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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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London. Man spricht von einer Märchenhochzeit, durch die eine holdselige, fromme Märtyrerin endlich ihren Traumprinzen bekommt. Zugleich hofft man, dass die liebreizende Königin ihren jungen Bräutigam zähmen wird. Denn neben allen Vorzügen geht auch das Gerücht, er sei ehrgeizig, jähzornig und sprunghaft. Berater und Staatsmänner, die ihn aus nächster Nähe kennen, fürchten bereits den Tag, an dem »der junge Löwe seine wahren Kräfte entdecken wird«.
    D AS L EBEN EIN F EST
    Zunächst sieht es nicht danach aus. Heinrich überlässt die Regierungsgeschäfte Beratern wie Thomas Wolsey, dem hochintelligenten Sohn eines Fleischers, der es zum Lordkanzler Englands, zum Kardinal und mächtigsten Politiker der Insel bringen wird, während Heinrich sich vor allem amüsiert.
    »Das Leben bei Hof ist ein immerwährendes Fest«, berichtet Katharina ihrem Vater Ferdinand in den ersten Monaten der Ehe. Heinrich führt venezianische Maskenspiele ein, setzt ein Turnier nach dem anderen an, bei Tafeleien werden bis zu vierzehn Gänge serviert, einschließlich blattvergoldeter Pfauen und mit Silberpulver gebundener Saucen. Noch setzt diese Form der Fleischeslust beim Monarchen nicht an, denn zum Ausgleich ist Heinrich fast täglich acht Stunden auf der Jagd.
    Seine fromme Gattin sieht über die hemmungslose Lebenslust des Königs klug hinweg und tröstet sich damit, dass er bis zu fünfmal täglich die Messe mit ihr besucht. Wobei er nebenher – in seiner abgeschirmten königlichen Loge – die lästigen Staatsgeschäfte erledigt, Papiere unterzeichnet, Minister feuert und das ein oder andere Todesurteil genehmigt – vor allem gegen Ketzer, die es mit dem deutschen Mönchlein Luther halten.
    Heinrich ist – wie Katharina – ein glühender Anhänger des Katholizismus und des Papstes, für den er 1521 eine Streitschrift gegen Luther verfasst. Der Pontifex verleiht ihm dafür den Titel »Defensor fidei«, den Englands Herrscher noch heute tragen.
    Nichts fehlt dem jungen Ehepaar – außer einem Kind. Mit dem König und der Königin wartet das ganze Land auf die Geburt eines Thronfolgers, der die Tudordynastie sichert. Auch im Volk ist die Erinnerung an die blutigen und verheerenden Rosenkriege noch lebendig – man will Frieden, keine Erbfolgestreitigkeiten.
    Am Ende des ersten Ehejahres wird eine Tochter tot geboren. Ein Jahr später folgt ein Sohn, der jedoch nur zweiundfünfzig Tage lebt. Bis ins Jahr 1519 soll Katharina neunmal schwanger werden und acht Fehl- oder Totgeburten erleben. Einzig ihre Tochter Mary – geboren 1516 – überlebt. Doch eine Tochter zählt nicht.
    K ÖNIG ARTUS’ LETZTER R ITTER
    Neben seinen Bemühungen um die dringend gebotene Produktion eines Thronerben führt Heinrich in jungen Jahren einige historisch bedeutungslose Scharmützel gegen Frankreich. Er will sich als »Europas letzter Ritter« und Nachfolger Artus’ beweisen. Ein kostspieliger Zeitvertreib! Bis zu zwanzig Prozent Steuern müssen seine Untertanen zahlen, um Heere anzuwerben und auszurüsten.
    Für eine militärische Expedition im Jahr 1511 werden allein einundsechzigtausend Pfund zum Waffenkauf benötigt. Heinrich will nur beste Kriegstechnik, etwa flämische Bombarden oder Kanonen wie die zwölf Apostel zu sechzehntausend Pfund. 1
    Er entwirft Englands erstes Kriegsgroßschiff von tausend Tonnen, die »Mary Rose«. Militärhistoriker halten dem in Schlachten überwiegend glücklosen König zwei Errungenschaften zugute.
    Erstens: Er legt den Grundstein zur Royal Navy, die später Englands imperiale Macht erstreitet und sichert. Zu Beginn von Heinrichs Regierungszeit gibt es nur zwei Kriegsschiffe, am Ende sind es siebzig.
    Zweitens: Heinrich schafft einen Ring modernster Festungsanlagen längs der englischen Küstenlinie. Die alte Festung Dover baut er mithilfe eines deutschen Ingenieurs zur uneinnehmbaren Trutzburg aus, was sie bis heute geblieben ist.
    Eher unfreiwillig stärkt der Tudorkönig auch die Position des Parlaments, indem er sich die Kriegssteuern von seinen Politikern empfehlen, genehmigen und durchsetzen lässt, ganz einfach, um nicht als blutsaugerischer Buhmann dazustehen. Damit gibt er dem Parlament – zumindest formal – eine zuvor nicht gekannte Machtfülle, allerdings nach dem Muster: Das Parlament darf alles machen, was ich will.
    Viel später führt diese Stärkung des parlamentarischen Selbstbewusstseins zur Einführung der konstitutionellen Monarchie, die Englands Könige in jene Rolle drängt,

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