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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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dann auf das Papier in meinem Schoß und wieder in sein regungsloses Gesicht.
    Â»Sie nehmen mich doch nicht auf den Arm, Holmes?«, unternahm ich einen letzten Versuch.
    Â»Lesen Sie, ich nutze die Zeit und werde ein paar Experimente durchführen. Wenn Sie sich über die Bemerkungen auf dem Zettel im Klaren sind, können wir vielleicht endlich zu den Fakten dieses Falls kommen.«
    Â»Des Falls, Holmes?«
    Er tat gelangweilt und schien ermüdet von meiner Uneinsichtigkeit, wandte sich ab und ging zu seinem Arbeitstisch.
    Â»Lesen Sie, Watson«, und nach einer kurzen Pause, »bitte!«
    Ich beobachtete ihn noch dabei, wie er eine rötliche Flüssigkeit in ein Reagenzglas füllte, den Bunsenbrenner anzündete und mit dem Erhitzen derselben begann. Ich nahm den Zettel und betrachtete seine Aufzeichnungen. Um dem Leser einen Einblick über meinen damaligen Geisteszustand zu vermitteln, führe ich im Folgenden den Wortlaut von Holmes’ Niederschrift auf:
    3. Januar, 18 Uhr
    Watson beginnt sich hin- und herzuwälzen, klagt und flüstert immer wieder die Worte »Wie in Compton Lodge, wie in Compton Lodge«. Nachdem er etwa zwei Stunden geschlafen hat, sitzt er plötzlich im Bett und schreit: »Nein, ich habe nichts damit zu tun.« Dann nimmt er die Hände vors Gesicht und weint leise. Ich warte, bis er sich beruhigt hat, schüttele ihn kräftig und schlage ihm ein paar Mal mit der flachen Hand ins Gesicht. Er wird wach, sieht mir in die Augen und fleht mich um Hilfe an. »Ich kann nichts dafür, Holmes, ich kann nichts dafür. Sie müssen mir helfen!« Kurz darauf schläft er ein
.
    3. Januar, 23 Uhr
    Ich habe es mir im Sessel vor Watsons Bett so bequem wie möglich gemacht. Dieser beginnt zu delirieren, erneut fallen die Worte »Compton Lodge« und er beteuert mehrfach seine Unschuld. Dieses Mal jedoch stöhnt er: »… es ist … verschwunden, weg, verschwunden«. An diesem Punkt fängt Watson an, immer schneller zu atmen und den Kopf von einer Seite auf die andere zu werfen, wieder und wieder. Endlich schläft er entkräftet ein
.
    4. Januar, 14 Uhr
    Â»Schaffen Sie das Farnkraut weg, schnell, das Farnkraut!« Watson sieht mich an, als sei er vollkommen klar, nennt mich beim Namen, insistiert. Ich nicke und verspreche ihm, dass ich mich darum kümmern werde. Dann schläft er wieder
.
    4. Januar, 19 Uhr
    Mrs. Hudson bringt eine heiße Brühe, die sie auf einen Hocker neben das Bett stellt. Watson wacht auf, betrachtet die Suppe und schlägt ohne jede Vorwarnung gegen den Teller, der an der gegenüberliegenden Wand landet. »Haben Sie ihn gesehen? Da war er, hier, im Zimmer!« Und nach einer kurzen Pause in vollkommen ernsthaftem Ton: »Wenn Sie es nicht tun, tue ich es. Holmes, ich flehe Sie an.« Dann schlägt er wie von Sinnen Kinnhaken in die Luft, bis er gänzlich erschöpft zur Seite fällt und die Besinnung verliert
.
    5. Januar, 21 Uhr
    Dem Patienten geht es seit seinem letzten Anfall deutlich besser, er erfreut sich guten Appetits und ist in Momenten in der Lage, kurze Gespräche zu führen. Nach einem langen, etwa fünfstündigen Schlaf wacht er auf und erkundigt sich nach seiner Garderobe. Ich werde stutzig, weise ihn darauf hin, dass er für heute keine mehr benötigen werde. Watson sieht mich an, ist ungehalten und verlangt erneut nach seiner Garderobe. Das Treffen stünde an, wie ich das habe vergessen können. Ich spiele mit und frage ihn, auf wie viel Uhr es anberaumt sei. Halb zehn, wie ich eine solch unsinnige Frage stellen könne. Ich vermute, dass er mich für eine andere Person hält. Was denn zu besprechen ist, will ich wissen. Watson nimmt die Hand vor den Mund, sieht sich um und flüstert: »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« »Und wo?«, frage ich ihn. »Im Sitzungszimmer, wo denn sonst.« Mit einem Mal springt er vom Bett auf, stößt mich zur Seite und eilt aus dem Zimmer. Er trägt ein langes Nachthemd und blickt wie ein wild gewordener Irrwisch in unserem gemeinsamen Wohnraum umher. »Wo ist das Zimmer? Wo?«, schreit er. Watson reißt die Tür zu meinen Räumlichkeiten auf, kommt zurück und bricht zusammen. »Tun Sie etwas! Retten Sie ihn. In Gottes Namen, Holmes, ich flehe Sie an!« Ich versichere ihm, mein Bestes zu tun. »Das Zimmer, es ist verschwunden!« Ich packe ihn, halte ihn fest. Nach und nach

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