Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)
bin hier, um die Krankenspeise für mein Weib abzuholen“, erklärte Gero und inspizierte Töpfe und Schüsseln.
„Ist gerade fertig geworden“, warf die ältere Magd ein, von der Gero noch nicht einmal den Namen kannte, wie er sich eingestehen musste. Sie grinste freundlich und hielt ihm eine Schüssel mit gekochtem und püriertem Hühnchen entgegen, das sie noch rasch mit einer ordentlichen Portion Zucker bestreute. Ein Luxus, der auch in einem Adelshaushalt beileibe nicht alltäglich war. Schon gar nicht, seit die Handelskontakte für Rohrzucker unter dem endgültigen Verlust des Heiligen Landes zu leiden hatten. Wobei Gero wusste, dass Margaretha über einige gute Kontakte nach Italien verfügte, von wo aus sie nicht nur den Zucker, sondern auch alle gängigen Gewürze bezog, die in den hiesigen Speisen reichlich Verwendung fanden.
„Ich wollte gerade eine Magd nach oben schicken, um Eurem Weib das Frühessen zu bringen“, fügte der Koch entschuldigend hinzu.
„Danke, nicht nötig“, erwiderte Gero und nahm der Magd mit einem Nicken den hölzernen Napf aus der Hand. Fürsorglich, wie sie war, hatte sie auch noch einen silbernen Löffel zu dem Brei gegeben.
Mit einem knappen Gruß machte Gero sich auf, um über eine äußere Wendeltreppe, die eigentlich nur für die Dienstboten gedacht war, in die oberen Herrschaftsräume zu gelangen.
Es war ihm ein persönliches Bedürfnis, Lissy zu füttern, obwohl sie nicht sterbenskrank war, sondern lediglich ein Kind erwartete. Aber nur so glaubte er, sicherstellen zu können, dass sie aß und bei Kräften blieb. Er kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie bei Unpässlichkeiten gerne das Essen verweigerte.
„Schon wieder püriertes Hühnchen“, protestierte Lissy im Bett sitzend und verzog ihr Gesicht zu einer angeekelten Grimasse, als Gero mit der Schüssel zur Tür hereinkam. Wenigstens hatten die Mägde schon ordentlich eingeheizt, dachte er beim Anblick des prasselnden Kaminfeuers.
„Schau mich bloß nicht so erwartungsfroh an. Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich den Brei nur sehe“, jammerte sie weiter, „geschweige denn rieche.“
Gero setzte sich unbeirrt auf einen Stuhl neben dem Bett und hob demonstrativ den Löffel. „Du musst etwas essen“, sagte er streng.
Harko schien da vollkommen anderer Meinung zu sein und sprang in freudiger Erregung von seinem Stammplatz auf, wo er zwischen zwei dicken Seidenkissen sein Vormittagsschläfchen gehalten hatte.
In der Gewissheit, dass er wieder der Nutznießer sein würde, wenn seine Herrin die angebotene Speise verschmähte, machte er einen langen Hals in Richtung Schüssel und ließ mit unverstellter Vorfreude sein buschiges Schwänzchen tanzen.
„Nichts da“, erklärte Gero düster. „Das ist für dein Frauchen, und auch wenn sie gerade keinen Appetit hat, bleibt es hier stehen, und wehe, du vergreifst dich daran!“
„Ich will nicht“, wiederholte Lissy mit Nachdruck, als Gero noch einmal sein Glück versuchte und den gut gefüllten Löffel vor ihrer Nase auf und ab gleiten ließ. „Ein Stück trockenes Brot würde mir vollkommen reichen.“
„Na schön“, brummte Gero und stellte die Schüssel zur Seite. Dann stand er auf, ging hinaus auf den Flur und marschierte die steinerne Wendeltreppe hinab in die Küche, um einen frisch gebackenen Weißmehlfladen zu holen. Als er zurückkehrte, war die Schüssel mit dem Hühnerbrei wie leergefegt.
„Ach, Lissy!“, schimpfte er. „Während du und das Kind immer dünner werden, stirbt dein Hund an Verfettung.“ Er warf Harko einen missbilligenden Blick zu, der ihn mit treuen Augen ansah und sich dabei genüsslich über das Maul schleckte.
„Danke“, sagte Elisabeth und nahm mit spitzen Fingern den Fladen entgegen, von dem sie ein fingerdickes Stück abzupfte, um es in ihrem Mund verschwinden zu lassen. „Bis du nun zufrieden?“, fragte sie demonstrativ kauend.
„Ja, doch“, knurrte Gero und reichte ihr einen Becher mit Apfelmost.
„Ich will nur, dass es dir und dem Kind gutgeht“, fügte er hinzu.
„Dann bete dafür, dass es möglichst bald zur Welt kommt“, gab sie immer noch kauend zurück. „Damit wir uns endlich wieder den Freuden der Liebe hingeben können.“
Gero seufzte verhalten, weil er ihre Nähe genauso vermisste. Gleichzeitig machte er sich zunehmend Sorgen, ob und wie Lissy die Geburt des Kindes überstehen würde. Um sich nichts davon anmerken zu lassen, griff er nach dem Spielbrett, das neben ihr auf dem
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