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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Im Kerker und im Wachraum liegen jetzt nur noch Leichen, die nichts verraten und niemanden mehr quälen können. Randolf wird sich mächtig wundern, wenn er heimkommt. Und mit Markgraf Dietrich als Gast kann er seiner Wut nicht einmal freien Lauf lassen. Das sollte dich etwas aufmuntern.«
    Christian verzog mühevoll das Gesicht.
    »Lukas hat heute seinen ersten Kampf glanzvoll bestanden«, fuhr Raimund fort. »Zwei Angreifer auf einmal zu erledigen – das muss ihm erst einmal jemand nachmachen! Und wenn genug Gras über die Sache gewachsen ist und du auf mein Gut kommen kannst, wird noch eine andere Geschichte inzwischen zur Legende gereift sein. Dein Knappe hat sich im Zweikampf mit Markgraf Dietrich bewährt!«
     
    Endlich ruderten die Männer aufs Ufer zu und hoben behutsam den Verwundeten aus dem Boot. »Wir bringen dich in ein Versteck«, sagte Raimund. »Marthe wird dich heilen, Lukas wird euch schützen. Niemand wird euch dort suchen. Der Ort gilt als verwunschen und wird streng gemieden. Ihr könnt sogar Feuer machen. Dann wird es nur heißen, der Wilde Mann geht wieder um …«
    »Warte«, krächzte Christian und wollte nach Raimunds Arm greifen, doch ein anhaltender trockener Husten schüttelte ihn, was seinem geschundenen Körper sichtlich Schmerzen bereitete.
    »Was ist?«, fragte sein Freund besorgt.
    »Lasst mich erst in den Fluss … Ich muss den Kerkerdreck abspülen …«
    »Bei diesem Husten und dem Fieber?«, rief Raimund entsetzt.
    Zweifelnd sah er zu Marthe, doch die nickte zustimmend.
    »Wenn er es will, ist es gut so. Es wird seine Lebenskraft wecken und das Fieber mildern. Um den Husten kümmere ich mich später«, sagte sie so ruhig sie konnte.
    Ohne darauf zu achten, dass ihre eigene Kleidung nass wurde, tauchten Raimund und Lukas vorsichtig den glühenden Körper des Kranken in die klaren Fluten.
    Christian stöhnte auf, durch seinen Leib lief ein Zittern. Erschrocken sah Lukas erst auf ihn, dann auf Marthe, doch die wirkte nicht besorgter als bereits zuvor.
    Schließlich trugen die Männer Christian zu einer einsam gelegenen, mit Moos bewachsenen Hütte.
    »Seit Menschengedenken wagt sich keiner hierher«, versicherte Raimund und versuchte einen müden Scherz. »Wie ich dich kenne, Marthe, nimmst du es auch mit dem Wilden Mann auf?«
    Sie sah fragend hoch, doch er beruhigte sie schnell. »Ich selbst habe vor Jahren das Gerücht in die Welt gesetzt, dass er hier umgeht. Ab und zu braucht man ein Versteck – für Gelegenheiten wie diese.«
    Noch einmal griff Christian nach dem Arm seines Freundes und umklammerte ihn mit verzweifelter Kraft. »Tragt mich nicht hinein … Lasst mich die Sonne sehen, wenn ich sterbe …!«
    Doch diesmal widersprach Marthe, ohne sich darum zu kümmern, ob ihr das zustand.
    »Ihr werdet noch genug Sonne sehen, Herr. Aber allein mit Lukas kann ich Euch nicht in die Hütte tragen.«
    Jetzt erst schien Christian sie wahrzunehmen. Er drehte denKopf in ihre Richtung und starrte sie mit fieberglänzenden Augen an, als sei sie ein Geist.
    Seine Stimme berührte sie bis ins Innerste, als er ihren Namen sagte. »Marthe …! Du bist hier …?«
    Sie nahm alle Kraft zusammen, um seinem gequälten Blick zu begegnen, ohne zu weinen. »Natürlich, Herr. Hättet Ihr geglaubt, wir würden Euch im Stich lassen?«, antwortete sie leise.
    »Du bist hier … Sie haben dich nicht gefunden …«
    Dann verlor er erneut das Bewusstsein.
     
    »Ich komme bald wieder«, versicherte Raimund. »Aber erst einmal muss ich nach Hause zurück und den Ahnungslosen spielen, wenn Randolf wutschnaubend zu mir geritten kommt.« Er lachte kurz auf und ging zum Boot.
    Die Männer hatten den Bewusstlosen in der Hütte auf eine breite hölzerne Bank gelegt, die Marthe so zurechtgerückt hatte, dass Christian beim Erwachen auf eine der Fensteröffnungen blicken konnte. Wenn schon keine Sonne, so sollte er wenigstens etwas Tageslicht und das Grün des Waldes sehen.
    Lukas packte ein Bündel aus, das die vorausschauende Elisabeth ihnen mitgegeben hatte: Kleidung für Christian, Wein zur Stärkung und ein gerupftes Huhn, aus dem Marthe eine kräftigende Suppe kochen konnte.
    »Helft Ihr mir, ihm die nassen Sachen auszuziehen?«, bat sie den Knappen.
    Der sah sie entsetzt an. »Ich soll ihn auskleiden – vor dir?«
    Marthe verdrehte ungeduldig die Augen. »Entweder wir achten auf Anstand und Sitte und lassen ihn sterben – oder wir kümmern uns nicht darum und versuchen, ihn zu heilen. Habt Ihr nicht

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