Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
auch seine Tante mehr als gerührt war, drehte er sich rasch um und wandte sich zur Tür, bevor die beiden gemeinsam in Tränen ausbrachen. Danach ging er zu Roland, der vor der Kemenate auf ihn gewartet hatte und nicht weniger gefühlvoll reagierte, aber sich besser im Griff zu haben schien als die Frauen.
„Pass auf dich auf, Junge“, sagte er nur und gab Gero zum Abschied einen Kuss auf den Mund.
„Worauf du dich verlassen kannst“, erwiderte Gero. „Ich verspreche dir, ich sterbe nicht eher, bis das Heilige Land wieder der Christenheit gehört“, versicherte er und wandte sich den Stallungen zu, wo bereits David, sein neues Schlachtross, auf ihn wartete, bepackt mit Waffen und einer Tasche mit persönlicher Kleidung, die er tragen wollte, bevor er den schwarzbraunen Habit eines Templernovizen erhielt.
Als Gero wenig später durch das Burgtor ritt, schien ihm die Sonne warm ins Gesicht, und die ersten Frühlingsboten brachen durch den Schnee. Es war Anfang Februar, und wenn er seinen Zeitplan einhielt, würde er in einer guten Woche Troyes in der Champagne erreichen. Er grüßte den Wachmann mit erhobener Hand, der vor ihm salutierte. Auf dem Weg hinunter ins Tal, wo die Lieser rauschte, wagte er einen Blick zurück zur Burg und schaute auf den felsigen Festungssockel, hinter dem die Katakomben verborgen lagen. Dort hatten Lissy und das Kind nun die ewige Ruhe gefunden.
„Wartet auf mich“, flüsterte er. „Wir sehen uns bald wieder, das verspreche ich euch.“
Kapitel III
A m Abend erreichte Gero die Templerkomturei von Trier, die unmittelbar an der Moselbrücke Maria ad Ponte lag, mitten in einem versumpften Schweineweiler. Gero war schon öfter mit seinem Vater dort gewesen, um Geld einzuzahlen oder welches abzuheben, wenn sie dem Erzbischof ihren vereinbarten Beitrag zum Lehen zollten.
Das graue Steinhaus mit dem Spitzgiebel war nicht besonders prunkvoll, und die Anzahl der Brüder, die den hiesigen Tresor bewachten, wirkte nicht gerade angsteinflößend. Wie sich herausstellte, war der Komtur selbst gar nicht anwesend, sondern nur sein Stellvertreter. Bruder Martin, ein hagerer Bursche mit schütterem Haar, begrüßte Gero am Tor.
„Wir hatten dich eigentlich schon eher erwartet“, sagte er freundlich und wies ihm, nachdem die Formalitäten erledigt waren, einen Platz im Dormitorium zu. Gero wunderte sich nicht über diese Aussage, weil sein Vater anscheinend ihre Auseinandersetzung bei den Templern verschwiegen hatte. „Eure eigentliche Aufnahme zum Novizen erfolgt in Troyes durch den Präzeptor der Champagne“, erklärte Bruder Martin beiläufig. „Auch wird dich niemand von uns begleiten können. Unser Bote nach Franzien ist bereits vor zwei Tagen abgereist, weil er eine eilige Depesche zu überbringen hat. Aber du brauchst trotzdem nicht allein zu reiten. Oben wartet noch ein weiterer Novize, der morgen mit dir nach Franzien aufbrechen will. Sein Name ist Fabius von Schorenfels, und er will wie du ein Ordensritter werden.“
Es war schon spät, und draußen war es längst dunkel, als Gero seinen Hengst im Stall versorgt und Bruder Martin ihm anschließend ein wenig Brot, Käse und Wein gereicht hatte, obwohl die Vesper längst vorbei war. Mit einem Öllicht in der Hand geleitete ihn der Stellvertreter des Komturs hinauf in den ersten Stock, wo das Dormitorium, der Schlafsaal der Templerbrüder, zu finden war.
Vor der Tür blieb der Bruder stehen und gab Gero letzte Anweisungen.
„Im Winter verzichten wir hier auf die Matutin“, erklärte ihm Bruder Martin leise. „Das bedeutet, wir treffen uns erst zum Morgengebet bei Tagesanbruch. Aber keine Sorge! Bruder Albert, der die Nachtwache hält, wird euch rechtzeitig wecken.
Als er die Tür öffnete, wagte Gero erst einen Blick in das angekündigte Dormitorium, bevor er das ihm zugewiesene Bett suchen konnte.
An der Wand brannte ein spärliches Öllicht, das in dem länglichen Raum lediglich eine kaum zu durchdringende Dämmerung erzeugte.
Als Geros Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er, dass von einem Saal wohl kaum die Rede sein konnte. Es handelte sich vielmehr um ein kleines eiskaltes Zimmer ohne Kamin, in dem sich zwölf Betten eng aneinanderreihten.
Fünf davon standen leer. In den Übrigen lagen, fest eingehüllt in graue Wolldecken, vor sich hin schnarchende Gestalten, die sich vom Erscheinen des neuen Gastes nicht stören ließen.
Gero entledigte sich rasch seiner Waffen, seiner Stiefel und seines
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