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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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genommen und ihr ganz unverblümt eine Lektion erteilt, die der künftigen Braut die Sprache verschlug und ihre Wangen zum Glühen brachte.
    »Wenn du die Gunst deines Mannes auf Dauer erringen willst, zeige dich in der Brautnacht züchtig und unerfahren, wie du bist, aber danach nie wieder«, hatte die von vielen gefürchtete Eilika geraunt, die sich ihr Leben lang erfolgreich gegen Adlige und Geistliche durchgesetzt hatte. »Und dann vergiss, was die Kirchenmänner verlangen: dass die Frau sittsam still unter ihrem Mann zu liegen und ihn zu erdulden hat. Gib ihm das Gefühl, ein wilder Stier zu sein, der dein Blut schon mit einem Blick zum Wallen bringt – und er wird Wachs in deinen Händen sein!«
    Hedwig befolgte ihren Rat, nachdem sie das erste Entsetzen überwunden hatte. Und sie sollte es nicht bereuen. Otto betete sie an. Er bezog sie gegen den Widerstand seiner Ratgeber bei Entscheidungen mit ein und wollte ihre Meinung hören. Sie würde sich zu Tode langweilen, wenn er sie nur für die Frauenarbeit Sorge tragen lassen würde.
    Außerdem war ihr Gemahl trotz seiner grauen Schläfen immer noch eine stattliche Erscheinung. In Momenten wie diesem,wenn er sie ansah mit jener Mischung aus Bewunderung und Wollust, fühlte sie sich von ihm angezogen. Lächelnd sah sie in seine Augen und begann an den Schnüren ihres Obergewandes zu zupfen.
    Otto war für einen Moment überrascht.
    »Um diese Tageszeit? … Weib, wir werden uns verliegen wie Erec und Enide in dem neuen Roman von diesem Christian aus Troyes«, murmelte er, während er näher trat und ihre Schulter küsste.
    »Und wenn. Du weißt doch schon, welche Heldentaten du zur Buße als Nächstes vollbringen wirst«, gurrte Hedwig.
    Otto grinste sie an. »Gegen den Löwen oder jetzt gleich bei dir?«
    Ungeduldig zerrte er an der Verschnürung ihres Kleides, drängte sie zwischen die Kissen und begann begierig an ihren Brüsten zu saugen. Hedwig stöhnte genüsslich auf und reckte sich ihm entgegen.
    »Du bist ein schamloses Weib!«, brummte Otto und schob sich auf sie. »Und genau das gefällt mir an dir.«
     
    »Lieber!«
    »Hm.«
    Hedwig richtete sich auf und begann ihr Haar zu entwirren, während Otto mit geschlossenen Augen dalag.
    »Wir werden Geld brauchen, um den Feldzug zu bezahlen.« Träge schlug Otto die Augen auf. »Dann borgen wir welches von den Juden.«
    »Was wird aus den Siedlern?«
    »Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Du hast versprochen, ihnen den Anfang zu erleichtern. Sie können nicht alles Nötige auf einer so weiten Strecke mitbringen. Sie brauchen Vieh und Korn, um im ersten Winter nicht zu verhungern.«
    Stöhnend wälzte sich Otto auf die Seite und stützte sich auf einen Arm. »Ich bin nicht deren Amme. Ich lasse sie schon auf eigene Kosten herkommen, gebe ihnen Land und erlasse ihnen auf zehn Jahre die Abgaben.«
    »Ich weiß. Aber denk auch an die wüsten Dörfer – aufgegeben von denen, die es nicht geschafft hätten. Willst du den Erfolg wirklich Gerung überlassen?«
    Nun setzte sich Otto doch auf und beobachtete seine Frau scharf, die immer noch mit ihrem Haar beschäftigt war.
    »Du versuchst, mich zu beeinflussen. Denk nicht, dass mir das entgeht«, sagte er streng. »Ich kann das Geld nur einmal ausgeben. Der Feldzug wird uns schnell Beute bringen. Bis die Siedler den Zehnten zahlen können, wird dagegen viel Zeit vergehen.«
    »Wir hätten ihnen schon mehr Geleitschutz mitgeben sollen«, wagte Hedwig noch einzuwenden, obwohl sie wusste, dass sie keinen Erfolg mehr haben würde.
    »Zu spät. Und nun lass dich ankleiden. Es ist Zeit, dass wir uns in der Halle zum Mahl blicken lassen.«
     
    Noch vor dem Essen ritten Boten los. Niemand bemerkte, dass es mehr waren, als Otto zu entsenden befohlen hatte.

Unterwegs
     
    Am ersten Morgen, den Marthe gemeinsam mit den Siedlern erlebte, brach seit langem endlich wieder ein zaghafter Sonnenstrahl durch die graue Wolkendecke. Im Lager wurden die Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen.
    Die Kinder rannten durcheinander, unter dem Gelächter der Umstehenden stürzte Griseldis wutentbrannt zwei Halbwüchsigen hinterher und schwang drohend einen Schöpflöffel. Jonas und Emma, die beiden Jungverliebten, standen eng umschlungen beieinander und konnten die Hände nicht voneinander lassen.
    Christian fühlte einen schmerzhaften Stich in seinem Inneren, als er sie sah. Doch er verdrängte die aufwallenden Erinnerungen. Mit leisen Worten strich er seinem Grauschimmel über den Hals

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