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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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hübschen blauen Augen. Der Mund war so weich und von einladender Form. Es war eine fast übermenschliche Leistung, sie nicht zu küssen, wenn sie doch so nah war, so zugänglich, und eine so freundliche Stimme hatte. Er hob ein wenig den Kopf. Au verdammt, was tat das im Rücken weh! Er fiel zurück und schloss die Augen. »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
     
    Hans Moberg murmelte irgendwas und sah fragend drein. Er wusste nicht richtig, ob man eine Sprache hatte, wenn man das Gedächtnis verloren hatte, oder ob die auch wegfallen würde.
     
    »Gibt es jemanden hier, der weiß, wer das ist?«, fragte eine Männerstimme. Mubbe drehte den Kopf ein wenig und sah, dass es ein uniformierter Polizist war. Jetzt hieß es, seine Karten gut beisammen zu halten.
     
    »Das ist mein Kumpel. Ich hab doch gleich gesagt, das ist Mubbe, obwohl er seine Haare abgeschnitten hat. Wie geht es dir denn, Mubbe?« Mayonnaises Gesicht kam ganz nah, als dieser sich hinhockte.
     
    »Wie heißt er, sagen Sie?« Der Polizist war wieder da und beugte sich vor, um besser hören zu können.
     
    »Hans Moberg«, sagte Mayonnaise hilfsbereit. »Übrigens ist das jetzt wirklich kein guter Haarschnitt. Wie heißt denn dein Friseur? Vor dem würde ich mich in Zukunft aber gut in Acht nehmen, wenn ich du wäre.«
     
     
    34
     
    Maria war vom Verhör mit Lennie Hellström in der Rutegatan zurückgekehrt und wollte gerade nach Hause gehen, als die Kollegen berichteten, dass man Hans Moberg auf dem Campingplatz von Tofta festgenommen habe. Leider sei er nicht in einem Zustand, in dem man ihn verhören könne. Wahrscheinlich sei er einfach nur betrunken, aber sicherheitshalber wolle man mit ihm zum Arzt fahren. Maria seufzte erleichtert und meldete sich für heute ab.
     
    Das Verhör mit Hellström hatte ihre Geduld beansprucht. Er war reizbar und arrogant gewesen, und Maria war froh gewesen, dass sie nicht mit ihm allein im Zimmer hatte sitzen müssen. In den beiden vorangegangenen Nächten war er im Dienst gewesen und hatte einen dichten Zeitplan vorweisen können. Wenn er sich an diesen Zeitplan gehalten hatte, dann wäre es unmöglich für ihn gewesen, zwischen zwei Wachgängen die vierzig Kilometer nach Kappelshamn hin-und wieder zurückzufahren. Finn Olsson, der Sicherheitsbeauftragte des Vigoris Health Center, war gebeten worden, ihnen eine Liste über die Zeitpunkte, an denen Lennie Hellström mit seiner Karte die Türen passiert hatte, zu erstellen.
     
    »Er wird rumlügen, wenn das geht, nur um mich reinzureißen«, hatte Lennie Hellström ihnen ins Treppenhaus hinterhergerufen. Hartman hatte vorerst einen Praktikanten darangesetzt, die Sache weiterzuverfolgen.
     
     
    Jonatan wartete mit einem Regenschirm am Eingang auf sie. Es fiel ihr ein wenig schwer, ihren Gang seinen großen Schritten anzupassen, aber sie wagte nicht, sich bei ihm unterzuhaken. Das hätte vielleicht zu vertraulich gewirkt, und womöglich wäre es ihm peinlich, wenn sie jemandem begegnen würden. Sie berieten eine Weile, was sie essen sollten, und ent schieden sich dann, zur Strandgatan hinunterzugehen. Jonatan behauptete, der Lindgården hätte das beste Essen, doch Maria wollte dort nicht hin. Der Lindgården war für sie viel zu sehr mit Erinnerungen besetzt, seit sie dort einen magischen Abend mit Per Arvidsson verbracht hatte und er sie gefragt hatte, welche Träume sie in ihrem Leben hätte. Die dahinterstehende Frage war gewesen: Willst du sie mit mir teilen? Aber Maria hatte angefangen, in ihrer Handtasche zu wühlen, um seine Frage nicht beantworten zu müssen, und dann hatte sie sie mit einem Scherz abgetan. Was nützte es, das jetzt zu bereuen? Vorbei war vorbei, dieser Moment würde nie wiederkehren, aber die Erinnerungen hingen noch dort draußen in dem magischen Garten unter den Lämpchen. Deshalb war es unmöglich, mit jemand anders dorthin zu gehen.
     
    »Dann bleibt uns noch der Mittelalterkrug Clematis. Ich hoffe, es gibt noch genug Platz.«
     
    An den Wänden des Clematis brannten Fackeln, und im Kellerraum war ein großes Kaminfeuer entfacht. Jonatan erzählte, dass sich der Krug in einem alten Lagerhaus aus dem 12. Jahrhundert befand, das früher, vor dem Brand, viel höher gewesen sei.
     
    »Es gab hier einen Geist namens Hertvig. Er wurde im Alter von einundzwanzig Jahren von seinem eigenen Bruder erstochen. Seine Frau hieß Maria, genau wie du, sie starb 1383 im Kindbett. Ich habe mal einen Abend hier am Feuer gesessen und seine Geschichte

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