Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
du’s weißt«, sagte Rafaela.
»Und du, Lulu, solltest keine solchen Wörter benutzen, sie bleiben in deinem Kopf kleben und verdrängen alles Nützliche daraus.«
»Ich weiß«, sagte Lulu düster.
Bumbum erzählte begeistert, doch ohne allzu viel Worte, eine lange Geschichte.
Sie näherten sich dem Bann. Graviata hob eine Handvoll Erde auf, warf sie in die Luft und murmelte ein paar Worte. Der Bann brach zusammen. Wenn Graviata zu Hause war, wurde er nicht mehr gebraucht.
Captain Sabber schlug an. Vor dem Haus stand eine Frau und winkte. Es war Larabelle, die Mutter von Arminio und Clementio, Graviatas beste Freundin. Sie war zum Willkommen herüberspaziert.
»Wo stecken denn deine beiden Jungen? Sie sind doch sonst immer zu meiner Begrüßung hier?«, fragte Graviata.
»Diese Nichtsnutze kamen vorgestern sturzbetrunken nach Hause«, antwortete Larabelle. »Jetzt sind sie leider damit beschäftigt, unser Haus neu zu streichen.«
»Da sind sie ja noch billig davongekommen«, meinte Graviata trocken.
Die Mädchen sprangen vom Pferd und hoben Bumbum herunter, Rafaela mit sorgenvollem Gesicht.
Doch sie hatte wahrlich gute Arbeit geleistet. Der Wintergarten glänzte vor Sauberkeit, der lange Tisch war gedeckt mit dem schönsten Tuch und dem besten Geschirr. Auf den silbernen Wärmeplatten dampften Braten und Gemüse, umgeben von frischem Brot, Rosinenbrötchen und dem verunglückten Napfkuchen, der in seinem Zuckerguss aber ganz glücklich wirkte.
Vor jedem Gedeck stand eine kleine Vase mit ein paar Gänseblümchen.
»Wunderbar, mein Schatz!«, strahlte Graviata und umarmte Rafaela. »Setzt euch, meine Lieben. Ich laufe schnell in den Keller und hole Limonade für die Kinder und für uns Alte eine Flasche von meinem besten Roten. Heute wird gefeiert!«
»Mama«, sagte Rafaela mit Piepsstimme.
»Was ist, Liebes?« Graviata blieb stehen und wandte sich ihr zu.
Rafaela holte tief Luft. »Ich …«
»Nichts ist«, fiel Larabelle ihr ins Wort. »Sie wollte dir nur sagen, äh …«
»… wie lieb sie dich hat«, fiel Lulu ein. Sie war manchmal verflucht schnell von Begriff, viel schneller als Rafaela, die nur verwirrt schaute.
»Ich hab dich auch lieb, mein Schatz. Euch alle!«, antwortete Graviata gerührt, umarmte Rafaela noch einmal und lief in den Keller.
»Ich habe den Weinvorrat deiner Mutter aufgefüllt«, zischte Larabelle. »Mit meinen eigenen Flaschen. Sie wird nichts merken, wir haben den gleichen Geschmack.«
»Tante Belle«, stammelte Rafaela.
»Ich liebe deine Mutter, sie ist eine wundervolle Frau. Aber ich weiß auch, wie hart sie sein kann, wenn sie von jemandem enttäuscht wurde. Und ich weiß, dass du, Rafaela, nie auf die dumme Idee mit dem Wein gekommen wärst, wenn meine beiden Nichtsnutze dich nicht angestiftet hätten. Hab ich recht?« Rafaela zog die Schultern hoch. »Natürlich hab ich recht«, brummte Larabelle. »Aber eins sag ich dir, junge Dame«, sie drohte mit dem Finger. »Wenn so etwas je wieder geschieht, sorge ich persönlich dafür, dass du ein Jahr lang sämtliche Hausarbeit allein verrichtest, und vorher werde ich alle eure Helferlein zu Feuerholz verarbeiten! Sind wir uns einig?«
Rafaela fiel Larabelle um den Hals.
Graviata kam aus dem Keller zurück. »Worauf wartet ihr?«, rief sie. »Greift zu!« Sie entkorkte die Flaschen und füllte die Gläser.
Rafaelas Essen war überaus gelungen, der Braten gerade richtig, die Soße würzig und fast ohne Klümpchen, der Kuchen süß und buttrig.
»Wenn deine Mutter dich nicht mehr will, kommst du zu mir«, sagte Larabelle. Rafaela glühte vor Stolz.
Graviata erzählte von ihrer Arbeit im Palast. König Armand und seine Gemahlin, Königin Feline, hatten schon vor vielen Jahren Graviata zu ihrer persönlichen Schönheitsberaterin ernannt. Graviatas Wässerchen, Salben und Sprüche hatten dem Paar zu der strahlenden Schönheit verholfen, für die es in der ganzen Welt berühmt war. Dieselben Mittelchen sorgten auch dafür, dass das Strahlen des königlichen Paares im Lauf der Jahre und Jahrzehnte nicht verblasste. Königin Feline sah immer noch wie ein junges Mädchen aus, obwohl ihr Sohn, Kronprinz Dorvid, gerade einundzwanzig Jahre alt geworden war.
»Findest du nicht, die Königin sollte so langsam ins Auge fassen, ein wenig zu altern?«, fragte Larabelle. »Sie sieht immer noch wie fünfzehn aus. Wenn ihr Sohn neben ihr steht, wirkt er wie ihr ältlicher Onkel.«
Graviata schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Als
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