Das Geheimnis der Masken
Schublade.
Er fühlte sich selbst nutzlos. Er hatte die Bande entkommenlassen. Deprimiert wandte er sich ab und schaltete den Fernseher ein.
Plötzlich klingelte es in seinem Kopf. Irgendetwas war seltsam an den Worten auf dem Zettel aus Wheelers Garage. Er stand auf, ging zur Schublade und zog das Blatt noch einmal hervor.
Sorgfältig las er den Einzahlungsbeleg durch. Dort stand: National Westminster Bank, 25 Purley Street, Hinchley. Er hatte diese Adresse schon einmal gesehen. Aber wo?
Er zermarterte sich das Gehirn. Eine Bank – woher sollte er irgendetwas über Banken wissen? Dann fiel es ihm ein.
Er holte den Zeitungsausschnitt mit der Zusammenfassung der Überfälle durch die Maskenbande wieder aus der Schublade. Und tatsächlich, sie hatten die National Westminster Bank in der Purley Street überfallen. Zufall, scheinbar.
Dann sah Mick auf das Datum des Einzahlungsbelegs. Es war der Tag, an dem die Bank überfallen worden war. Das war eindeutig zu viel Zufall.
Doch wenn es kein Zufall war, was war es dann?
Es bedeutete nichts weiter, als dass Mr Norton Wheeler seine Bankgeschäfte bei der Bank tätigte, die überfallen worden war – und dass er am Tag des Überfalls dort gewesen war.
Aber wenn er nur Geld eingezahlt hatte – warum hatte er dann den kompletten Beleg mitgenommen? Es sei denn …
Natürlich! Das musste es sein!
Die Bande verkleidete sich jedes Mal als gewöhnliche Kunden, bevor sie zuschlug. Also musste einer aus der Bande einen Beleg ausgefüllt haben, während er auf eine Chance gelauert hatte, irgendwie hinter den Schalter zu kommen.
Und eben dieser Beleg war auf Mr Norton Wheelers Garagenboden gelandet.
Dann fiel Mick ein, wo er einen Pinsel ähnlich dem gesehen hatte, den er neben dem Einzahlungsbeleg gefunden hatte. Im Studio gab es gleich mehrere davon. Es waren keine Maler-, sondern Make-up-Pinsel.
Mit einem Mal ergab alles einen Sinn. Die Wachleute im Studio ließen die Maskenbande jedes Mal unbehelligt passieren. Warum? Sie mussten Anweisungen vom Eigentümer haben. Von Mr Norton Wheeler.
Mr Wheeler musste der Kopf hinter der Bande sein.
Und jetzt wusste Mick auch, wohin Izzie gebracht worden war.
Er zog seine Schuhe wieder an und stürzte aus der Wohnung. „Du wirst nicht mehr nach draußen gehen!“, rief ihm seine Mutter hinterher. „Nicht bei diesemWetter!“ Er ignorierte sie und rannte die Treppen hinunter.
Der Regen hatte inzwischen aufgehört, doch die Straßen waren noch nass. Micks dicke Reifen waren eigentlich ideal, um über das rutschige Pflaster zu rasen. Wäre er am Kreisel nicht so in Panik gewesen, er wäre niemals weggerutscht und gestürzt.
Er fuhr die gleiche Route, die der Lieferwagen genommen hatte, und passierte unbeschadet die Stelle, wo er zuvor gestürzt war, und benötigte nur fünf Minuten, um die King Edward Avenue zu erreichen.
Der Lieferwagen parkte in Mr Wheelers Auffahrt.
Im Haus brannte bereits Licht; der graue Himmel und der Regen hatten für eine frühe Dämmerung gesorgt. Mick lehnte sein Fahrrad an die Grundstücksmauer und sah über die Krone hinweg in den Garten.
Er beobachtete das Gebäude für einige Minuten, während er überlegte, wie er vorgehen sollte.
Dann setzte er über die Mauer hinweg und duckte sich hinter ein paar Büsche. Als er sicher war, dass niemand ihn gesehen hatte, sprintete er über ein Stück Rasen und ging hinter einem Rosenstrauch erneut in Deckung. Auf diese Weise arbeitete er sich bis zum Haus vor.
Ein schmaler Pfad lief um das gesamte Haus herum. Mick ließ sich auf Hände und Knie nieder und krochunter den Fenstern hindurch bis zur Seite des Hauses. Dort, wo es keine Fenster gab, stand er auf und tappte leise nach hinten in den Garten.
Er inspizierte die Rückseite des Hauses.
Wenn sie Izzie hierher gebracht hatten, wo würden sie ihn gefangen halten?
Im ersten Stock aller Wahrscheinlichkeit nach, damit er nicht durch ein Fenster flüchten konnte. In einem Raum, den man abschließen konnte.
Es gab drei Fenster im ersten Stock. Ein sehr großes, ein kleines und ein drittes mit Milchglasscheiben. Das letzte war wohl das Badezimmer und es brannte Licht darin.
Er nahm das Badezimmerfenster genauer in Augenschein. Die untere, große Scheibe war aus Milchglas, doch darüber gab es eine kleinere Scheibe aus klarem Glas. Das Fenster war ganz in einer Ecke des Hauses.
Unter dem Fenster angebaut war ein gläserner Wintergarten mit einem geneigten Dach. Mick schlich an der Hauswand entlang zu
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