Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
war.
Der Waffenmeister musterte seinen Schüler und traf schließlich einen Entschluss. „Du hast recht“, sagte er. „Es wäre wohl gut, wenn du dir frühzeitig den Respekt der Truppe sicherst, für den Fall, dass du sie eines Tages als Heerführer übernehmen sollst. Und dafür braucht es jede Menge Erfahrung im Kampf. Du bist nun lange genug unter meinen Fittichen. Ich werde mit Margaretha reden. Früher oder später muss sie dir erlauben, mit uns zu reiten.“
Gero folgte Roland unbemerkt, als der zu Margaretha in die große Halle ging, um mit ihr über seinen ersten Einsatz als Söldner zu sprechen.
„Er hat längst das rechte Alter, um endlich den Geruch des Kampfes zu schnuppern“, argumentierte Roland von Briey gegenüber seiner Liebsten mit einiger Vehemenz.
„Ja, ich weiß“, erwiderte die Grafenwitwe, die zwar regelmäßig das Bett mit dem stattlichen Vogt teilte, aber deshalb noch lange nicht immer dessen Ansicht war. „Denkst du nicht, es hat noch Zeit, bis ihm der Gestank von Blut und Angstschweiß den Atem nimmt?“
„Wenn er sich bei der Verteidigung des Hauses Waldenstein als würdig erweisen soll, ist er gezwungen zu kämpfen. Wie sonst soll er sich den Respekt seiner Mannschaften erarbeiten, wenn er schon bald meine Position als Führer unserer Truppen übernehmen soll? Und wie sonst willst du Richard von Breydenbach davon überzeugen, dass sein Sohn auf Waldenstein dringender gebraucht wird als bei den Templern?“
Margaretha schien ins Grübeln zu geraten, was Gero immer daran festmachen konnte, dass sie ab und an flüchtig ihre schmale Nase rieb. Roland hypnotisierte sie regelrecht mit seinem intensiven Blick.
„Du weißt es?“, fragte sie leise, wobei es mehr eine Feststellung war, dass Roland auch ohne ein klärendes Gespräch von der unausgesprochenen Erbschaftsgeschichte wusste. „Und du bist nicht beleidigt, dass ich ihm an deiner Stelle die Burg anvertrauen will?“
„Warum, in Herrgotts Namen, sollte ich beleidigt sein?“, polterte Roland. „Ich bin kein leiblicher Verwandter von dir, und aufgrund unseres Standesunterschieds ist uns eine Heirat verwehrt. Gero hingegen kannst du als deinen Neffen an Sohnes statt annehmen, und Friedrich III. von Lothringen könnte ihm gleichzeitig die Grafenwürde verleihen. Glaub mir, nur das kann seinen herrschsüchtigen Vater dazu bringen, ihn ziehen zu lassen und auf die Erfüllung seines Gelübdes zu verzichten.“
„Na gut.“ Die Gräfin nickte. „Du hast mich überzeugt. Tu alles, was in deiner Macht steht, um ihn möglichst bald zu einem gestandenen Ritter zu erheben. Sobald er die Schwertleite erhalten hat, werden wir Richard davon überzeugen, dass Gott seinem jüngsten Sohn einen anderen Schicksalweg bestimmt hat als der von ihm beschworene.“
Margaretha entließ Roland mit einer unwirschen Handbewegung. „Jedoch“, rief sie ihm beinahe drohend hinterher, „wenn meinem Jungen bei dieser Hatz auch nur ein Härchen gekrümmt wird, wirst du dich vor mir verantworten müssen!“
Gero glaubte vor Glück beinahe zu platzen, als er hinausrannte, um Roland auf dem Übungsplatz zu treffen. Er würde ein Graf werden, und wenn er erst den Titel hatte, würde er Lissy heiraten, ganz gleich, was sein Vater davon hielt.
Kapitel VII
I n einer abendlichen Versammlung der Schutztruppe von Burg Waldenstein, an der Gero regelmäßig teilnehmen durfte, entschied man sich unter Rolands Vorsitz, der ständigen Bedrohung der Landbevölkerung durch die Bande mit dem Eberkopf ein Ende zu setzen.
Hinter den Überfällen stand allem Anschein nach Brunold von Esch, der Sohn eines Wildgrafen, der von seiner adligen Familie verstoßen worden war und nun auf unlautere Weise zu Geld und Einfluss kommen wollte.
In unschöner Regelmäßigkeit raubten er und seine gottlosen Teufel reisende Kaufleute und ganze Dörfer aus, brandschatzten das Land, und dort, wo sie langzogen, ließen sie nur noch Elend und Ödnis zurück. Im Laufe der letzten Monate hatten sie den Tod etlicher unschuldiger Menschen auf ihr Gewissen geladen.
„Es muss etwas geschehen“, hatte Margaretha mit harter Entschlossenheit bestimmt. „Ein Volk in Angst können wir uns auf Dauer nicht leisten. Schließlich dienen sie uns in dem guten Glauben, dass wir für ihre Sicherheit sorgen. Wenn man diese Schurken gewähren lässt, ist schon bald die ganze Ernte vernichtet und niemand mehr da, der sich auf die Felder getraut, um etwas auszusäen.“
Tage zuvor hatte Roland
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