Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)
Nässe zu schützen und danach das Bett mit frischen Laken zu beziehen.
Als Gero Lissy in den Armen hielt, halb nackt und vollkommen erschöpft, bemerkte er erst jetzt, wie unglaublich leicht sie trotz des Kindes in letzter Zeit geworden war.
„Ich bin so froh, dass du da bist“, flüsterte sie matt und lächelte. Gero konnte nicht anders und küsste sie sanft, dabei spürte er, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, die er jedoch eisern zurückhielt. Sie durfte keinesfalls bemerken, wie groß seine Angst um sie war.
Als er sie zurück in die frischen Kissen gelegt hatte, gab Ines ihr etwas zu trinken, das offenbar nicht besonders schmeckte. Lissy verzog das Gesicht, schluckte die Flüssigkeit aber trotzdem tapfer. Entgegen ihrer ansonsten ruppigen Art strich die Hebamme Lissy beinahe liebevoll über den Kopf. „Zwischen den Wehen müsst Ihr Euch ein bisschen ausruhen, Herrin, denn für das, was noch kommt, benötigt Ihr Eure ganze Kraft.“
Lissy nickte und schloss dankbar die Augen. Nur Momente später war sie weggedöst.
Als Ines aufschaute, konnte Gero in ihren Augen lesen, dass es nicht gut stand. Mit einem Nicken dirigierte sie ihn hinaus auf den Gang und folgte ihm. Als Harko ihn winselnd anspringen wollte, versetzte Gero ihm einen Tritt, was ihm sogleich leidtat, als der Hund zu winseln begann. Geros Herz klopfte heftiger, als er die Sorgenfalten auf Ines’ Stirn bemerkte. Vergeblich versuchte er, seine Angst zu unterdrücken.
„Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll“, begann die Hebamme zögernd. Ihr Blick war ungewohnt mitfühlend und verunsichert.
Er konnte nicht anders und packte sie hart an den Schultern. „Raus mit der Sprache, Ines. Was ist mit meinem Weib?“
Die Hebamme versuchte nicht einmal, sich ihm zu entwinden. „Das Kind liegt nicht richtig. Es ist eine Steißlage, das bedeutet, der Hintern versperrt den Geburtskanal. Normalerweise drehen die Kinder sich vor der Geburt noch einmal, deshalb hatte ich mir bisher auch noch keine Sorgen gemacht. Aber nun haben die Wehen zu früh eingesetzt, ich habe kaum noch eine Möglichkeit, das Kind zu drehen, weil der Leib des Kindes durch die Senkwehen bereits zu tief in den Schoß gepresst wurde. Hinzu kommt, dass Euer Weib ein unglaublich enges Becken hat, was an ihrer Herkunft liegen mag. Das Kind dagegen ist sehr groß, was an Euch liegen mag.“
„Was willst du mir damit andeuten?“ Gero ließ sie mit einem Ruck los.
„Dass es einen Sinn hat, wenn man sagt, dass sich Menschen verschiedener Herkunft nicht paaren sollten. Vor allem, wenn ein solcher Größenunterschied besteht wie bei Euch und Eurem Weib.“
„Verdammt! Wir können doch nicht einfach aufgeben und Lissy ihrem Schicksal überlassen!“ Gero spürte, wie ihm die Verzweiflung die Kehle zuschnürte.
„Ich kann versuchen, tief in die Gebärmutter einzugreifen und das Kind noch zu drehen. Wenn das nicht gelingt und sie es nicht von alleine herausbringt, bliebe uns nur, das Kind im Mutterleib zu töten und es stückweise aus ihr herauszuschneiden.“
Bei dieser Vorstellung wurde Gero speiübel. Er schluckte angestrengt und schüttelte energisch den Kopf. „Das würde Elisabeth niemals zulassen. Und ich kann es mir, ehrlich gesagt, auch kaum vorstellen.“
„Hauptsache, ich kann es mir vorstellen“, erwiderte Ines seltsam abwesend.
Ohne Geros Antwort abzuwarten, ging sie wieder in die Kammer. Gero folgte ihr, schloss die Tür hinter sich und sah, wie sie sich aufs Neue ans Werk machte. Elisabeth war durch eine neuerliche Wehe wieder zu sich gekommen und streckte sehnsüchtig die Arme nach Gero aus, als sie ihn und seine Begleiterin sah.
„Setzt Euch hinter Euer Weib und haltet sie fest“, befahl Ines, an Gero gerichtet.
Bevor er sie unterhalb der Brüste mit den Armen umschloss, streichelte er ihre Wange und küsste sie sanft. „Alles wird gut“, raunte er und wusste nicht, woher er die Kraft dazu nahm, Zuversicht zu zeigen. Lissy seufzte erschöpft, und trotz ihrer Schmerzen entspannte sie sich ein wenig und legte ihren Kopf an seine Schulter.
„Das Kind liegt falsch“, erklärte Ines ihr ohne Umschweife. „Ich werde nun versuchen, es zu drehen.“
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Lissy. Mit vor Angst geweiteten Augen suchte sie Geros Blick.
„Ines weiß, was sie tut“, bemühte er sich, sie zu beruhigen, obwohl er selbst nicht sicher war, ob er das, was die Hebamme vorhatte, zulassen sollte.
Immerhin machte sie einen kundigen Eindruck, als sie
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