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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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noch keinen Zugang zu Impfstoffen gab. Wie ist das möglich?«
     
    »Was? Jetzt verstehe ich gar nichts. Das muss ein Irrtum sein. Und was geht das übrigens die Polizei an? Laborwerte sind vertrauliche Informationen. Woher haben Sie diesen Bescheid?«
     
    »Laborwerte sind nicht vertraulich, wenn das Verbrechen, um das es geht, mit zwei oder mehr Jahren Gefängnis geahndet wird. Es geht um Mord, Herr Hammar. Wofür wollte Sandra Hägg Beweise beschaffen? Wir sind gerade dabei, den Inhalt der Spritze analysieren zu lassen, die sie aus der Klinik mitnahm, nachdem sie eingebrochen hatte. Wollen Sie uns erzählen, worum es hier eigentlich geht?«
     
    Reine Hammar schüttelte den Kopf. Wenn sein Erstaunen gespielt war, dann tat er das sehr geschickt.
     
    »Ich begreife nicht, wovon Sie reden!«
     
    »Wir werden darauf zurückkommen. Und noch eins, ehe Sie gehen: Haben Sie in letzter Zeit einen Schlüssel zur Wohnung von Sandra Hägg besessen?«
     
    »Nein, auf keinen Fall, und die einzige Grippe, gegen die ich geimpft bin, ist die ganz normale. Im November vorigen Jahres ist die ganze Klinik geimpft worden. Ich weiß verdammt noch mal nicht, was Sie von Antikörpern reden!«
     
     
    38
     
    Reine Hammar schob die schwere Satingardine beiseite und ließ den Blick über die Stadt gleiten. Sankt Maria mit ihrem spitzen schwarzen Turm ragte aus dem Nebel, und die geisterhafte Fassade der Klosterruine zeichnete sich im Dunkeln unscharf ab. Er öffnete das Schlafzimmerfenster und ließ die Kühle des Abends und die Düfte vom Meer herein. Das Haus auf Norderklint hatte 4,5 Millionen Kronen gekostet. Ein guter Fang, wenn das Leben in Geld aufgewogen wurde, ein Gefängnis, wenn man einen anderen Maßstab anlegte. War das alles, was das Leben zu bieten hatte?
     
    Er sah auf die Uhr, als er schon den Schlüssel im Schloss hörte. Es war viertel nach elf. Wir müssen reden, wenn ich nach Hause komme, hatte Viktoria gesagt, und er hatte gespürt, wie der Boden unter seinen Füßen bebte. Er hasste ihre Stärke. Er hasste es, ihrem Blick ausweichen zu müssen, wenn sie eine Frage stellte und dann mit einem gemeinen Lächeln im Mundwinkel abwartete. Es war nur ein kleines Zucken, aber doch so deutlich für den, der jedes Zeichen wertet und seine Chancen auf eine Versöhnung abschätzt.
     
    Der Gedanke streifte ihn, dass sie einander einmal geliebt hatten. In vergangener Zeit, so lange her, hatte es tatsächlich eine Wärme gegeben. Sie hatten halbe Nächte im Flur des Studentenwohnheims gesessen und Tee getrunken und über Leben und Tod und den Sinn des Lebens geredet, und sie waren sich einig gewesen, dass die Liebe alles ist. Ohne Liebe ist das Leben sinnlos und leer, man muss für etwas oder jemanden entbrannt sein. Wie jung sie damals gewesen waren. So erfüllt von hohen Idealen und so sicher, was gut und was böse war, wer Freund und wer Feind. Voller Verachtung hatten sie die Defizite und die Engstirnigkeit ihrer Elterngeneration diskutiert. Und jetzt … Was war jetzt noch von den Träumen übrig?
     
    In den vergangenen sieben Jahren hatten sie nicht ein einziges Mal miteinander geschlafen. Ein letzter unbeholfener Versuch war in peinlichem Schweigen geendet. Schnell hatten sie sich wieder angezogen, verletzt und ängstlich. Da hatte sie nicht das große Wort geführt. Ein einziges Mal hatte sie sich nicht ausdrücken und ihm den Schwarzen Peter zuschieben können. Es war so deutlich, dass die Lust nicht vorhanden war, so erschreckend deutlich für sie beide.
     
    »Reine, bist du zu Hause?« Ihre Stimme klang nasal und grell.
     
    Er antwortete nicht. Das gehörte zum Machtkampf. Er blieb am Fenster stehen und ließ sich von der Abendbrise zum Meer hinaustragen. Wappnete sich gegen das unangenehme Gespräch, das jetzt kommen würde. Ich bin sehr besorgt, Reine, würde sie sagen und ganz dicht an ihn herantreten, sodass er ihren Atem in seinem Gesicht spüren würde. Gleichzeitig würde sie das Haar in seinem Nacken berühren. Das war keine Zärtlichkeit, sondern eine Kränkung, und sie wusste es. Sie wusste, dass er das hasste, weil seine Mutter ihm immer die Nackenhaare gezwirbelt hatte, wenn sie ihm sagte, wie er zu sein hätte. Das hatte er ihr in einem vertrauten Moment erzählt, als der Vertrag zwischen ihnen noch Bestand gehabt hatte. Verträge werden in Friedenszeiten geschrieben, um in Kriegszeiten zu gelten. Sie hatte keinen Übergriff ausgelassen. Er hörte ihre harten Absätze auf den Fußboden. Jetzt

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