Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
einer Fensterbank und wärmten sich an den spärlichen Strahlen der Wintersonne den Rücken. Gero erschien es, als ob die beiden durch die vorangegangenen Geschehnisse noch enger miteinander verbunden wären. Beide Frauen trugen schwarze Surkots mit grauseidenen Unterkleidern, was sie beinahe wie Zwillinge aussehen ließ. Mit dem Unterschied, dass Margaretha ihr rotblondes Haar offen trug und Jutta die etwas dunklere Variante unter einer weißen Haube versteckte, so wie es sich für eine Ehefrau gehörte.
„Was hat er gesagt?“, fragte Margaretha stellvertretend für ihre Schwester, die offenbar nicht den Mut aufbrachte, das Unausweichliche zu akzeptieren.
„Dass er mich auf dieser Burg nicht mehr sehen will“, erklärte Gero.
Seine Mutter brach augenblicklich in Tränen aus, was ihn davon abhielt, die ganze Wahrheit zu offenbaren. Ihr zu sagen, dass sein Vater ihn in den Tod geschickt hatte und er diesem Ansinnen freudig Folge leisten wollte, würde ihr das Herz brechen.
„Mutter“, sagte er milde und war schon bei ihr, um sie zu trösten. „Hör auf, um mich zu weinen. Wenn jemand weinen sollte, dann ich, weil ich so töricht war, nicht zu tun, was von mir erwartet wurde. Eure Tränen machen es mir nur noch schwerer, endlich meine wahre Bestimmung zu finden. Habt Erbarmen und lasst mich ziehen, ohne Euer Leid auf den Schultern tragen zu müssen. Ich trage schon hart genug an meinem eigenen Schicksal und dem meiner Familie.“
Geros Mutter schaute auf und zückte aus dem Ärmel ihres Unterkleides ein Tüchlein, mit dem sie ihre Nase schnäuzte.
„Ganz gleich, was dieser Tyrann dir eingeredet hat“, schniefte sie laut. „Ich weiß, dass du eines Tages heil und gesund zu mir zurückkehren wirst. Frag mich nicht, warum, ich weiß es einfach. Und nun geh mit Gott, bevor ich vor Selbstmitleid zerfließe.“ Mit einem Mal sprang sie auf und fiel Gero mit solch erstaunlicher Kraft um den Hals, dass es ihn beinahe aus den Stiefeln gehoben hätte. Sie drückte und küsste ihn innig und voller Liebe, als wenn es kein Morgen geben würde. Schließlich ließ sie von ihm ab, und er revanchierte sich bei seiner viel kleineren Mutter mit einem Kuss auf die Stirn. Danach nickte sie Margaretha zu, um ihr die Freigabe zu geben, ähnlich mit ihm verfahren zu dürfen. Doch stattdessen rief die Gräfin nach einer Magd, die ein geflochtenes Körbchen hereinbrachte, das einer tragbaren Kinderwiege glich. Heraus sprang ein kleines, weißes Wollknäuel, das laut zu bellen begann, als es ihn sah, und wie besessen an seinen kniehohen Reitstiefeln emporsprang.
„Harko?“, entfuhr es Gero gerührt, und er ging sofort auf die Knie, um den kleinen Wirbelwind ausgiebig zu kraulen. Ihm war in all dem Elend gar nicht aufgefallen, dass seine Tante den Hund von Waldenstein mitgebracht hatte.
Als er ihr fragend in die blauen Augen blickte, lächelte sie sanft. „Deine Erlaubnis voraussetzend, habe ich den Hund für deine Mutter mitgebracht. Sie benötigt nun mehr Trost als wir alle zusammen. Er wird ihr ein aufmunternder Begleiter sein.“
Gero bedachte beide Frauen mit einem zustimmenden Lächeln. „Eine wunderbare Idee! Und ich dachte schon, du wolltest, dass ich ihn mit nach Jerusalem nehme und ihn auf die Heiden hetze.“
„Du willst nach Jerusalem?“ Der Blick seiner Mutter war ängstlich.
„Vater sagt, irgendjemand muss das Heilige Land zurückerobern, also warum nicht ich? Ich habe ohnehin nichts mehr zu verlieren außer mein Leben.“ Gero grinste.
Schon wieder quollen Juttas Augen vor Tränen über.
„So hört doch auf zu weinen, Mutter.“ Gero war versucht, leicht ungeduldig zu werden, was er sich jedoch nicht anmerken ließ. „Schließlich habt Ihr vor meiner Flucht auch keine Einwände gegen Vaters Entscheidung, mich zu den Templern zu schicken, vorgebracht. Warum hat sich das nun geändert?“
„Weil du inzwischen eine für meinen Geschmack ungesunde Todessehnsucht entwickelt hast, die mir großen Kummer bereitet.“
„Versprecht mir, Mutter, dass Ihr Euch keine unsinnigen Sorgen um mich macht. Vertraut auf Gott den Allmächtigen, genau so, wie Ihr es mir all die Jahre gepredigt habt.“
Gero war nicht sicher, ob seine Worte sie trösteten, aber was konnte er anderes tun? Er ging zu ihr und küsste ihr zum Abschied die Wange und der Gräfin die Hand.
„Lebt wohl und bleibt gesund“, sagte er fest und drückte beide Frauen noch einmal zum Abschied. Als er sah, dass nicht nur seine Mutter, sondern
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