Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
ich verdiene, wenn du nur auf mich hören und dich wenigstens etwas darum kümmern würdest, wie es uns hier zu Hause geht. Ich muss hier ja alles alleine machen, während du dich in der Klinik verlustierst. Es ist mir schon klar, dass da eine andere ist, oder sind es mehrere? Vielleicht sind es mehrere, Jonatan, deshalb kannst du auch nicht mehr, wenn du abends nach Hause kommst. Ich bin so müde, sagst du. Ich habe das ganze Wochenende Dienst gehabt. Klar, das muss schon anstrengend für dich sein … Wie viele schaffst du denn so an einem Wochenende?«
     
    Es hatte überhaupt keinen Sinn, mit ihr zu diskutieren, wenn sie in diesem Zustand war. Er hatte aufgelegt, und als es dann wieder klingelte …
     
    Jonatan setzte sich an den Computer, um sich die Zeit zu vertreiben. So aufgewühlt wie er jetzt war, konnte er nicht schlafen. Er öffnete das Fenster und ließ die Kühle der Nacht herein. Das Schlimmste war, dass Malte das alles mitbekam. Der Gedanke daran, dass Ninas Temperamentsausbruch und mangelndes Taktgefühl dem Jungen Schaden zufügen könnte, machte Jonatan rasend. Aber es gab keinen Ausweg, wie er es auch drehte und wendete, er saß fest.
     
    Wenn Malte nicht gewesen wäre, hätte er Nina schon längst verlassen. Nach der ersten überwältigenden Verliebtheit gab es nur eine gähnende Leere. Das Gefühl von Ekel, als sie schnarchend im Bett lag, der säuerliche Geruch von Schweiß und altem Suff im Zimmer. Nein, er liebte sie nicht mehr, und er war es so unglaublich leid, die Fassade aufrechtzuerhalten und sie von Festen mit nach Hause zu locken. »Du siehst müde aus, Liebling, vielleicht sollten wir jetzt nach Hause fahren. Morgen ist auch noch ein Tag. Tja, Nina schläft immer so schlecht, und da verträgt man ja nur so wenig.«
     
    Was sie sagte, war absolut wahr, er hatte wirklich keine Lust mehr, sie zu berühren. Sie waren beide etwas Besseres wert, aber man kann ein Kind nicht in der Mitte durchteilen. Geteiltes Sorgerecht würde schlimmstenfalls bedeuten, dass er seinen Sohn nur jedes zweite Wochenende sah. Doch selbst bei dem Gedanken daran, dass Malte bei ihm leben und sie sich nur jedes zweite Wochenende um das Kind kümmern würde, drehte sich ihm der Magen um. Achtundvierzig Stunden, ohne dass er wusste, ob es dem Sohn nicht schlecht erging. Wie würde er ihn schützen können, wie würde er im Falle einer Trennung noch Einblick bekommen?
     
    Malte liebte seine Mutter und war bis zur Grenze des Erträglichen loyal, er glaubte an ihre Versprechungen, obwohl er immer wieder enttäuscht worden war. Es tat so weh, danebenzustehen und zusehen zu müssen, wie es wieder und wieder geschah. Ein Sorgerechtsstreit konnte so erniedrigend und schmutzig sein. Wenn sie unter Druck gesetzt wurde und gekränkt war, würde Nina nicht davor zurückschrecken, die unglaublichsten Lügen zu erzählen. Wie könnte er das vermeiden? Wenn es nur jemanden gäbe, mit dem er reden könnte, jemand, der begriff, welche Hölle das war, ohne dabei zu verurteilen und zu moralisieren. Jemand, der ihm helfen könnte, Ordnung in das Gedankenchaos zu bekommen.
     
    Zerstreut klickte Jonatan sich bei den Suchmaschinen im Internet durch die Treffer für die Stichworte »Medikamente« und »Internethandel«. Der Internethandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten geschah so erstaunlich offen. Es war ungesetzlich, Medikamente über das Internet zu kaufen, wenn man kein Rezept dafür hatte, aber das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass das Medikament beschlagnahmt wurde. Viagra lag weit vorn an der Spitze, aber es gab auch Epilepsiepräparate, Mittel gegen Depressionen und Antibiotika. Laut den durchgeführten Studien schwankte die Qualität der Präparate sehr stark. Einige der Medikamente waren als Bluff entlarvt worden, im besten Fall waren sie wirkungslos, im schlimmsten Fall gefährlich. Der Internethändler, dessen Webseite Jonatan gerade vor sich sah, Doktor M., verkaufte passenderweise Tamiflu. Billig war es auch noch – 795 Kronen für eine fünftägige Kur von zweimal täglich 75 Gramm. Die Dosierung schien korrekt zu sein. Wahrscheinlich Zuckerplätzchen. Da sollte Åsa Gahnström mal dringend jemanden näher draufschauen lassen.
     
    »Herr Dr. Eriksson, Sie müssen kommen!« Die Tür wurde ohne Vorwarnung aufgerissen, und ein Gesicht mit Atemschutzmaske sah herein. »Sofort, es ist eilig!« Jonatan setzte seinen Atemschutz auf und folgte der Schwester in den Korridor hinaus und die Treppe

Weitere Kostenlose Bücher