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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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    Kleine Rache zwischendurch
    Walter F. Müller
    Verlag: © ESCH-Potsdam 2012
    ISBN: 978-3-943760-47-7
    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb..de abrufbar. Printed in Germany

    Walter Fritz Müller

    Kleine Rache zwischendurch
    1.
    Julia Getti saß vor Ihrem Toilettentisch und blätterte in der Vogue, ihrem liebsten Modemagazin. Es war die englische Ausgabe, die Mr. Steven Newhouse aus Los Angeles mitgebracht hatte. Mr. Newhouse frisierte dort die großen Stars der Filmszene. Jetzt aber schuf er ein Kunstwerk auf Frau Julia Gettis Haupt. Er gedachte, hier in Berlin einen weiteren Damensalon zu eröffnen, nachdem er bereits in London und Paris präsent war. Frau Julia Getti und noch sieben andere schöne Frauen sollten dafür heute Abend hier in der Villa >Julia< Reklame laufen.
    Julia Getti warf die Vogue leicht verärgert auf den Toilettentisch und bat eine der drei Friseurinnen, die Mr. Newhouse aus Los Angeles mitgebracht hatte, ihr das Telefon zu reichen.
    »Schatz«, hauchte sie in das Handy, »würdest du bitte für einen Moment zu mir heraufkommen?«
    Rechtsanwalt Dr. Armin Getti war augenblicklich absolut nicht abkömmlich, da er den Salon inspizierte; schließlich sollte alles für den Empfang in Ordnung sein. Dr. Armin Getti hatte für heute Abend zu seinem 50. Geburtstag geladen. Er sagte: »Selbstverständlich, mein Liebes«, und legte das Handy auf eine Fensterbank.
    Wenn er das Boudoir seiner Frau betrat, was selten genug vorkam, sog er einen angenehmen Duft von Lanvin ein. Die Namen Lacôme, Clarins und Payot, die auf den winzigen Döschen standen, sagten ihm nichts, aber er vermutete teure Pariser Adressen dahinter. Er betrat das Zimmer immer sehr vorsichtig, denn seine liebe Frau deponierte Sonnenbrillen von Aigner, Schuhe von Rossi und andere Accessoires nicht nur auf Sesseln, sondern durchaus auch auf dem Teppich. Es lag ihm fern, das als Unordnung zu kritisieren. Wenn er zu Hause arbeitete, lagen Akten und Bücher auch auf dem Parkett.
    Diesmal hatte er keine Zeit, den Duft zu genießen und Schuhen und Brillen auszuweichen, denn seine Frau fragte ihn, als er eben einen Fuß in das Zimmer gesetzt hatte: »Hast du Herrn Friedanger eingeladen?«
    Friedanger stand nicht auf der Gästeliste. Das wusste sie ganz sicher. Trotzdem fragte sie. Armin Getti beugte sich nach vorn, stützte die Hände auf die Knie und ließ sich in Zeitlupe auf einen Stuhl sinken. Er zählte langsam bis zehn und fragte dann in einem Ton, als handele es sich um das Wetter von vorgestern: »Wozu sollte ich Friedanger einladen? Meinst du, er sollte mir heute viel Glück wünschen?«
    Es schien ihm nicht gelungen zu sein, seinen Ärger über ihr Ansinnen zu verbergen, denn Julia hörte den höhnischen Ton aus seiner Frage deutlich heraus. Das heißt: Sie überhörte ihn.
    »Du solltest ihm eine Jacht abkaufen«, sagte sie leichthin, als hätte sie sich soeben nur ein japanisches Auto gewünscht.
    »Eine Jacht?«, fragte er ziemlich laut und sog die Luft hörbar durch die Nase ein, obwohl ihm die Düfte, die dieser New Yorker Künstler hier versprühte, plötzlich sehr missfielen. »Wozu um alles in der Welt sollte ich eine Jacht kaufen? Und noch dazu von diesem Friedanger, der den Prozess gegen Großmann & Sichel verloren hat!«
    »Wenn du Friedanger verteidigt hättest, mein Liebster, dann hätte Großmann verloren. Und deshalb will ich ein Schiff von Friedanger und nicht eines von Großmann.«
    Er sah eine unerfreuliche Debatte mit seiner Frau auf sich zukommen. Seine Prozesse gewann er beinah alle, aber gegen ihre entwaffnende Naivität war er so ziemlich machtlos, zumal sie 20 Jahre jünger war als er.
    »Sehr löblich, dein Sinn für Gerechtigkeit, wirklich, aber müssen wir das jetzt besprechen?«, fragte er wie beiläufig, aber doch leicht genervt und ohne jede Hoffnung davonzukommen.
    »Ich will eine Jacht von Friedanger«, sagte sie leise, beinahe traurig.
    Armin Getti war überhaupt nicht dazu aufgelegt, jetzt mit seiner Frau zu streiten. Sie saß aufrecht mit durchgedrücktem Rückgrat in ihrem Frisiersessel. Der seidene Umhang umspielte ihre Figur. Sie hatte ihre Beine übereinandergeschlagen. Ihr rundes Knie zeichnete sich unter der Seide ab. Armin Getti war nie dazu aufgelegt,

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