Das Geheimnis der Masken
Es klang, als hätten sie eine Antwort auf das Problem gefunden.
„Kann sie Bilder in Innenräumen aufnehmen?“
„Sicher. Die Kamera hat einen Blitz.“
„Dann los, gehen wir sie holen.“
Sie stießen sich vom Geländer ab und radelten in Richtung von Izzies Zuhause davon.
Stolz zeigte Izzie seinem neuen Freund die Kamera. „Es ist eine Kleinbild-Kamera“, sagte er. Mick nickte. „Und das hier ist der Blitz.“
Mick drehte das Ding in den Händen hin und her.
„Sie funktioniert ganz einfach, wenn du es erst einmal gemacht hast.“ Er packte die Kamera in eine Ledertasche, die er sich über die Schulter schlang.
„Hab ich zu Weihnachten bekommen“, sagte er. „Ich wollte eigentlich eine Filmkamera, aber dann hat das Studio zugemacht und Vater konnte sie nicht mehr bezahlen.“
Sie gingen nach unten und durchquerten die Küche. „Wir gehen ein paar Bilder machen“, sagte Izzie zu seiner Mutter. „Darf ich das Abendessen ausfallen lassen?“
„Also schön, meinetwegen“, sagte sie. „Aber komm nicht hinterher und frag nach Pommes frites und Spiegelei.“
Sie radelten zur Canal Street und ließen die Räder vor Micks Haus stehen. Als sie den Eingang zum Studio passierten, sahen sie, dass der Nachtwächter seinen Dienst angetreten hatte. Er schlenderte mit seinem Deutschen Schäferhund an der Leine die Auffahrt entlang.
„Wir müssen ganz, ganz leise sein!“, sagte Izzie zu Mick.
An der Kanalbrücke mussten sie erst ein paar Minuten warten, während Fußgänger vorüberkamen. Endlich lag die Straße verlassen da und sie kletterten über Brüstung und Zaun hinunter zur Uferböschung.
Ein leichter Regen hatte eingesetzt, als sie am Ufer entlanggingen. Das Rinnsal im Schlamm führte ein wenig mehr Wasser als zuvor, doch ihre improvisierten Trittsteine lagen immer noch an Ort und Stelle.
Izzie ging als Erster, die Taschenlampe im Mund, die Tasche mit der Kamera hinter dem Rücken. Während er durch den schmalen Tunnel kroch, hatte er das Gefühl, als wäre der Beton der Röhre ein wenig feuchter als beim letzten Mal. Außerdem schien ein schwacher Luftzug zu gehen.
Er hatte eine undeutliche Ahnung, dass der Luftzug etwas zu bedeuten hatte. Es nagte in seinem Hinterkopf, doch er vermochte sich nicht recht ins Bewusstsein zu rufen, welche Erklärung dahintersteckte.
Er erreichte den Schacht und leuchtete mit der Taschenlampe nach oben. Dort sah er die Erklärung.
„Das ist merkwürdig“, sagte er zu Mick. „Wir müssen den Deckel offen gelassen haben, als wir das letzte Mal hier waren.“
Mick grunzte etwas Unverständliches und brachte sich in Position, damit Izzie auf seine Schultern steigen konnte. „Ich schätze, beim nächsten Mal gehe ich voran“, sagte er. „Tut meinen Schultern gut, mal ein wenig auszuruhen.“
Izzie ertastete die Seiten der Öffnung und zog sich hoch. Sein Gewicht schwand von Micks Schultern.
Plötzlich war es blendend hell. Starke Arme packten Izzie bei den Schultern und zerrten ihn grob nach oben. „Haben wir dich, du neugieriges kleines Dreckschwein!“
Das Licht blendete Mick sekundenlang. Er hörte die Stimme und begriff, was sie zu bedeuten hatte. Es war eine Falle.
Er ließ sich auf die Knie sinken. Sie mussten gehört haben, wie Izzie zu ihm gesprochen hatte, also wusstensie, dass er da war. Er krabbelte das Rohr hinunter zum Kanal wie eine Ratte in Panik. Dabei schrammte er sich Hände und Knie auf, doch er achtete nicht darauf. Sein Herz hämmerte wie eine Basstrommel und immer wieder stolperte er über die eigenen Hände.
Er wurde erst langsamer, als er das Ende der Röhre erreichte. Die Männer konnten ihm nicht nach hier unten folgen, wurde ihm klar, dazu war die Röhre zu eng. Aber konnten sie vielleicht draußen auf ihn warten? Er hielt inne. Nein, dachte er. Wenn sie nicht durch die Röhre können, wissen sie auch nicht, wo sie herauskommt.
Er streckte den Kopf ins Freie. Die Luft schien rein. Hastig schob er sich nach draußen und auf den ersten Reifen.
Es regnete inzwischen stetig. Beinahe wäre er auf dem nassen Gummi ausgerutscht, als er den Kanal überquerte. Er kletterte das andere Ufer hinauf und spurtete zurück zur Straße.
Er war in Sicherheit, doch die Bande hatte Izzie in ihrer Gewalt.
„Was kann ich tun?“, sagte Mick zu sich selbst. Nachdenklich trottete er die Straße hinunter nach Hause. Er konnte auf keinen Fall reingehen und zu Abend essen, als wäre nichts gewesen. Doch er konnte Izzie auch nicht allein
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