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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Löwen.
    Wegen der drohenden Revolte hatte Heinrich seine Teilnahme am vierten Italienzug des Kaisers abgesagt. Doch kaum war das kaiserliche Heer fortgezogen, begann die Rebellion gegen den Löwen. Kurz vor Weihnachten hatte Albrecht der Bär gemeinsam mit dem Landgrafen von Thüringen Heinrichs Festung Haldensleben nahe Magdeburg belagert, wenn auch ohne Erfolg. Was immer der alte, kampferprobte Bär nun gegen seinen Erzfeind plante, Otto und seine Brüder würden diesmal dabei sein.
     
    Der Markgraf räusperte sich. »Familiennachrichten … Ihr habt ja so Recht, meine Liebe! Gebt mir den Brief. Und ihr da verschwindet!«
    Mit einer Handbewegung verscheuchte Otto den Boten, die Diener und die Geistlichen und wandte sich dann an den weißblonden Ritter.
    »Mein geschätzter Randolf, sucht mit Euren treuen Freunden nach meinem Bruder und kommt gleich zu mir, wenn Ihr ihn gefunden habt. Bringt auch den wackeren Arnulf mit.«
    Der Hüne verneigte sich knapp und verließ mit seinen drei Begleitern die Halle.
    Draußen packte er einen vorbeihuschenden Pagen am Arm, der so heftig erschrak, dass er den Inhalt seines Kruges über die eigenen Schuhe schwappen ließ.
    »Tölpel!« Der Ritter versetzte dem Pagen eine gewaltige Ohrfeige. »Wo ist der Graf von Groitzsch?«
    Der Junge fing an zu stammeln: »Gerade von der Jagd zurück …«
    »Du gehst sofort zu ihm und sagst, der Markgraf will ihn sehen!Danach setzt du dich erneut in Bewegung und schickst mir Arnulf!«
    Der Page verneigte sich und rannte los.
    Der Ritter schaute kurz dem Jungen nach. Dann führte er seine Begleiter zu einer freien Stelle, wo sie nicht zu belauschen waren.
    »Verdammt soll Christian sein«, zischte er. »Erst sah es so aus, als ob dieser Bastard mit seinem Auftrag endlich aus meinem Gesichtskreis verschwinden würde – und nun gelangt er vielleicht sogar noch zu Ehren! Eine Schande für den ganzen Stand. Nächstens wollen noch Bettler und Bauerngesindel Ritter sein.«
    Der Feiste, der in der Halle so wiehernd gelacht hatte, versuchte, Randolf zu beschwichtigen. »Wozu regst du dich auf? Dieser Dahergelaufene muss mit seinem Bauernpack lange durch den Wald. Und da kann viel passieren. Wenn nicht, können wir immer noch ein bisschen nachhelfen …«
    Ein böses Grinsen überzog das Gesicht des Hünen. »Wahrscheinlich müssen wir das nicht einmal – bei dem, was man von der Wegstrecke hört!«
    »Freut mich, dass du die Dinge wieder nüchtern siehst. Der Kaiser will ein Gesetz erlassen, nach dem bald nur noch in den Ritterstand erhoben werden darf, dessen Vater und Großvater schon von edlem Geblüt waren. Dann wird es solchem Gesindel unmöglich, sich unter unseresgleichen zu mischen. Vergiss den Habenichts! Wenn er unterwegs nicht umkommt, erschlägt ihn das Bauernpack nach der Ankunft, weil es nichts zu fressen hat. Und nun komm, wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Doch der Dritte in der Gruppe, ein Ritter mit sorgfältig gekämmtem rötlichem Haar und grünem Bliaut, hielt die anderen zurück. »Findet ihr nicht auch, dass die schöne Hedwigein auffälliges Interesse an Christian zeigt?«, fragte er und zog viel sagend die Augenbrauen hoch.
    Der Feiste winkte ab. »Wer hier etwas gegen Hedwig sagt, der ist ein toter Mann. Otto lässt nichts auf sie kommen.«
    »Wie kann man einem Weib nur so verfallen?«, gab der Rothaarige zurück und senkte die Stimme. »Deshalb sollte er umso empfänglicher sein, wenn ihm klargemacht wird, dass hier die Minne zu weit geht.«
    »Sie ist mit Sicherheit klug genug, ihrem Mann nicht untreu zu werden«, knurrte Randolf.
    »Vielleicht. Aber ob Otto darauf wirklich vertraut?«, fragte der Rothaarige mit durchtriebenem Grinsen. »Allein der Verdacht dürfte reichen, um den Hungerleider in Ungnade fallen zu lassen. Wir müssen nur den richtigen Zeitpunkt abwarten.«
     
    Als die Halle sich geleert hatte, entrollte Otto gespannt das Pergament.
    »Lass sehen, mein Lieber«, meinte Hedwig und las über seine Schulter – ein Verstoß gegen die Sitten, den Otto kaum wahrzunehmen schien.
    Sie schwieg lange. Dann mahnte sie leise: »Wenn der Italienfeldzug des Kaisers nicht glücklich verläuft, wird sein Zorn über uns hereinbrechen wie das Strafgericht Gottes. Er wird uns die Schuld geben, weil sich Heinrich unseretwegen nicht dem kaiserlichen Heer angeschlossen hat.«
    »Soll er doch!«, brauste Otto auf. »Erinnere dich nur an den Hoftag letzten Sommer auf Boyneburg. Erzbischöfe und Markgrafen haben vor dem Kaiser

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