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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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Stimmgabel zu tun?«
    Â»Unser Vater hatte die Angewohnheit, jeden Abend nach dem Essen noch ein wenig Klavier zu spielen. Bevor er jedoch zu musizieren anfing, griff er seine Stimmgabel und prüfte den Klang des Instruments. Es war immer die gleiche Prozedur. Die Gabel wurde in unserer Familie über Generationen weitergegeben.«
    Â»Und dann war sie eines Tages verschwunden, Holmes?«
    Â»So ist es. Der alte Herr war ein gewissenhafter und präziser Mann. Als er bemerkte, dass dieses, aus seiner Sicht, unersetzbare Objekt fehlte … ich brauche Ihnen wohl kaum weiter auszuführen, was das bedeutete. Um es kurz zu machen, sie tauchte nicht auf, selbst nachdem man das Haus auf den Kopf gestellt hatte. Was auch unternommen wurde, sie war nicht zu finden. Mein Bruder Mycroft fand meine leidenschaftliche Suche enervierend, wie er sich auszudrücken pflegte.«
    Â»Und Sie haben die Stimmgabel aufgespürt?«
    Holmes zog an seiner Meerschaumpfeife und grinste versonnen.
    Â»Die Sache ließ mich nicht mehr los, ich war wie besessen. Und als ich die Stimmgabel schließlich präsentieren konnte, war mein Vater außer sich vor Freude.«
    Â»Wo war sie? Wie haben Sie es angestellt?«
    Â»Ich hatte mich erinnert, dass es an dem Tag, als die Stimmgabel verschwand, sonnig und warm war. Einer der ersten Frühlingstage im Jahr. Wie ich von einer der Hausangestellten erfuhr, hatte sie das Fenster des Raums, in dem sich Klavier und Gabel befanden, eine gute Stunde lang komplett geöffnet, um zu lüften. Das Zimmer lag im ersten Stock unseres Hauses zum Garten hin; es hätte also einer hohen Leiter bedurft, um einzusteigen, was ich aber wegen der nicht vorhandenen Abdrücke auf der Wiese schnell ausschließen konnte. Also kein Diebstahl, … wobei das nicht ganz stimmt.«
    Holmes lächelte verschmitzt.
    Â»Demnach hatte jemand vom Personal die Finger im Spiel.«
    Â»Nein, Watson. Und wir hatten auch keinen Besuch. Der Dieb war ein höchst intelligentes Tier, das man übrigens schon von alters her bezichtigt, besonders gerne glänzende Objekte zu stehlen.«
    Â»Eine diebische Elster«, warf ich dazwischen.
    Â»Genau! Eine Woche lang stellte ich Beobachtungen an. Diese Tiere besitzen eine besondere Fähigkeit, weshalb sie ihren Artgenossen überlegen sind, denn sie haben eine Art Gedächtnis für Objekte. Elstern können Futter oder andere Gegenstände in separaten Verstecken horten. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen wissen sie, auch ohne das Objekt wahrzunehmen, wo sie es versteckt haben.«
    Â»Wunderbar, Holmes. Nur, wie sind Sie auf die Elster gekommen?«
    Â»Ein Nest in einem alten Ahorn nur ein paar Yards vom Haus entfernt. Übrigens einer der bevorzugten Nistplätze dieser Vögel. Ich habe an einem sonnigen Morgen ein Experiment gemacht und einen silbernen Löffel als Köder benutzt. Dann habe ich mich bei geöffnetem Fenster im Raum versteckt. Es hat etwas gedauert, aber dann kam die diebische Elster zurück an den Ort der Tat und flog schließlich mit dem Besteckteil davon. Ihr Versteck entdeckte ich in einer Lücke zwischen zwei Dachziegeln. Damit war mein erster Fall geklärt, vor allem aber mein Interesse geweckt.«
    Holmes war bestens aufgelegt, die Erinnerung an diese Episode versetzte ihn geradezu in Hochlaune, weshalb er wohl auf die Ereignisse zu sprechen kam, die sich vor gut zwanzig Jahren hier in Kent zugetragen und ihn schon damals in diese Gegend verschlagen hatten.
    Â»Eine komplizierte Sache, Watson. Ich wurde erst einige Wochen später hinzugezogen, als man die Hoffnung auf eine Klärung der Hintergründe schon so gut wie aufgegeben hatte.«
    Er wartete auf eine Reaktion meinerseits, die jedoch ausblieb. Holmes holte sein Zigarettenetui heraus und ließ es durch die Finger der linken Hand gleiten. Das Gespräch stockte, ohne dass ich einen Grund dafür hätte nennen können. Dann sprach er unvermittelt weiter:
    Â»Sie erinnern sich vielleicht an den Skandal um diesen Pfarrer, den man enthauptet am Strand, übrigens hier in der Nähe in Herne Bay, gefunden hat? Ich wurde von Bischof Milton Montgomery, dem Stellvertreter des Erzbischofs von Canterbury, hinzugezogen. Allerdings erst, nachdem die offizielle Untersuchung bereits abgeschlossen war.«
    Die auf der Tischplatte verteilt liegenden Brotkrumen schnippte er auf den Fußboden. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass

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