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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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mein Gefährte seinen Bericht abzubrechen versuchte.
    Â»Holmes!«
    Â»Ja, Watson?«
    Â»Warum wurden Sie dann noch nachträglich hinzugezogen?«
    Â»Wir reden ein anderes Mal darüber.«
    Mir blieb der Mund offen stehen, erst begann er mit dieser abenteuerlichen Erzählung und jetzt sollte ich auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertröstet werden?
    Â»Erzählen Sie schon! Lassen Sie sich doch nicht so bitten.«
    Er starrte vor sich hin und schüttelte mehrfach leicht den Kopf. Sein Blick war ins Leere gerichtet, es brauchte mehrere Aufforderungen, bis er sich mir wieder zuwandte.
    Â»Die Kirche selbst hat die Vorgänge damals verschleiert. Wie es Bischof Montgomery gelungen ist, die Polizei davon zu überzeugen, den Fall nicht weiter zu verfolgen, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Â»Und?«
    Selbst mein mehrfaches Insistieren konnte ihn nicht dazu bewegen, weiterzusprechen. Ich hatte ein Einsehen, er würde früher oder später ohnehin darauf zurückkommen.
    Â»Lassen Sie uns gehen«, schlug ich vor, »ich spüre, dass meine Kraft nachlässt.«
    Im Pigeons Inn nahmen wir eine für die englische Landküche beachtliche Mahlzeit ein, Mrs. Brown übertraf mit ihrem Irish Stew meine kühnsten Erwartungen. Holmes schien ein wenig abwesend und grüblerisch, als gäbe es ein Problem, das er immer wieder durchdachte. Wir zogen uns auf unser Zimmer zurück und saßen gerade bei einem trockenen Sherry, als es klopfte und ein etwas ländlich aussehender, stämmiger Mann eintrat. Mein Gefährte stellte ihn als Jason Butler vor und bat ihn Platz zu nehmen. Seine schweren Schritte ließen alle leichteren Gegenstände im Raum vibrieren.
    Â»Und? Haben Sie das Gut inspiziert?«
    Â»Ja, Mr. Holmes. Es ist genau, wie Sie vermutet haben, heruntergekommen und in schlechtem Zustand. So, als hätte schon seit Jahrzehnten niemand mehr danach gesehen. Ein höchst trauriger Anblick.«
    Ich war überrascht. Der Mann wirkte zwar ein wenig grob, aber seine Redeweise verwies ohne jeden Zweifel auf eine gute Bildung. Das erwähnte Anwesen, so erfuhr ich aus der Erzählung, lag in der Nähe der Küste, nur ein paar Meilen von unserem Gasthof entfernt. Butler händigte meinem Gefährten drei Bögen Papier aus und verabschiedete sich von uns. Holmes verteilte sie auf dem Boden: Zwei davon zeigten den Grundriss eines englischen Landsitzes, zum einen das Haupt- und zum anderen das Nebengebäude. Das dritte Blatt stellte eine erweitere Ansicht auf den gesamten Besitz dar. Holmes rauchte eine Zigarette, langsam, ohne Hast und starrte weiter auf die einzelnen Blätter. Ich hingegen wurde immer müder, weshalb ich entschied, mich hinzulegen. Mein »Gute Nacht, Holmes« blieb unbeantwortet, wie viele Fragen an diesem Tag.

V. Compton Lodge
    Nach dem Frühstück machten wir uns für einen Morgenspaziergang fertig. Holmes verstaute die Papiere in einer ledernen Umhängetasche und steckte seinen Feldstecher ein. Draußen erwartete uns zu meiner Überraschung Jason Butler, der in einem robusten Arbeitsanzug steckte. Was hatte Holmes vor? Eine Landpartie? Es war diesig und feuchtkühl.
    Â»Wohin soll es denn gehen?«, wollte ich von ihm wissen.
    Â»Nur eine kurze Reise in die nähere Umgebung, lieber Freund.«
    Butler ließ uns in eine schon bereitstehende Kutsche steigen, die er selbst fuhr. Wir verließen Fordwich in Richtung Nordosten und passierten dabei eine Vielzahl von Hopfenfeldern. Mein Gefährte hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Immer wieder sog er die Luft tief ein. Plötzlich war der Geruch des Meeres allgegenwärtig.
    Â»Und, Watson? Wissen Sie schon, wohin wir fahren?«, fragte er mich plötzlich.
    Â»Compton Lodge?«, mutmaßte ich.
    Er verzog keine Miene, ein deutliches Zeichen, dass die Annahme richtig war.
    Â»Nach meinen Informationen ist das Gut seit etwa zwanzig Jahren unbewohnt. Wir werden uns erst einmal einen Eindruck verschaffen und dann die Gebäude ablaufen. Alles Weitere wird sich vor Ort ergeben.«
    Kurz darauf bogen wir in einen matschigen, von Bäumen gesäumten Weg ein. Ich lehnte mich aus dem Fenster und betrachtete den stattlichen Besitz, der vor uns auftauchte. Wir kamen auf einen breiten Kiesweg, der allerdings unter der fehlenden Pflege litt, denn an vielen Stellen wucherte Unkraut. Die Kutsche hielt auf dem Vorplatz, und wir stiegen aus. Es

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