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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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seiner Zeit – von Erasmus bis Thomas Morus – als »Paradies der Gelehrsamkeit«. Ihr Lob ist nicht zuletzt deshalb so schwärmerisch, weil der König Stipendien für Forscher vergibt. Er will der ultimative Renaissancefürst sein, universell gebildet, musisch begabt, politisch gewieft, mächtig, beliebt und strahlend.
    Dem Volk imponieren Heinrichs Steuernachlässe und die Tatsache, dass er das Geld aus der prall gefüllten Staatskasse seines Vaters mit vollen Händen ausgibt, nachdem er dessen schärfste Steuereintreiber hat hinrichten lassen. Um Volksnähe und Popularität bemüht, zeigt sich der junge Thronerbe mitunter extrem freigiebig. Bei einem öffentlichen Auftritt taucht er in die Menge der Gaffer ein und erlaubt ihnen, ihm seine Gewänder, Juwelen und Ringe vom Leib zu pflücken. Reiche Höflinge tun es dem Monarchen sogleich nach und müssen von Heinrichs Leibgarde vor der reißenden Meute geschützt werden. Nur Young Henry darf sich diese frühe Form des stage-diving leisten. Bis an sein Lebensende kann der Urvater der wahren Superstars relativ unbewacht und unbehelligt unter seinem Volk einherreiten und -schreiten.
    E INE KÖNIGLICHE R OMANZE
    Seine Fangemeinde im einfachen Volk schwillt weiter an, als der frisch gekrönte Monarch sich im Sommer 1509 mit der Witwe seines verstorbenen Bruders vermählt.
    Die Spanierin Katharina von Aragon – Tochter aus einer der mächtigsten Dynastien Europas – ist schon deshalb bei den Inselbewohnern beliebt, weil sie viel hat leiden müssen und dies mit Contenance getan hat.
    1501 wird sie – vertragsgemäß – samt Hofstaat, persönlichem Heiratsgut und hunderttausend Gulden Mitgift nach England verfrachtet, um den vierzehnjährigen Arthur Tudor zu heiraten. Eine kleine, rundliche, blonde Braut von sechzehn Jahren, die eine Allianz zwischen dem mächtigen Spanien und dem – noch – aufstrebenden England gegen Frankreich sichern soll.
    Im November desselben Jahres heiraten die Königskinder in der St. Paul’s Cathedral. Fünf Monate später stirbt Arthur – wahrscheinlich an Schwindsucht. Katharinas Vater Ferdinand will nun die Mitgift zurückbekommen, Arthurs Vater hingegen fordert die Auszahlung des Restbetrags. Die sechzehnjährige Witwe möchte nach Hause, aber Heinrich VII. lässt sie nicht gehen, und ihr Vater Ferdinand will sie nicht wiederhaben. Er braucht das Bündnis mit England und schlägt deshalb vor, Katharina mit dem zehnjährigen Heinrich zu verloben. Im Gegenzug verspricht er, den Rest der versprochenen Mitgift zu zahlen.
    Kirchenrechtlich hat diese ausgesprochen praktische Lösung einen Haken: Schwager und Schwägerin gelten als Blutsverwandte, und Ehen zwischen diesen sind nicht erlaubt.
    Da aber niemand wirklich annimmt, dass der kränkelnde, Blut spuckende vierzehnjährige Arthur fleischlichen Umgang mit Katharina gehabt hat, bittet ihr Vater den Papst um einen Ehedispens wegen NichtVollzugs. Julius II gewährt ihn. Einer späteren Hochzeit mit Heinrich steht nichts mehr im Wege. Bis auf weitere Finanzfragen, die der ebenso kostenbewusste wie geldgierige Heinrich VII. besonders gern erörtert.
    So verlangt er eine Erhöhung der Mitgift für die Secondhand-Braut Katharina. Spaniens Ferdinand schlägt vor, den Gegenwert ihres mitgebrachten Goldgeschirrs anzurechnen. Heinrich lehnt »gebrauchtes Porzellan« jedoch ab. Über die zähe Feilscherei gerät Katharina in eine triste Warteschleife. Englands König hält sie finanziell so kurz, dass sie in einem feuchten Londoner Palais hungern muss und Schulden macht; ihr Vater Ferdinand schickt kein Geld aus Angst, dass der Schwiegervater es kassieren könnte. Katharina findet Trost im Gebet und der schwärmerischen Zuneigung ihres pubertierenden, künftigen Bräutigams Heinrich.
    Zur Überraschung des Hofes erklärt dieser allerdings am 27. Juni 1505 – dem Vorabend seines 14. Geburtstages, mit dem er heiratsfähig wird –, dass er sich nicht an die Verlobung gebunden fühlt. Sein Vater hat bei diesem Auftritt Regie geführt, weil er eine lukrativere Ehe plant. Dass sein Sohn anders denkt und wohl auch fühlt, wird allerdings klar, als Heinrich im Sommer nach seiner Thronbesteigung und noch während der Trauerzeit um seinen verschiedenen Vater die sechs Jahre ältere spanische Prinzessin zum Traualtar führt. Der junge König beweist erstmals einen Hang zur amourösen Romantik, der ihm später noch einigen Ärger bescheren wird – und erst recht seinen Frauen.
    Jetzt aber jubelt ganz

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