Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)
versicherte er Elisabeth. Mit einer zweiten Kerze in der Hand ging er zur Tür. „Beweg dich nicht“, riet er ihr im Hinausgehen zu. „Ich hole Ines!“
Barfuß und mit rasendem Herzen rannte er die kalten, steinernen Flure entlang, um über die Treppen nach unten in das Gesindehaus zu gelangen, wo Ines sich mit drei anderen Frauen eine Kammer teilte.
Eine der Frauen, eine ältere Magd mit grauem Haar, die eine weiße Nachthaube trug, tat einen unterdrückten Schrei, als der junge Herr nur mit Nachthemd und Hose bekleidet plötzlich vor ihr stand und ihr ins Gesicht leuchtete.
„Steht der Feind vor den Toren?“, rief sie in heller Aufregung und sprang von ihrer Strohmatratze auf.
Ines reagierte gelassener. „Ist es so weit?“, fragte sie nur und war schon halb in den Kleidern, als Gero ihr bestätigend zunickte.
„Wenn mich nicht alles täuscht, ist sie vier Wochen zu früh“, gab die Hebamme mit gerunzelter Stirn zu bedenken. „Blutet sie?“
Gero begriff nicht sofort, dass die Frage an ihn gerichtet war. „N…nein“, stotterte er. „Aber sie hat viel Wasser verloren. Das ganze Bett ist nass.“
„Das ist Fruchtwasser.“ Ines stieß einen kurzen Seufzer aus.
„Ist das schlimm?“, fragte Gero ungewohnt ängstlich.
„Das bedeutet lediglich, dass es kein Zurück mehr gibt und wir das Kind innerhalb der nächsten zwei Tage auf die Welt bringen müssen!“
„Zwei Tage?“ Gero schaute sie verständnislos an. „Bedeutet das, sie wird schon jetzt niederkommen? Ich dachte, wir haben noch Zeit?“
„So Gott will, gebiert sie noch heute Nacht“, erwiderte Ines kurz angebunden und komplettierte ihre Gewandung mit einem schmucklosen, graubraunen Surcot. „Entfacht ein paar Talglichter“, befahl sie ihren verschlafenen Mitstreiterrinnen. „Ich muss rasch noch ein paar Sachen zusammenpacken und benötige dazu mehr Licht.“ Dann schaute sie auf. „Tücher, Kräuter und Salben, wenn ich alles vollständig habe, komme ich nach oben.“ Während Gero noch immer abwartend dastand, warf sie ihre jüngere Gefährtin aus dem Bett und raunzte sie an. „Steh auf, Petronia, und zieh dich an. Du musst mir helfen. Hol heißes Wasser aus der Küche und bring es nach oben zur jungen Herrschaft. Und du, Helga, lässt den Kaplan rufen, aber er soll nicht schon wieder das Weihwasser und das heilige Öl vergessen, wie das letzte Mal, als der alte Jakob im Sterben lag.“
„Heiliges Öl? Sterben? Wovon redest du?“, fragte Gero beunruhigt, doch Ines ging nicht darauf ein und schob ihn stattdessen aus ihrer Kammer.
„Macht Euch keine Gedanken. Ihr könnt wieder nach oben gehen und Eurem Weib zur Seite stehen“, empfahl sie Gero. „Ich bin gleich bei Euch.“
Als Gero zu Lissy zurückkehrte, saß sie schweißnass und am ganzen Leib zitternd in der Dunkelheit, nicht fähig zu sprechen, so stark waren anscheinend die immer wiederkehrenden Schmerzen. Einen Moment lang wusste Gero nicht, was er zuerst tun sollte. Harko, auf den sich seine Hektik übertrug, bellte unentwegt. Gero warf ein Stück Holz nach dem Hund, das er aus dem Korb genommen hatte. Harko schien das nicht zu beeindrucken. Er knurrte kurz und bellte dann umso lauter, während Gero ihn ignorierte, um endlich den Kamin zu befeuern, damit es Lissy warm hatte und im Zimmer heller wurde.
„Halt’s Maul, du Mistköter, oder ich schmeiß dich raus“, brüllte Gero den Hund an, als der gar nicht mehr mit dem Kläffen aufhören wollte. Erstaunlicherweise war Harko sofort still und verkroch sich winselnd in eine Ecke. Gero stand unterdessen auf und kehrte zum Bett zurück, wobei er seine gesamte Aufmerksamkeit nur noch auf Lissy richtete.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er so gefasst wie möglich. Behutsam half er ihr aus dem feuchten Nachthemd und holte sogleich ein frisches aus der Truhe, dessen Stoff zudem ein bisschen dicker gewebt war. Elisabeth wirkte völlig apathisch, sie ließ ihn einfach gewähren, als er ihr die Arme anhob.
„Du musst mir schon ein bisschen helfen“, ermahnte er sie leise. „Ines ist gleich da und wird dafür sorgen, dass es dir wieder besser geht.“
Verdammt, wo bleibt nur diese verdammte Hebamm e, fluchte er stumm. Diesmal würde er sich nicht hinausschicken lassen, ganz gleich, was sie tat und wie lange es dauerte.
„Es tut so weh“, jammerte Lissy matt und strich sich immer wieder über den Bauch.
Gero zeriss es das Herz, sie so leiden sehen zu müssen, und er verfluchte sich augenblicklich für den
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