehend. »Dies ist

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