Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
und wirkte dabei nicht besonders kräftig. Entsprechend staunend war der Blick seines Gegenübers, als Gero sich zu voller Größe erhob und seine Kleidung anlegte.
„Mein Gott, bist du groß“, staunte Fabius. „Und dann diese Muskeln“, feixte er anerkennend und umfasste Geros beeindruckenden Oberarm. „Da muss ich mich wohl vor niemandem fürchten, solange du an meiner Seite bist.“
Gero stierte ein wenig verblüfft in die braunen Mausaugen, nicht wissend, was er auf dieses unvermittelte Kompliment erwidern sollte.
Doch schon fiel der Blick seines neuen Kameraden auf seinen Schwertgurt, und die kleinen Augen weiteten sich voll ehrlicher Begeisterung. „Großer Gott, sag nur, das ist ein echter Anderthalbhänder. Der muss ja ein Vermögen gekostet haben!“
Schneller als Gero reagieren konnte, war der zukünftige Bruder um das Bett gehuscht und nahm die Runde am Ende des mit Hirschleder umwickelten Griffs in Augenschein. „Heilige Maria“, rief Fabius entzückt. „Sogar das Croix Pattée des Ordens wurde schon eingraviert. Da hat es aber jemand besonders eilig, ein echter Templer zu werden!“ Er schaute auf und grinste breit. Gero fielen die tiefen Grübchen in den Wangen auf und die kleine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen.
Nun waren auch die anderen Brüder auf sie aufmerksam geworden und wollten wissen, welche Kostbarkeit Gero besaß, die es wert war, so ein Geschrei zu veranstalten.
„Es war nicht meine Idee“, verteidigte sich Gero prompt. „Mein Vater hat es mir zur Schwertleite geschenkt.“
„Es hat silberne Beschläge“, bemerkte Fabius mit Blick auf die Parierstange. „Soweit ich gehört habe, ist so etwas im Orden nicht erlaubt.“
„Klugscheißer“, erwiderte Gero tonlos und beschloss, dass der Kerl seine kurz zuvor entfachte Sympathie nicht weiter verdiente. „Wenn es dem Orden nicht passt, soll er mir eben ein anderes geben.“
Im nächsten Moment läutete die Glocke zur Laudes und Gero war froh, dass damit jegliche Diskussionen beendet waren. Während Bruder Raimundus die heilige Messe las, herrschte Ruhe, obwohl Fabius, der sich seinen Platz direkt neben Gero gesichert hatte, auch hier von einem Bein auf das andere tänzelte und dauernd zu ihm aufschaute.
Was entweder daran lag, dass er noch nicht auf dem Abort gewesen war, oder daran, dass es seiner Natur entsprach, was Gero nicht hoffen wollte, weil er ansonsten irgendwann die Geduld verlieren und zuschlagen würde.
„Du hast mir noch immer nicht deinen Namen verraten“, quengelte Fabius auf dem Weg zum Refektorium, wo sie das Frühessen einnehmen sollten. Draußen begann es langsam zu dämmern, und Gero wagte einen Blick in den Himmel, um zu sehen, unter welchen Bedingungen sie ihre Reise fortsetzen würden. Wobei er sich fragte, was besser sein würde: wenn die Sonne schien und sie zügig vorankamen oder wenn es regnete oder schneite und seinen Begleiter, völlig durchnässt, vielleicht ein böses Fieber erwischte, das ihn vorzeitig hinwegraffen würde.
„Dämonen sollte man nie seinen Namen verraten, sagte meine Großmutter immer“, spöttelte Gero, „weil sie ansonsten zu viel Macht über einen gewinnen.“
„Jetzt bin ich aber beleidigt“, erwiderte Fabius. Mit gekränkter Miene nahm er sich einen Napf, der ihnen beim Eingang zum Refektorium gereicht wurde, und ging geradewegs zum Küchenbruder, der ihn mit einer gut gefüllten Kelle Haferbrei versorgte. Anschließend goss er sich Sahne und Honig aus zwei bereitstehenden Tontöpfen dazu. Mit gesenktem Haupt ging er zu Tisch, ohne darauf zu achten, ob Gero ihm folgte. Als sich niemand zu Fabius an den Tisch setzte, bereute Gero seine Grobheiten und sah es als Buße an, dass er sich als Einziger zu ihm gesellte. Fabius schien überrascht, doch anscheinend hatte er tatsächlich beschlossen, fortan zu schweigen. Stattdessen senkte er den Blick und beschäftigte sich ausgiebig mit seinem Brei. Auf den Tischen befanden sich Krüge mit dampfendem Rotwein, der mit Wasser verdünnt war, und die passenden Becher dazu. Gero nutzte die Gelegenheit und schenkte nicht nur sich, sondern auch Fabius ein, was dieser mit einem stummen Nicken honorierte. Während er löffelte, betrachtete Gero sein Gegenüber eingehend.
Die Kleidung des Luxemburgers war solide verarbeitet und zeugte durchaus von einem gewissen Wohlstand. Sein braunes, glattes Haar war frei von Läusen und sorgfältig geschnitten, es reichte ihm bis auf die Schultern, ein Umstand, der sich wohl bei
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