Das Geheimnis der Schwestern
dass er hierher, an diesen Ort, zu diesem Land gehörte. Dies würde ihr Geschenk an ihn sein, das, was eine Generation an die nächste überlieferte: das Wissen, dass nicht Landmarken oder Zäune die Grenzen eines Zuhauses anzeigten. Wichtig war nur, wer man war, ob man in schwierigen Zeiten zusammenhielt und wen man in seinem Herzen bewahrte.
Wahrscheinlich wissen Sie nicht mal, dass Sie mich mit Ihren albernen Fragen gerettet haben, Mrs I.
Wer bin ich? Das war die entscheidende Frage. In der neunten Klasse wusste ich nicht, wer ich war oder wer ich sein wollte. Und ganz sicher wollte ich auch nicht danach fragen. Aber jetzt will ich das.
Als mein Dad nach Hause kam, hat sich alles verändert. Kaum kamen wir nach Water’s Edge zurück, tauchten alle möglichen Leute auf. Zuerst Myrtle und Cissy Michaelian und ihr Dad.
Erst standen wir einfach nur da. Es war komisch, ein bisschen wie Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Sie am Wagen und wir am Reitstall. Dann ging Myrtle zu meinem Dad und sagte: »Ich glaube, ich habe mich geirrt.«
»Ist schon gut«, sagte er kaum hörbar.
Ich sah, wie viel es Cissys Großmutter bedeutete, dass er ihr verzieh. Und zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich, wie es sich anfühlt, stolz auf meinen Dad zu sein.
Dann ging Dad zu Cissy und sagte: »Du bist also das Mädchen, das mein Sohn liebt.«
Cissy nickte, musste weinen und sagte: »Das hoffe ich doch.«
»Du hast alles in Gang gesetzt«, sagte Dad. »Danke dafür.«
Danach kam Cissy zu mir und küsste mich, und es war, als wäre das Ganze nicht passiert. Aber es war passiert, und ich war froh und dachte bei alldem: Das bin ich.
Ich bin ein Grey und ein Raintree, und ich gehöre hierher, zu diesem Land, das mir nie wichtig war. Und zu diesem Ort, der ganz anders ist, als ich dachte. Es gibt zwar manche, die nichts von mir oder Dad halten – und vielleicht wird sich das auch nie ändern –, aber das ist in Ordnung. Weil wir nämlich aneinander glauben und zusammen sind. Es kamen noch viele andere, um meinen Dad willkommen zu heißen. Nur Grandpa natürlich nicht. Ich war ziemlich wütend darüber, aber als ich was zu Dad sagte, lächelte er irgendwie und sagte: »Ich versteh’s schon. Lass dem alten Mann ein bisschen Zeit.« Also versuch ich’s.
Als am Abend alle wieder gingen und nur noch Mom, Dad und ich in unserem Haus waren, sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass Renegade zu uns hochstarrte. Dad kam dazu, legte den Arm um mich und sagte: »Ich habe jede Nacht an dich gedacht, Noah. Jede Nacht.«
Dann kam Mom zu uns und fragte: »Was machen meine Jungs denn hier so allein?«
»Wir warten auf dich«, antwortete ich, weil mir nichts anderes einfiel.
»Das ist jetzt vorbei«, erwiderte Mom. »Diese Familie hat lange genug gewartet. Wer will jetzt Karten spielen?«
Und Dad sagte: »Ja, es ist Zeit, meinem Sohn Poker beizubringen.«
Seinem Sohn.
Da endlich hatte ich die Antwort und wusste, wer ich war.
Dank
Wieder einmal danke ich Kany Levine für seine großen und kleinen Hilfen in rechtlichen Angelegenheiten.
Dank auch an Holly Bruhn, weil sie all meine komischen Fragen zu Pferden beantwortet und das Manuskript auf Fehler geprüft hat. Ich schulde dir was.
Des Weiteren danke ich Andrea Cirillo und dem tollen Team in der Jane Rotrosen Agency. Wie hätte ich ohne eure Hilfe und Ermutigung nur durchgehalten?
Danke für alles auch dem wunderbaren Team bei St.Martin’s Press.
Und zuletzt danke ich den verschiedenen Innocence Projects im ganzen Land, die Fall für Fall für die Gerechtigkeit kämpfen. Ich ziehe meinen Hut vor euch.
Weitere Kostenlose Bücher