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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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möglich“, schaltete sich Laura ein. „Ich kann mich um alles kümmern, während du dir ein wenig Zeit für dich nimmst.“
    Es hatte noch keinen Moment in ihrem Leben gegeben, in dem Jenny nicht in die Bäckerei involviert gewesen war. Sogar als Kind hatte sie jeden Tag ein paar Stunden dort verbracht, Bleche gestapelt oder einfach ihrer Großmutter Gesellschaft geleistet. Dabei hatten sie oft zusammen alte Lieder auf Polnisch gesungen.
    Als wäre es erst gestern gewesen, fühlte sie die Hand ihrer Großmutter, die ihr zärtlich über den Kopf strich. „Du hast die wichtigste Aufgabe von allen“, hatte Granny immer gesagt, als Jenny noch ganz klein gewesen war. „Du erinnerst mich daran, warum ich backe.“
    Eine liebevolle Erinnerung, ja. Und Jenny musste zugeben, dass sie mit einer Unmenge solcher Erinnerungen gesegnet war. Sie hatte so viel Gutes in ihrem Leben – inklusive des Städtchens Avalon. Sie liebte diese Stadt, und sie liebte die Bäckerei. Trotzdem wurde sie von einer unerfüllten Sehnsucht geplagt. Nach der Schule war sie in die Bäckerei eingetreten, kurz darauf alleinige Besitzerin geworden, und ja, es war kein schlechtes Leben, aber vielleicht, nur vielleicht, könnte sie diese Chance ergreifen, wegzugehen und ein anderes Leben zu leben.
    Aber jetzt? Die Frage nagte an ihr. Seit dem Feuer verspürte sie endlich eine Verbindung zu Rourke. Vielleicht war das der gewichtigste Grund, sich umzudrehen und so schnell wie möglich wegzulaufen. Sie trank noch einen Schluck und hoffte, dass die anderen die Gefühle nicht spürten, die aus ihr herauszustrahlen schienen. Und dann merkte sie es – die vertraute Panik, die auf sie zustampfte wie eine Dampflokomotive, die Fahrt aufnahm. Gott, nicht jetzt, dachte sie. Bitte, nicht jetzt.
    Okay, sagte sie sich. Okay, sie könnte sich einfach entschuldigen, ins Badezimmer gehen und eine Tablette nehmen. Kein Problem. Doch als sie da so vollkommen ausdruckslos saß und versuchte, ihre Verzweiflung zu verbergen, drängte sich ein seltsamer Gedanke durch den Morast aus Angst. Seitdem sie bei Rourke wohnte, hatte sie noch keine Panikattacke gehabt.
    Zufall? Wäre das sowieso passiert, oder hatte es mit der Art zu tun, wie sie sich fühlte, wenn sie mit Rourke McKnight zusammen war?
    Greg, Olivia und Connor räumten den Tisch ab und kümmerten sich um den Abwasch, sodass Philip, Laura und Jenny alleine zurückblieben.
    „Erzähl mir von Mariska“, sagte Philip plötzlich zu Laura. „Ich will sie verstehen.“
    Jenny beugte sich fasziniert vor. Er schien die Frage absichtlich in ihrer Gegenwart zu stellen. Und Laura nahm ihm die direkte Frage anscheinend nicht übel. „Sie ist lange Zeit fort gewesen“, sagte sie und schaute von Philip zu Jenny. „Und nachdem sie mit Jenny hergezogen war, ist sie immer noch sehr oft ausgegangen. Ihre Eltern waren glücklich, sich um das Baby kümmern zu können.“ Laura strahlte Jenny an. „Du warst unser aller Engel.“
    Jenny versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen. Oft ausgehen bedeutete vermutlich, zu feiern. Sie wusste von den Unterhaltungen mit ihren Großeltern, dass ihre Mutter nicht unbedingt jede Nacht nach Hause gekommen war. Ein Wochenendausflug konnte sich leicht auf eine Woche ausdehnen, manchmal auch zwei. Deshalb hatte auch niemand Alarm geschlagen, als sie eines Nachts nicht nach Hause kam. Natürlich hatte niemand ahnen können, dass diese erste Nacht der Anfang von für immer sein würde.
    „Die Majeskys waren wundervoll“, sagte Laura. „Sie haben Jenny all ihre Liebe gegeben. Ein glückliches Kind ist etwas sehr Mächtiges. Es ist unmöglich, traurig zu sein, wenn man ein lachendes kleines Mädchen auf dem Schoß hat.“
    Jenny versuchte, ihr Lächeln beizubehalten. Ja, sie war ein fröhliches Kind gewesen, aber ebenso ein Mädchen, das sich im Alter von vier Jahren bereits daran gewöhnt hatte, dass ihre Mutter immer wieder für einige Zeit verschwand.
    „Wann ist ihnen klar gewesen, dass sie nicht wiederkommen wird?“, fragte Philip.
    „Das kann ich nicht genau sagen. Vielleicht nach einem Monat, sechs Wochen. Ich erinnere mich, dass Leo einem Polizisten, der jeden Morgen auf einen Kaffee und ein Stück Gebäck vorbeikam, erzählt hat, dass Mariska sich normalerweise immer telefonisch gemeldet habe, doch diese Anrufe jetzt aufgehört hätten. Irgendwann wurde aus der anfänglichen Besorgnis echte Sorge, und es wurde eine Vermisstenmeldung aufgegeben, aus der eine groß angelegte Untersuchung

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